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Gestrandet in Charkow. Die Begeisterung der Berliner Spieler über ihre Ankunft in der Ost-Ukraine hielt sich in Grenzen.

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Update

Alba mittlerweile im Bus unterwegs: Odyssee nach Odessa

Die Basketballer von Alba Berlin versuchen seit Dienstagnachmittag ihren nächsten Spielort im Eurocup zu erreichen. Doch wegen des Kälteeinbruchs irrt die Mannschaft seit mehr als 40 Stunden kreuz und quer durch die vereiste Ukraine.

Der ersehnte Boden war in Sicht, die Landung zum Greifen nah, Alba Berlins Basketballer wähnten sich bei ihrem zweiten Anflug auf Odessa schon am Ende ihrer Odyssee. „Und dann zieht der das Ding noch mal hoch“, sagte Sportdirektor Mithat Demirel über den Moment, als der Pilot von Flug AUI55S die Maschine wegen Sturmböen doch noch abdrehen ließ und statt Odessa die ukrainische Hauptstadt Kiew ansteuerte.

Es war der vorerst letzte Höhepunkt einer inzwischen mehr als 40-stündigen Irrfahrt, die auch in der Nacht zu Donnerstag noch kein Ende gefunden hatte. Um 20.30 Uhr am Mittwochabend stieg die Mannschaft in einen Bus, um die gut 500 Kilometer von Kiew nach Juschni zurückzulegen, wo die Berliner eigentlich schon am frühen Mittwochabend gegen das Eurocup-Team von Khimik hätten spielen sollen. Am Donnerstagabend soll die Partie nun definitiv stattfinden, die genaue Startzeit wird erst festgelegt, wenn Alba tatsächlich in Juschni angekommen ist.

„Wir sind alle in einem Boot, wir weinen uns nicht gegenseitig voll“, fasste Demirel die Stimmung in der Reisegruppe zusammen, bevor die Berliner den Bus bestiegen. „Aber es ist natürlich eine Scheißsituation.“ Die mögliche Dauer der Überlandfahrt gab Demirel angesichts der ungewissen Straßenverhältnisse mit „mindestens acht, vielleicht auch 15 Stunden“ an: „Wir haben nicht so richtig das Superwetter, hier sind 25 Grad minus.“

Die übrigen Fluggäste stritten um die wenigen Betten in Charkow

Seit Dienstagnachmittag versuchen Demirel und die Mannschaft von Trainer Sasa Obradovic, Juschni zu erreichen. Die Anreise zählt schon jetzt zu Albas denkwürdigeren Ausflügen. Dabei spielten die Unruhen in der Ukraine keine Rolle, das Wetter aber machte alle Pläne zunichte. Bis Kiew lief am Dienstag noch alles gut, doch als der Flug nach Odessa weit länger als die geplante Stunde dauerte, wurde Demirel unruhig. „Wir sind eine Stunde lang über Odessa gekreist“, berichtet Albas Sportdirektor, „wir konnten wegen einer vereisten Landebahn nicht landen.“ Das Flugzeug kehrte nach Kiew zurück – doch dort war der Flughafen wegen eines Schneesturms inzwischen gesperrt worden. Das Flugzeug der Berliner wich schließlich nach Charkow in der Ostukraine aus – zum einzigen Flughafen in der Ukraine, der noch offen war. Da war es bereits Mitternacht.

„Voraussichtlich werden wir nach dem Spiel wieder mit dem Bus nach Kiew zurückfahren müssen“

Beim Landeanflug schickten die Berliner dem Manager des BC Donezk, mit dem Obradovic vor seinem Berliner Engagement gearbeitet hat, eine Kurznachricht, er möge ihnen ein Hotel in Charkow organisieren. Während sich die übrigen Fluggäste um die wenigen freien Betten im Hotel am Flughafen von Charkow stritten, konnten die Berliner einchecken und bekamen sogar noch eine Mahlzeit serviert. „Der italienische Schiedsrichter, der auch im Flugzeug war, musste sich in einer Bruchbude ein Bett teilen und hat auch nichts zu essen bekommen“, sagte Demirel. Ab dem frühen Mittwochmorgen versuchte Demirel, den Weiterflug nach Odessa zu organisieren. Nachdem der Start zunächst verschoben worden war, hob die Maschine am Nachmittag tatsächlich ab. Eine Landung in Odessa war aber erneut unmöglich, das Flugzeug musste abdrehen und in Kiew landen.

Dort begann abermals ein wildes Herumtelefonieren. Die Verantwortlichen der Euroleague, die auch den Eurocup ausrichtet, beharrten auf dem heutigen Donnerstag als Spieltermin und setzten die Partie offiziell an. Um nicht den Verlust der Punkte und etwaige Strafen zu riskieren, hatten die Berliner keine andere Wahl, als in den Bus zu steigen – alle weiteren Flüge nach Odessa am Mittwochabend und Donnerstagmorgen waren bereits gestrichen worden. Trainer Sasa Obradovic hatte sich seinen gestrigen 45. Geburtstag sicher anders vorgestellt.

Die schlechteste Nachricht unter den vielen Hiobsbotschaften für Alba: Das Wetter in der Ukraine soll sich weiter verschlechtern. „Voraussichtlich werden wir nach dem Spiel wieder mit dem Bus nach Kiew zurückfahren müssen“, sagt Demirel.

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