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Alba feiert den Pokalsieg.

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Alba nach dem Pokalsieg: Was zum Anfassen

Alba Berlin hofft, dass der Pokalsieg dem Team einen Schub für den Rest der Saison gibt.

In der Hand trug Mauricio Parra eine schwere Trophäe, im Mund eine nicht mehr ganz leichte Zunge. „Eigentlich hätten wir das Ding gleich in Berlin lassen können“, sinnierte Alba Berlins Co-Trainer, bevor er am Flughafen Stuttgart in die Maschine nach Tegel stieg. „Im Prinzip haben wir den Pokal nur nach Ulm und wieder zurückgeschleppt.“ Ganz ernst meinte Parra das nicht, von Routine konnte bei Alba am Sonntagabend trotz des zweiten Triumphs in Folge im BBL-Pokal keine Rede sein. Im Gegenteil.

Kapitän Sven Schultze beispielsweise lief mit leuchtenden und bisweilen wirr flackernden Augen durch die Gegend und konnte gar nicht aufhören, seinen jungen Kollegen Akeem Vargas zu knuffen. Der 35-jährige Schultze hat in seiner langen Karriere schon viele Titel gewonnen, trotzdem sprach er von einem „berauschenden Wochenende“, das die Berliner Basketballer mit den Siegen im Halbfinale gegen Bamberg und im Endspiel gegen Ulm hingelegt hatten. „Für viele Jungs ist es der erste Titel der Karriere, für die freut es mich ganz besonders“, sagte Schultze. „Ich hoffe, dass uns der Pokalsieg einen Boost für den Rest der Saison gibt.“

Boost, Schub, Schwung, Rückenwind: Nahezu alle Berliner betonten, dass der Triumph von Ulm noch sehr wertvoll werden könnte. „Das überzeugt. Das bestätigt. Daran wächst man“, sagte Geschäftsführer Marco Baldi, der nicht müde wurde, „Charakter“ und „Einstellung“ dieser Alba-Mannschaft zu loben: „Es macht mich ganz persönlich richtig glücklich, ein Team zu haben, das so eine Lust hat und richtig geschlossen ist.“ Alba habe nicht das Team mit der höchsten individuellen Qualität in der Liga, die Mannschaft sei dafür aber „sehr, sehr geschlossen und homogen“. Der Titel, die Trophäe, die Medaille um den Hals – für diese Dinge sei man Sportler, betonte Baldi: „Ich sag’ den Spielern immer: Es gibt so viele grandiose Athleten auf dieser Welt, die mit einem dicken Bankkonto in ihren verdienten Ruhestand gehen. Aber die können ihren Kindern nichts zeigen, das man anfassen kann. Das hier ist was zum Anfassen.“

Baldi hatte ein nahezu perfektes Alba-Wochenende und zwei Spiele fast ohne Schwäche gesehen, in denen Coach Sasa Obradovic und seine Spieler als Einheit auftraten. „Sasa ist kein einfacher Trainer. Aber jeder Spieler hat verstanden, dass er ihn weiterbringt“, sagte Baldi. „Alle Spieler wollen weiterkommen.“

Fragen nach der Favoritenrolle in der Meisterschaft wies der Manager aber energisch zurück. „Es ist ein weiter Weg, es ist alles fragil. Wir sind Realisten,“, sagte Baldi und verwies darauf, wie schnell ein starkes Team vom Weg abkommen kann: „Wir hatten im letzten Jahr drei Kreuzbandrisse. Das interessiert heute natürlich keine Sau mehr.“ Auch Sven Schultze betonte, dass ein Pokalsieg im März nicht unbedingt gut für die Play-offs im Mai sein muss: „Letztes Jahr haben wir uns zurückgelehnt und gedacht, es läuft von alleine.“ Alba schied im Viertelfinale aus.

Dem Anschein nach steht das in dieser Saison nicht zu befürchten. Spieler wie Akeem Vargas haben sich der Philosophie von Obradovic hundertprozentig verschrieben. „Wir schenken uns nichts im Training. Der beste Coach der BBL hat uns zusammengebracht“, schwärmte Vargas. Letztes Jahr spielte der 23-Jährige noch in der Zweiten Liga, in Ulm konnte er sich neben seinem ersten Titel die Umarmungen von etlichen der rund 500 mitgereisten Alba-Fans abholen. „Ich genieße den Moment und schaue erst mal nicht nach vorne“, sagte Vargas. „Ich hoffe aber, dass es was ganz, ganz Spezielles wird. So fühlt es sich jedenfalls an.“

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