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Sport: Alba spielt sich frei

Mit dem souveränen 65:39 gegen Bonn verkürzen die Berliner in der Play-off-Halbfinalserie auf 1:2

Berlin - Grimmige Mienen in Gelb, entspanntes Lächeln in Magenta: Bereits vor dem Heimspiel von Alba Berlin gegen die Baskets Bonn war den Teams anzumerken, auf wem der Druck lastete. Nach zwei knappen Niederlagen im Play-off-Halbfinale mussten die Berliner gewinnen, um in der Best-of-five-Serie auf 1:2 zu verkürzen und ein frühes Saisonende zu vermeiden. Am Ende des Samstagabends grinsten nur die Berliner. Durch ihre bislang mit Abstand beste Play-off-Leistung fertigten sie Bonn mit 65:39 (28:22) ab und hielten ihre Hoffnung auf eine Wiederholung des Meistertitels am Leben. Trotzdem muss Alba am Dienstag in Bonn gewinnen, um zum 2:2 auszugleichen und ein entscheidendes Spiel in Berlin zu erzwingen. „Man hat heute gesehen, dass das Team lebt und alles tut, um zurückzukommen“, sagte Albas Sportdirektor Henning Harnisch. „Es war nur ein Sieg, aber es war ein Zeichen.“

Eine halbe Stunde vor Spielbeginn hatte es zunächst eine schlechte Nachricht für die Berliner Fans gegeben: Immanuel McElroy betrat die Arena am Ostbahnhof nicht wie gewohnt im gelben Trikot, sondern im braungestreiften Polo-Hemd. Albas Antreiber, der sich bislang mit einer Bauchmuskelverletzung durch die Play-offs geschleppt hatte, klagte vor dem Spiel auch noch über Rückenschmerzen und musste passen. Für McElroy rückte Kapitän Patrick Femerling als zwölfter Mann in die Mannschaft.

Zunächst brachten aber zwei andere Deutsche die Alba-Fans unter den 13 729 Zuschauern zum Jubeln. Steffen Hamann erzielte die ersten beiden Körbe für Alba und bereitete den dritten mit einem schönen Pass vor. Und nach knapp sieben Minuten wurde es in der ohnehin schon lauten Arena wirklich ohrenbetäubend: Beim Stand von 9:12 aus Sicht der Berliner schickte Alba-Trainer Luka Pavicevic Philip Zwiener aufs Feld, den Nationalspieler und ewigen Bankdrücker. Wenig später erzielte Zwiener seinen ersten Punkt, als er einen von zwei Freiwürfen verwandelte. Trotzdem beendete Bonn das erste Viertel mit einer 16:13-Führung. Bis zu diesem Zeitpunkt wirkten die Berliner vom immensen Druck gehemmt.

Nachdem Bonns Center-Schwergewicht John Bowler nach der ersten Pause auf 18:13 erhöht hatte, verging den Gästen zum ersten Mal das entspannte Lächeln. Albas Dragan Dojcin erzielte sechs Punkte in Folge, Casey Jacobsen schloss einen Schnellangriff per Dunking ab und ließ einen Dreipunktewurf folgen. Als Adam Chubb per Dunking zum 26:18 traf, verlangte Bonns Trainer Michael Koch eine dringend nötige Auszeit. Gerade einmal sechs Punkte gelangen dem Vizemeister gegen Albas engagierte Verteidigung im zweiten Viertel, das die Berliner mit einer 28:22-Führung abschlossen. Das kam vor allem überraschend, da eine der Hauptwaffen der Gastgeber noch fast überhaupt nicht zum Einsatz gekommen war: Gerade einmal vier Dreipunktewürfe hatte Alba bis zur Halbzeit versucht und davon auch nur einen getroffen.

Das sollte sich nach der Pause ändern: Jacobsen, Ansu Sesay, zweimal Julius Jenkins und selbst Aleksandar Nadjfeji trafen nacheinander aus der Distanz, beim Stand von 46:31 lag der Titelverteidiger zum ersten Mal deutlich vorne. Alba trat in dieser Phase als Einheit auf, längst hatten alle zehn eingesetzten Spieler gepunktet. Bonn hingegen schien gänzlich in Einzelteile zu zerfallen – wie schon im Pokalfinale, das Alba gegen Bonn 69:44 gewonnen hatte. Als die Bonner mit hängenden Köpfen beim Stand von 51:33 für Alba in die letzte Pause trotteten, forderte Spielmacher Johannes Strasser seine Mitspieler gestenreich auf, den Ball doch bitteschön auch einmal zu passen, anstatt immer selbst den Abschluss zu suchen.

Doch auch im Schlussviertel wurde das Spiel der Bonner nicht besser. Alba konnte zaubern und dominierte bis zum Spielende. Johannes Herber kam noch zu einem Kurzeinsatz, allein Femerling durfte am Triumph seines Teams nicht mehr aktiv teilhaben. 15 Sekunden vor der Schlusssirene zog Luka Pavicevic sein Jackett an, das vorher unbeachtet auf einem Stuhl gelegen hatte. Für heute hatten er und sein Team ihre Arbeit getan.

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