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Sport: Alba wird nicht Meister

Rhein Energie Köln feiert nach 85:74 im vierten Finalspiel erstmals den Titel

Als hätten die 500 mitgereisten Fans von Alba Berlin eine Ahnung gehabt. Vor Spielbeginn skandierten sie im Energy-Dome jeden Spielernamen, sogar Präsident Dieter Hauert und Physiotherapeut Ramon Garcia kamen in den Genuss, hervorgehoben zu werden. Es sollte ein Lob sein, doch es wirkte wie ein Abschied. Tatsächlich haben die Berliner Fans das Team der Saison 2005/2006 gestern Abend zum letzten Mal spielen gesehen. 85:74 (45:32) gewann das entfesselt aufspielende Team von Rhein Energie Köln die Finalserie mit 3:1 Siegen und ist erstmals Deutscher Meister. 1988 ist das letztmalig einem Kölner Verein gelungen, dem BSC Saturn. Die Berliner hingegen warten seit 2003 auf den achten Meistertitel. Mit dem Pokalsieg 2006 und dem zweiten Platz in der Meisterschaft hat Alba zwar eine gute Saison gespielt und wurde von den Berliner Fans auch als „Vizemeister“ gefeiert. Trotzdem hat Alba das größte Ziel dieser Saison verfehlt.

Verloren hat Alba Berlin die Finalserie nicht gestern, sondern bereits am Sonntag. „Das Wunder von Berlin“ nannte der „Express“ das dritte Finale. Bei Alba erinnert man sich an diese Partie eher als Tragödie, denn die Berliner hatten in der zweiten Halbzeit einen Vorsprung von 24 Punkten verspielt und durch Immanuel McElroys Dreier mit der Schlusssirene verloren (80:82). Der Held dieses Spiels wurde gestern auch als wertvollster Spieler der Finalserie ausgezeichnet. Nur 48 Stunden danach versuchten die Berliner, sich von dieser schmerzhaften Niederlage zu erholen. Was erst in der zweiten Halbzeit ansatzweise gelang. Doch da war es schon zu spät.

Nach wenigen Minuten lagen die Berliner 2:10 zurück. Trainer Henrik Rödl verzichtete auf eine Auszeit, obwohl sein Team fast nahtlos an die zweite Halbzeit des vorangegangenen Spiels angeschlossen hatte. Erneut zeigte sich, dass Alba ein zweiter hochklassiger Aufbauspieler fehlt, der Hollis Price entlasten kann. Mike Penberthy war Alba in der gesamten Finalserie keine Hilfe. Trainer Rödl versuchte im vierten Spiel, seinem Spielmacher Price etwas mehr Luft zu verschaffen, indem er ihn oftmals auf die Flügelposition beorderte. Kurzzeitig kam Alba im ersten Viertel auf vier Punkte heran, doch die Kölner spielten nach einer Auszeit befreit auf, Alba lag bald deutlicher im Rückstand: 18:30. Köln traf in der ersten Halbzeit die Hälfte aller Dreipunktewürfe.

Besonders in der Defensive wirkten die Berliner ratlos. Teilweise musste Mike Penberthy gegen den 13 Zentimeter größeren Janar Talts verteidigen. Centerspieler Glen McGowan war mit 17 Punkten bester Kölner. Die Umstellung auf Zonenverteidigung half auch nicht. In der Offensive konnte immerhin Sharrod Ford mit insgesamt 25 Punkten dagegenhalten, ansonsten traf Alba in der sehr schwachen ersten Halbzeit nur 34 Prozent der Würfe. Trainer Henrik Rödl schloss sich dem hilflosen Eindruck seiner Mannschaft an und nahm keine einzige Auszeit, obwohl es in den ersten 20 Spielminuten zahlreiche Anlässe dafür gegeben hätte.

Auch nach der Halbzeit änderte sich zunächst nichts. Im Gegenteil, nach Marcin Gortats spektakulärem Dunking (61:47) feierten die Kölner Fans bereits im dritten Viertel, als ob ihr Team den Titel schon gewonnen hätte. Doch allmählich näherten sich die Berliner den Kölnern, weil sie plötzlich engagierter verteidigten. Als Nenad Canak sechs Minuten vor dem Ende einen Dreier traf, schöpften die Alba-Fans neue Hoffnung. Zumal die Berliner nach einem 9:0-Lauf plötzlich wieder in Reichweite kamen: 66:69.

Wieder sollte ein Spiel dieser hochdramatischen Finalserie in den Schlussminuten entschieden werden. Luke Whitehead brachte Alba zweieinhalb Minuten vor dem Ende auf zwei Punkte heran. Doch näher sollten die Berliner nicht mehr kommen. Die Kölner trafen ihre Freiwürfe, während sich Hollis Price zwei Ballverluste und sein fünftes Foul leistete. Nach Titus Ivorys Dreier zum 71:78 stand der Meister der Saison 2005/2006 fest.

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