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20090301

© Camera4

Albas Spielweise: Kontrolliert statt kreativ

Albas Trainer Luka Pavicevic setzt nicht auf Einzelaktionen, sondern auf automatisierte Abläufe - so programmierte er sein Team erfolgreich für den Pokalsieg.

Casey Jacobsen gab mit seiner Tochter auf dem Arm das erste Fernsehinterview als Pokalsieger, Aleksandar Nadjfeji und Immanuel McElroy wollten die gerade gewonnene Trophäe gar nicht mehr hergeben. Auch Alba Berlins Anhänger dachten noch lange nicht an die Heimfahrt. „Luka, wir lieben Dich!“, brüllten sie. Der besungene Berliner Trainer Luka Pavicevic stand abseits der Jubeltraube, die Medaille, die ihn als Pokalsieger auswies, baumelte vor der korrekt gebundenen Krawatte. Die Fans wussten, wem sie den ersten Pokalsieg seit 2006 zu großen Teilen zu verdanken hatten – auch wenn der knorrige 40-Jährige eigentlich nicht der typische Publikumsliebling ist.

Doch der Serbe hatte an diesem Pokal-Wochenende wieder einmal gezeigt, wie deutlich seine Handschrift diese Alba-Mannschaft prägt. Sowohl im Halbfinale gegen Frankfurt als auch im Endspiel gegen Bonn spielten die Berliner kontrollierten und konzentrierten Basketball, dem die nationalen Gegner wenig entgegenzusetzen hatten. Bonns Trainer Michael Koch musste nach der 44:69-Niederlage im Finale eingestehen: „Wir haben mit hoher Intensität angefangen, hatten dann aber keine Mittel mehr, um planvollen Basketball zu spielen.“

Frankfurt war trotz körperlicher Vorteile chancenlos

„Planvoll“ ist hingegen das richtige Wort, um Albas Spiel zu beschreiben. Bei Pavicevic kommen die Basketball-Tugenden Improvisation und Kreativität weit hinter Werten wie Kontrolle, Präzision und akribischer Vorbereitung. Während sich die Bonner immer mehr in kopflose Einzelaktionen verloren, spulten die Berliner das Spiel ab, das Pavicevic ihnen einprogrammiert hat. Schon die Frankfurt Skyliners hatten im Halbfinale versucht, Albas automatisierte Abläufe zu erschüttern, indem sie ihre eigene Verteidigungstaktik beinahe im Minutentakt änderten. Vergeblich.

„Am wichtigsten war, dass wir hartnäckig geblieben sind“, sagte Pavicevic, als er den ersten Schluck Bier auf seinen zweiten Titel nach der Meisterschaft 2008 mit Alba getrunken hatte. Seinen Spielern hatte er eingebläut, die athletischen Bonner unbedingt an Offensivrebounds und Schnellangriffen zu hindern. Die Taktik ging auf: Das Reboundverhältnis sprach am Ende mit 40:20 für Alba, einen einzigen Korb erzielten die Bonner nach einem Fastbreak.

Guter Auftritt des neuen Centers Sekulic

„Wir haben mehr Basketball-Kultur“, sagte Albas Geschäftsführer Marco Baldi. „Aber die kommt nur zum Tragen, wenn wir von der Athletik her mithalten.“ Das hat in dieser Saison nicht immer so gut funktioniert wie an diesem Wochenende. Bonns beweglicher 2,04 Meter großer Flügelspieler Brandon Bowman erzielte bei Albas 66:80-Niederlage in Bonn 23 Punkte – am Sonntag gestatteten ihm die Berliner aber nur acht. Auch die muskelbepackten Frankfurter konnten ihre körperlichen Vorteile gegen das Berliner Kollektiv nicht ausspielen. „Frankfurt ist ein bisschen daran verzweifelt, dass bei uns immer noch einer von der Bank kam, als schon drei unserer Großen vier Fouls hatten“, sagte Baldi. Neuverpflichtung Blagota Sekulic bewies dabei, dass er sich innerhalb nicht mal einer Woche zu einem wertvollen Spieler entwickelt hat.

Individuelle Stärken werden geopfert

Für sein System ist Pavicevic auch bereit, die individuellen Stärken einiger Spieler zu opfern. Casey Jacobsen hat in seiner Bamberger Zeit bewiesen, dass er ein offensiv dominanter Spieler in der Bundesliga sein kann. Doch bei Alba darf er nur wenige Würfe nehmen, gegen Bonn waren es gerade einmal zwei im ganzen Spiel. Die Zuverlässigkeit ist den Berlinern in dieser Saison allerdings auch schon zur Bürde geworden. In der Europaliga, wo alle Mannschaften klar strukturiert auftreten und hart verteidigen, war Albas Offensive oft zu leicht auszurechnen, weil die Mannschaft es nicht wagte, auch einmal aus dem System auszubrechen und den Gegner zu überraschen.

Doch Albas Europaliga-Saison neigt sich dem Ende zu, nun geht es um den deutschen Meistertitel. Die anderen Bundesligisten werden es schwer haben, Alba doch einmal aus der Fassung zu bringen.

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