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Sport: „Allah sei mit dir“

Daum löst in Istanbul große Aufregung und einen Rücktritt aus

Istanbul. Heute erst will Christoph Daum Fenerbahce Istanbul seine Zusage gegeben, doch der deutsche Trainer in der türkischen Metropole ist schon jetzt umstritten. Zwar legte sich Fenerbahces Vorstand mit einer klaren Mehrheit von elf zu drei Stimmen auf Daum als Wunschkandidaten für die kommende Saison fest, doch die Vergangenheit des 49-jährigen Fußballlehrers hat schon einen Rücktritt ausgelöst. Vorstandsmitglied und Fenerbahce-Pressesprecher Atilla Kiyat verkündete nach Daums Wahl seinen Abschied. Er halte es für „moralisch falsch“, einen Trainer zu verpflichten, der wegen Kokain-Konsums vor Gericht gestanden habe. Auch viele Fans von Fenerbahce lehnen den Deutschen ab.

Wenn Daum es nicht schafft, die Kritiker mit schnellen Erfolgen auf seine Seite zu bringen, wird sein neues Gastspiel am Bosporus kurz sein. Denn die Türken sind nicht zimperlich, wenn es darum geht, Trainer zu entlassen. „Möge Allah dir beistehen“, wünschte ein türkischer Sport-Kommentator am Dienstag dem deutschen Trainer. Fenerbahces Präsident Aziz Yildirim will heute mit Daum über Einzelheiten seines Vertrages und über neue Spieler für den Istanbuler Traditionsklub sprechen. Daum denkt unter anderem an Bayern Münchens Stürmer Giovane Elber und an Barcelonas Defensiv-Strategen Frank de Boer. Daum wird noch im Laufe der Woche in Istanbul erwartet, wo er einen Dreijahresvertrag unterzeichnen soll. Sein Jahresgehalt liegt nach türkischen Presseberichten bei 2,5 Millionen Euro.

Finanziell gehört Daum damit zur Spitzengruppe in der Türkei – nun soll er Fenerbahce auch sportlich zu neuen Höhepunkten führen. Die gerade abgeschlossene Saison war ein einziges Tal der Tränen für den Klub aus dem asiatischen Teil Istanbuls. Der frühere Münchner Werner Lorant scheiterte als Trainer, und am Ende sprang dabei nur Platz sechs mit 34 Punkten Rückstand (!) auf Meister Besiktas Istanbul heraus. Mit einem dürftigen 1:1 beim Abschlussspiel gegen Absteiger Göztepe verpasste Fenerbahce am letzten Wochenende auch noch die Uefa-Cup-Teilnahme. Die Spieler sind demotiviert, der Vorstand ist zerstritten – auf Daum wartet eine schwere Aufgabe, zumal sich auch etliche Fans der Istanbuler gegen den Deutschen ausgesprochen haben.

Für Daum sprechen seine früheren Erfolge in der Türkei und sein Ruf als Motivator. Mitte der neunziger Jahre hatte er Fenerbahces Konkurrenten Besiktas zu Meisterschaft und Pokalsieg geführt. Daums jüngster Abstecher nach Istanbul endete im vergangenen Jahr aber unrühmlich, weil er wegen seines Kokain-Prozesses in Deutschland nicht konzentriert arbeiten konnte.

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