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Sieg in Top-Zeit. Geoffrey Mutai lief beim Boston–Marathon 2:03:02 Stunden. Foto: dpa

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Sport: Alle reden vom Wetter

Bei optimalen Bedingungen ist beim Berlin-Marathon ein Weltrekord des Kenianers Mutai möglich.

Berlin - Das Wetter, natürlich denken sie intensiv ans Wetter, die Verantwortlichen. Das Wetter ist der entscheidende Punkt bei der entscheidenden Frage: Wird es auch beim Berlin-Marathon 2012 einen Weltrekord geben? Das Wetter wird optimal sein für den Lauf, so steht’s jedenfalls in der Wettervorhersage, die Mark Milde, der Renn-Direktor, zitiert. „Rund zehn Grad bei Rennbeginn um 9 Uhr, aber dann werden die Temperaturen nicht sprunghaft ansteigen, sondern langsam.“ So referiert das Milde am Montag in einem Berliner Hotel, er stimmt dort auf den 39. Berlin-Marathon ein. Noch sechs Tage bis zum Rennen.

Ein neuer Weltrekord am Sonntag also? Gut möglich. Die letzten vier Bestmarken wurden ausnahmslos in Berlin gelaufen. Zweimal verbesserte Haile Gebrselassie aus Äthiopien die jeweilige Top-Zeit, 2011 rannte der Kenianer Patrick Makau 2:03:38 Stunden. Makau verbesserte den Weltrekord gleich um 21 Sekunden. In diesem Jahr fehlt er allerdings.

Dafür startet Geoffrey Mutai, Makaus Landsmann. Und Mutai ist in der Lage – bei optimalen Bedingungen – die Weltrekordzeit zu verbessern. Der 30-Jährige hatte 2011 schon für Aufsehen gesorgt. In Boston rannte er nach 2:03:02 Stunden durchs Ziel, das wäre ein phänomenaler Weltrekord gewesen. Wäre, wenn die Strecke alle Kriterien des Welt-Leichtathletikverbands erfüllt hätte. Aber dafür ist der Kurs des Boston-Marathons zu hügelig, kein offizieller Weltrekord also.

Die Strecke in Berlin ist flacher, und sie gilt als einer der schnellsten in der Welt. Mutai kennt sie, vor zwei Jahren belegte er in strömendem Regen Platz zwei. Schneller war nur Makau (2:05:08).

Mutais stärkster Gegner in Berlin? Auf dem Papier sein Landsmann Jonathan Maiyo, ein Mann mit einer Bestzeit von 2:04:56 Stunden. Am Start sind auch noch Deressa Chisma (Bestzeit: 2:05:42) aus Äthiopien und Nicholas Kamakya aus Kenia (2:06,34).

Mit solchen Athleten kann Jan Fitschen vom TV Wattenscheid natürlich nicht mithalten. 2011 lief er in Frankfurt am Main 2:15:40 Stunden, das ist seine Bestzeit. „Aber Jan hat in Berlin etwas zu verteidigen“, sagt Milde. Er meint: Fitschen hat seinen guten Ruf zu verteidigen. Seinen guten Ruf? Das ist jetzt etwas kompliziert. Fitschens glanzvollster sportlicher Auftritt stammt aus dem Jahr 2006, da wurde er überraschend 10 000-Meter-Europameister. Nach 32 Jahren hatte ein Deutscher wieder EM-Gold über diese Distanz geholt. Das war schön für Fitschen, wurde aber auch zum Problem. Denn nun sollte er diesen Erfolg immer wieder bestätigen; nur schaffte er das nie.

Auf der Marathonstrecke ist Fitschen Neuling, sein Debüt gab er 2011. Deshalb hat er in Berlin auch nichts zu verteidigen, er hat es wegen einer Verletzung nicht mal zu den Olympischen Spielen geschafft. Berlin hat nur eine Bedeutung für ihn: Er will sich auf der schnellen Strecke entscheidend weiterentwickeln. Mehr nicht. Und deshalb hoffen nicht bloß die Renn-Verantwortlichen und die Top-Läufer auf gutes Wetter. Sondern es hofft auch auch ein 35-Jähriger, der seinen ersten Marathon gequält nach 2:20:15 Stunden beendet hatte. Frank Bachner

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