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Sport: Alle Tore und Türen offen

Lauterns Halil Altintop ist mit sechs Treffern gestartet – nun denkt er über neue Herausforderungen nach

Die Baseballmütze tief ins Gesicht gezogen, verlässt Halil Altintop als einer der letzten Spieler den Kabinentrakt, beinahe wirkt es so, als wolle er sich verstecken vor den Fragen, die neuerdings auf den Stürmer des 1. FC Kaiserslautern niederprasseln. Zwei Tore hat er beim dramatischen 3:2-Sieg seines Klubs in Köln erzielt, zwei wunderschöne Treffer per Kopf zur 2:0-Führung, und als das Spiel nach dem Ausgleich gekippt schien, da ermöglichte seine präzise Kopfballvorlage auf Zandi den entscheidenden Elfmeter. Sechsmal hat er nun schon in drei Spielen getroffen, genauso oft wie Bayerns Roy Makaay, und wie der leise Holländer neigt er nicht zu Aufgeregtheiten. Das Einzige, wozu er sich hinreißen lässt, ist die Bemerkung, dass diese Sensationsquote „nicht selbstverständlich“ sei. Und dass er vor der Saison ein Ziel formuliert hatte: „Mindestens zweistellig treffen.“

Der 22-Jährige ist in einer famosen Form: Sein technisches Vermögen ist enorm, sein Kopfballspiel brillant, die koordinativen Fähigkeiten herausragend, dazu ist er flink und beweglich, in Köln hat er seinen Gegenspieler Lukas Sinkiewicz, Deutschlands neue Hoffnung in der Innenverteidigung, manchmal wie einen Altherrenspieler aussehen lassen.

Altintop ist zu lange dabei, als dass er jetzt euphorisch würde. Auf 60 Bundesliga-Einsätze kommt er. Vor allem aber ist ihm am Beispiel seines zehn Minuten älteren Zwillingsbruders bewusst, wie schnell der frische Ruhm verblassen kann. Als Hamit Altintop vor zwei Jahren auf Schalke beim Debüt mit zwei Toren gegen Dortmund brillierte, erinnerte dessen Stil den damaligen Trainer Jupp Heynckes schon „irgendwie an Matthäus“. Heute hat sein Bruder seine Position im Schalker Mittelfeld verloren und kämpft um einen Stammplatz – als rechter Außenverteidiger.

Sechs Jahre lang hatte das Zwillingspaar, das in Gelsenkirchen aufgewachsen ist, für Wattenscheid Tore geschossen, dann trennten sich die eigentlich Unzertrennlichen. Ihr Trainer in der Regionalliga, Hannes Bongartz, rühmte ihr Talent, nannte sie aber auch „meine Pastorentöchter“, weil sie auf dem Platz zu brav agierten und sich gegen Niederlagen nicht wehrten. Als Hamit Altintop in Schalke dann sofort reüssierte, merkte der Ex-Schalker Bongartz nur an, „dass der Halil eigentlich der Bessere“ sei. Jetzt scheint sich diese Prognose zu bewahrheiten.

Halil Altintop selbst betrachtet seine Entwicklung als kontinuierliche Aufwärtsbewegung, nicht als Leistungssprung. Nach eineinhalb Jahren in der Pfalz habe er sich akklimatisiert. Seine Leistungen seien „schon seit Anfang des Jahres so“, sagt er lächelnd, nur habe das keiner wahrgenommen, weil sich sein Klub in der Grauzone der Tabelle bewegte. Zudem habe der neue Trainer Michael Henke „ein Konzept“, seine Rolle im Team sei klar festgeschrieben. Früher ein reiner Mittelstürmer, komme er heute mehr über halbrechts und müsse mehr nach hinten arbeiten.

„Er ist in guter Verfassung. Ich hoffe, dass er so locker bleibt und sich noch weiterentwickelt“, lobte ihn Henke. „Ich erfülle nur das, was der Trainer erwartet“, sagt Altintop. Eine am Ende der letzten Saison angebotene Verlängerung seines bis 2006 laufenden Vertrages hat er nicht akzeptiert. „Das war zu früh“, sagt Altintop. „Ich wollte mich vorher durchsetzen in der Bundesliga, dann stehen mir, wusste ich, alle Türen offen.“ Auch in der Türkei, für deren Nationalteam er aus familiärer Verbundenheit spielt. Aus der türkischen Liga, so Altintop vielsagend, gebe „es eigentlich immer Angebote“.

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