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Sport: Alle Weichen auf Gleis zwei

Rostock glaubt nicht mehr an den Klassenerhalt

Hannover - Die Durchhalteparolen von Frank Pagelsdorf verhallten beinahe ungehört. Sie überdeckten das Unwohlsein angesichts des drohenden Bundesliga-Abstiegs kaum. „So lange es noch eine Chance gibt, muss man daran glauben“, sagte Hansa Rostocks Trainer nach der bitteren 0:3 (0:1)-Niederlage des Tabellenletzten bei Hannover 96. „Ich kann doch jetzt nicht aufgeben“, fügte er fast entschuldigend am Dienstagabend hinzu. Doch nach sieben Niederlagen in acht Spielen kann Rostock ein Jahr nach dem Aufstieg in die Bundesliga bereits mit den Planungen für Rückkehr in die Zweite Liga beginnen. „Wir planen seit längerer Zeit zweigleisig“, sagte Pagelsdorf, dessen Vertrag bis 2009 läuft. Ob er bleiben will, machte er davon abhängig, dass „Geld in die Hand genommen wird. Sonst macht es keinen Sinn. Es müssen sich ein paar Sachen ändern.“

Ob Rostock noch mit Pagelsdorf plant, ist die andere Frage. „Wir haben in der ganzen Saison keine Trainerdiskussion geführt und führen sie jetzt auch nicht“, erklärte Hansa-Manager Herbert Maronn. Er verwies darauf, dass die Mannschaft vor den beiden letzten Spielen gegen Leverkusen und in Bochum noch nicht definitiv abgestiegen sei. „Bis zum Schluss müssen wir alles in die Waagschale werfen, um die Riesen-Sensation zu schaffen“, sagte Maronn. Doch nur wenige Profis wie etwa Kai Bülow teilten diesen Zweckoptimismus, der angesichts eines über weite Strecken müden Auftritts auch nicht angebracht war. „Selbstverständlich“, antwortete Bülow auf die Frage, ob er noch an die Rettung glaube.

Andere Hansa- Spieler redeten Klartext. „Das war die letzte Chance. Es ist vorbei“, sagte Djordjije Cetkovic. „Das ist offensichtlich. Die Qualität reicht nicht. Wir stehen nicht ohne Grund da unten. Das tut richtig weh“, stellte Torwart Jörg Hahnel fest. Er war noch der beste Rostocker, konnte aber die Gegentore durch Hanno Balitsch und zweimal Jan Rosenthal nicht verhindern. „Wir haben es uns anders vorgestellt“, berichtete der frühere Nationalspieler Christian Rahn.

Die anfangs optimistisch gestimmten Rostocker Fans drückten ihre Wut, Enttäuschung und Trauer in Pfiffen und Schmähgesängen („Agali, Agali, zwei Tore schießt du nie“) aus. Damit trafen sie in diesem Fall den Falschen. Nicht der eingewechselte Viktor Agali, sondern Sturm-Kollege Enrico Kern vergab in der ersten Halbzeit zwei Großchancen auf klägliche Weise. Danach hatte Hannover 96 leichtes Spiel, um das eigene Konto auf 46 Punkte aufzustocken. Das ist Rekord seit dem Wiederaufstieg 2002 und eröffnet den Niedersachsen zwei Spieltage vor Schluss die Chance auf den UI-Cup.

„Der Punkterekord ist ein schöner Nebeneffekt. Wir haben nach deutlichen Worten in der Pause ein schönes Feuerwerk abgeliefert“, sagte 96-Trainer Dieter Hecking. „Wichtig war, dass wir zu Null gespielt haben“, sagte Torhüter Robert Enke. Entsprechend locker blickte Hannover 96 dem nächsten Nordderby am Samstag in Bremen entgegen. „Wir werden uns auch dort teuer verkaufen. Meine Mannschaft besitzt Selbstvertrauen“, sagte Hecking. dpa

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