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Sport: Allein im Wind

Kircheisen verliert Gold und Silber und holt Bronze

Sapporo - Schon auf den ersten Metern habe er dieses Gefühl gehabt, erzählte Björn Kircheisen später. Als Erster aus dem Feld der Nordischen Kombinierer nahm er die 7,5 Kilometer des Sprints in Angriff, mit mehr als einer Dreiviertelminute Vorsprung auf seine ärgsten Konkurrenten. Kircheisen ist ein schneller Läufer, er hätte ein richtig gutes Gefühl haben können. Doch als er sich auf den Weg machte, meinte er schon zu spüren, „dass es ziemlich schwer geht“. So war es dann auch. Nach etwas mehr als 18 Minuten traf Kircheisen völlig entkräftet im Ziel ein. Zwei andere waren schon da.

Trotzdem war Bundestrainer Hermann Weinbuch „im Endeffekt glücklich“ über den dritten Platz hinter dem Finnen Hannu Manninen und dem Norweger Magnus Moan. Nach dem Springen, in dem Kircheisen mit 134 Metern am weitesten geflogen war, wähnte er eine Medaille „zu 90 Prozent“ sicher, doch am Ende „hätte ich auch Vierter oder Fünfter werden können, dann wäre das Geschrei groß gewesen“.

Bis zur letzten von fünf Runden hoffte er noch, seinen Vorsprung irgendwie ins Ziel zu retten, doch einen Kilometer vorher eilten Manninen und Moan beim Anstieg an ihm vorbei. Da war der Deutsche in keiner guten Verfassung mehr. Allein im Wind laufend hatte er viel Kraft gelassen, während sich seine Verfolger mit der Führungsarbeit abwechseln konnten. Die vage Hoffnung der Deutschen, Kircheisens Hintermänner würden vor lauter Taktieren den Spitzenmann in Ruhe lassen, erfüllten sich nicht.„Ein Tempo vom anderen Stern“ bescheinigte Ronny Ackermann dem Finnen und dem Norweger bis zur Ziellinie. Der entthronte Weltmeister konnte schon bald nicht mehr mithalten und wurde nur Achter.

Die drei Wochen ohne Wettkampf hätten sich bei ihm bemerkbar gemacht, bekannte Kircheisen, 23, ebenso wie ein leichter Schnupfen. Für den Team-Wettbewerb am Sonntag macht er sich keine Sorgen. Ins Grübeln geraten könnte eher sein Trainer, der neben Kircheisen, Ackermann und Tino Edelmann (im Sprint Elfter) einen Starter sucht. Sebastian Haseney enttäuschte beim Springen und rückte beim Laufen nur von Platz 35 auf 26 vor. Und Eric Frenzel wurde disqualifiziert, weil er für seine Skilänge 600 Gramm zu leicht war. Selbst der schon ausgebootete Olympiasieger Georg Hettich kann sich wieder Hoffnung machen.

Sprungtrainer Andreas Bauer kündigte an: „Wir werden sicherlich noch mal nachlegen.“ Man könnte sagen, er hat da so ein Gefühl, ähnlich wie Kircheisen.

Marc Beyer

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