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Sport: Alles läuft nach Plan

BERLIN ."Es läuft alles nach Plan.

BERLIN ."Es läuft alles nach Plan." Immer wieder hat Thomas Haas diese Antwort gegeben, wenn er von ungeduldigen Journalisten gefragt wurde, wann denn mit seinem großen Schritt nach vorn in der Tennis-Weltrangliste zu rechnen sei.Die hohen Erwartungen hatte der junge Mann selbst genährt mit seinen häufig genannten Zielen, einmal ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen und in die Top ten vorzudringen.Bei seinen ersten Auftritten als Tennisprofi wurde er seinen Ansprüchen allerdings selten gerecht, und so hatte Haas bald den Ruf eines "Großmauls" weg.In der jüngeren Vergangenheit allerdings sind die Skeptiker verstummt.Mit dem ersten Turniersieg in seiner Karriere in Memphis, wo er im Endspiel den früheren Ranglistenersten Jim Courier (USA) mit 6:4, 6:1 bezwang, hat der gebürtige Hamburger einen der letzten "Makel" getilgt.Froh sei er, sagte er, daß "der Knoten endlich geplatzt" sei.Schließlich war dies sein viertes Finale.Zuvor hatte Haas zweimal in Lyon und einmal in Auckland verloren.Nun steht Thomas Haas mit seinen erst 20 Jahren auf Rang 16 der Weltrangliste, was keinem Deutschen zuvor außer Boris Becker in diesem Alter gelungen war.

Manches läuft sogar über Plansoll, könnte man sagen.Seine Vermarktungsfirma International Management Group (IMG) ließ gestern einen Werbetermin mit Thomas Haas in Hamburg absagen und auf heute verlegen, wo ein neuer Sponsor vorgestellt werden soll.So schnell konnte der Sieger von Memphis nicht die Kontinente wechseln.Die Sponsoren stehen Schlange bei einem, der nicht nur sportlich erfolgreich ist, sondern auch durch freundliches Benehmen auffällt.Was ihm früher als leichte Arroganz ausgelegt worden war, steht nun natürlich in ganz anderem Lichte da: Den großen Sprüchen sind große Taten gefolgt.Bei seinen bisherigen Daviscup-Einsätzen spielte er glänzend und gewann meistens, während sein Kontrahent um die deutsche Nummer eins, Nicolas Kiefer, sich unmöglich gebärdete - und verlor.Und im Erfolg ist Haas auch zurückhaltender geworden.

Wenn man ihm und IMG Glauben schenkt, können sich inzwischen auch jene 15 Sponsoren die Hände reiben, die mit ihren insgesamt 750 000 DM die Karriere des Thomas Haas erst möglich machten.Vater Peter Haas hat Anfang der 90er Jahre seinen damals 13jährigen Sohn und seine Tochter Sabine auf die Tennis-Akademie von Trainer-Guru Nick Bollettieri nach Bradenton in Florida geschickt.Da die Familie diese teure Ausbildung nicht finanzieren konnte, wurde der Vater erfinderisch.Er überzeugte wohlhabende Privatleute, unter ihnen den heutigen "Focus"-Chefredakteur Helmut Markwort, in die "ToSa"-GmbH zu investieren, benannt nach Thomas und Sabine.Jeder der Geldgeber verpflichtete sich, 50 000 beizusteuern, verbunden mit der vertraglichen Zusage, im Erfolgsfall an späteren Einnahmen der Kinder zu partizipieren.Die Rede war von einem Prozent pro Sponsor.Sabine Haas hat den erhofften Sprung nicht geschafft, Thomas sehr wohl.Er verdiente bereits 1 291 010 US Dollar an Preisgeld, nicht gerechnet Einnahmen für Daviscup-Einsätze oder weitere Sponsorenverträge.

Anfangs, so war im "stern" zu lesen, floß die Rendite nicht wie zugesagt.Mahnungen und Pfändungsbescheide seien verschickt worden.Davon kann laut Stefan Füg, bei IMG in Deutschland für "Klientenmanagement" zuständig, zumindest jetzt keine Rede mehr sein, obwohl die ToSa schon vor Jahren aufgelöst wurde: "Das läuft alles über meinen Tisch.Die Anleger partizipieren zu ihrer Zufriedenheit an allen Einnahmen, die Thomas Haas aus sportlichen Erfolgen bezieht." Der Spieler selbst habe sich dafür eingesetzt, daß "diese Angelegenheit ganz sauber" laufe.Wenn alles weiter nach Plan läuft, dann hat sich die Investition in Thomas Haas möglicherweise wirklich bald ausgezahlt.

DIETMAR WENCK

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