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Sport: Alles neu in der Provinz

Quakenbrücks Basketballer haben nach ihrer Sensationssaison wieder ein Erfolgsteam aufgebaut

Einmal und nie wieder? Doch, immer noch. Die Artland Dragons überraschen auch in dieser Saison der Basketball-Bundesliga. Und das mit einem fast völlig neuen Team, denn die Basketball-Spieler, die in der Play-off-Runde des Vorjahres gegen Alba Berlin und RheinEnergie Köln triumphierten und sich erst im Finale knapp Bamberg beugen mussten, verließen den Klub. Nicht, weil sie die Nase voll hatten von der Provinz, sondern weil sie als deutsche Vizemeister im Marktwert schlagartig stiegen und prompt dem Ruf des Geldes nach Italien, Griechenland und Frankreich folgten.

Der Erfolgscoach Chris Fleming war damit einmal mehr gefordert beim Neuaufbau eines Teams für Quakenbrück. Denn ihm blieben nur wenige seiner Stars: der 120 Kilogramm schwere Darius Hall als Hüne unter dem Korb, Lamont McIntosh als Tempomacher, Jan Rohdewald als cooler Distanzschütze und Hendrik Feist. Neu hinzu kamen die in der Bundesliga bewährten Ex-Leverkusener John Goldsberry als wahrer Lenker des Spiels und Adam Chubb, den der europäische Wettbewerb mit den Quakenbrückern im Uleb-Cup von Bremerhaven ins Artland lockte.

Fleming suchte aber auch in seiner Heimat USA. Dort fand er hierzulande bislang kaum bekannte Spieler wie den dynamischen Aufbauspieler E. J. Rowland, Terrance Thomas als Powertyp sowie Rich Melzer als beweglichen Center. Doch so leicht ging es nicht mit der neuen Erfolgsmannschaft, Verletzungen warfen Flemings Pläne zurück.

In der personellen Not kehrte Chad Prewitt als Seele aus dem Team 2007 über Griechenland und Ludwigsburg zurück in die niedersächsische Kleinstadt. Der Allrounder wurde wie ein verlorener Sohn mit offenen Armen aufgenommen. Die neuen Dragons spielen bisher weniger emotional als die alte Überraschungsmannschaft. Sie haben mehr Potenzial, was sie als Team aber noch nicht nutzen. Dennoch verloren sie in der Bundesliga nur vier Spiele, dabei daheim lediglich gegen Alba in der Artland-Arena, die wie gehabt bei jedem Spiel mit 3000 Fans ausverkauft ist. Im Uleb-Cup sind die Quakenbrücker im Gegensatz zu den höher gehandelten Berlinern in der Runde der letzten 32 dabei.

Der Provinzklub als einziger deutscher Vertreter auf internationaler Bühne – das nächste Kapitel in der Erfolgsgeschichte ist längst geschrieben. Eine Niederlage heute in Berlin wäre nicht schlimm, denn Erwartungsdruck von außen gibt es trotz der jüngsten Erfolge in Quakenbrück nicht. „Nur von uns selbst, weil wir von uns mehr erwarten, weil wir mehr Potenzial haben als in der letzten Saison“, sagt Fleming, der freilich keine feste Zielvorgabe äußert. Abgesehen vom Erreichen der Play-off-Runde, das im fünften Bundesligajahr beim Vizemeister als selbstverständlich erscheint. Ebenso die Tatsache, dass der Erfolgstrainer bleibt, auch wenn andere Klubs nach ihm gucken. Bestes Indiz: Fleming hat sich in der 13 000-Einwohner-Stadt ein Haus gekauft.

Winfried Beckmann[Quakenbrück]

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