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Sport: Alles wird gut

Herthas Trainer Huub Stevens will kämpfen – mit allen

Grodzisk. Es waren legendäre Zeiten, an die am Mittwochabend im Presseraum des Dyskobolia-Stadion von Grodzisk noch einmal erinnert wurden. Herthas Trainer Huub Stevens bekam davon nichts mit. Er saß mit dem Rücken zum Fernsehschirm, auf dem Szenen aus den Siebzigerjahren liefen, als die polnische Nationalmannschaft noch zu den besten der Welt gehörte. Bei Hertha haben sie auch von begeisternden Spielen geträumt, von Titeln sogar. Deshalb hat Manager Dieter Hoeneß vor knapp zwei Jahren Huub Stevens von Schalke nach Berlin geholt. Der Niederländer kam mit der Empfehlung, in sechs Jahren drei Titel geholt zu haben. Aber all die schönen Erwartungen werden sich auch in dieser Saison ganz sicher nicht erfüllen.

Im Uefa-Cup ist die Mannschaft schon in der ersten Runde ausgeschieden, in der Bundesliga hechelt sie den eigenen Ansprüchen hinterher. Auf dem Weg in die Pressekonferenz riefen zwei Hertha-Fans dem Trainer und seinem Manager zu: „Mit euch geht Hertha in die Zweite Liga. Aber wir gehen mit.“ Dann klatschten sie hämisch.

Stevens schüttelte den Kopf. „Es kostet unheimlich viel Kraft, da wieder rauszukommen“, sagte er. In Pressekonferenzen gleich nach dem Spiel ist Stevens oft bissig und böse. Hinter jeder Frage wittert er eine Bedrohung. Doch diesmal hörte sich der Trainer fast resigniert an. Er sprach von einem ganz bitteren Moment, von einem Desaster. Aber kurz darauf hatte er seine Fassung wieder, der winzige Augenblick, in dem man den Eindruck hätte gewinnen können, Stevens würde womöglich von sich aus aufgeben, war schnell vergessen als der Trainer ankündigte: „Wir werden alle arbeiten. Wir werden alle zusammen kämpfen." So ähnlich sagt er das jetzt allerdings schon seit Wochen.

Welchen Anteil hat der Trainer an der Krise? Er ist für die Taktik zuständig. Gegen Grodzisk wählte er eine viel zu vorsichtige Vorgehensweise, sodass die Berliner eine ganze Halbzeit benötigten, um festzustellen, dass sie eigentlich die bessere Mannschaft waren. Als sie das begriffen hatten, kamen die Polen nur noch mit Fernschüssen zu Chancen.

„Es ist im Fußball so, dass der Gewinner immer Recht hat“, sagte Stevens. Andersherum bedeutet dies, dass der Verlierer keine Ansprüche stellen kann, egal wie gut er zu arbeiten glaubt. Er könne der Mannschaft nichts vorwerfen, sagte Stevens. „Die Vorbereitung war super. Alles war gut.“

Es gibt keine Zeichen dafür, dass die Mannschaft etwas gegen Stevens hat. Im Gegenteil. Aber was heißt das, wenn sie hartnäckig nicht gewinnt? Manager Hoeneß wurde gefragt, ob der Trainer Trainer bleibe. „Selbstverständlich.“ Und ob er den Eindruck habe, dass Stevens die Spieler noch erreiche. „Selbstverständlich.“

Doch auch Hoeneß sagte nach der Niederlage in Grodzisk: „Es fehlen natürlich die Argumente, wenn die Spieler nicht das bestätigen, was ich sehe.“

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