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Sport: Allzeit präsent

Florian Kunz ist die herausragende Persönlichkeit im deutschen Hockey

Von Stefan Hermanns

Köln. Neulich, beim letzten Testspiel der deutschen Hockey-Nationalmannschaft für die Champions Trophy, war Florian Kunz leicht zu erkennen. Er hatte als Einziger ein Trikot an, auf dem hinten sein stand. Seine Teamkollegen trugen Hemden mit der Aufschrift DEUTSCHLAND. Aber nicht, dass jemand auf die Idee käme, Kunz, der Welthockeyspieler des Jahres, würde sich solche Extravaganzen explizit ausbedingen. „Mit Allüren hat das nichts zu tun“, sagt Dieter Schuermann, der Team-Manager der Nationalmannschaft. Es ist nur so, dass der Deutsche Hockey-Bund (DHB) nicht gerade zu den reichsten Verbänden zählt und manchmal improvisieren muss. Für Kunz gab es einfach kein Trikot mehr mit DEUTSCHLAND auf dem Rücken. Und die der Kollegen passen ihm nicht. Kunz braucht Größe XXL.

Florian Kunz ist ohnehin recht leicht zu erkennen. Das liegt nicht nur an der Kapitänsbinde, die er um den Arm trägt, das hat auch etwas mit seiner Größe zu tun: Zwei Meter sind für einen Hockeyspieler recht ungewöhnlich. Aber nicht nur wegen seiner Statur ist Florian Kunz vom Gladbacher HTC die herausragende Figur der Hockey-Nationalmannschaft, die heute gegen Südkorea ihr drittes Spiel bei der Champions Trophy in Köln bestreitet. Kunz ist Libero, Kunz ist Kapitän, und als solcher Vertrauter der Mannschaft und des Trainers gleichermaßen.

Als Bernhard Peters nach dem enttäuschenden fünften Platz bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney Bundestrainer wurde, bestimmte er Kunz zum neuen Kapitän. Die beiden waren 1993 mit den DHB-Junioren Weltmeister geworden, mit Peters als Trainer und Kunz als Kapitän. Nach Sydney wollte Kunz seine Karriere in der Nationalmannschaft beenden. Doch Peters redete eindringlich auf ihn ein. Kunz blieb.

Mit einer neumodischen Formulierung aus der Sprache des Sports könnte man das Auftreten von Kunz auf dem Feld als „Präsenz“ bezeichnen. Wobei Präsenz weit mehr bedeutet als bloße Anwesenheit. Präsenz heißt, dem Gegner den Eindruck zu vermitteln, man werde im Ernstfall immer da sein, wo man sein müsse. Als Libero hat Kunz zum einen die eigene Mannschaft fast komplett vor sich, andererseits bildet er für den angreifenden Gegner kurz vor dem Ziel immer noch ein nahezu unüberwindliches Hindernis. „Gerade für die Asiaten“ sei das beeindruckend, sagt Kunz, „wenn da hinten so ein Koloss steht“.

Es gibt Leute, die sagen, dass das frustrierende Abschneiden in Sydney auch mit dem Kapitän zusammenhing. Der hieß Christian Mayerhöfer. Fachlich ist Deutschlands Rekordnationalspieler über Zweifel erhaben, aber „er ist nicht so ein extrovertierter Typ, der auf dem Platz die Mannschaft mitreißt“, sagt sein Nachfolger. Seit Kunz Kapitän ist, hat Deutschand alle großen Turniere gewonnen: 2001 die Champions Trophy, Anfang März erstmals die Weltmeisterschaft, und bei der Champions Trophy besitzt das Team gute Chancen, den Titel zu verteidigen.

Das Einzige, was Kunz noch fehlt, ist eine olympische Medaille. Bis Athen 2004 will er daher weitermachen, „dann ist endgültig Schluss“. Obwohl: Der DHB hat sich als Ausrichter der WM 2006 beworben, die in Kunz’ Wahlheimat Mönchengladbach stattfinden soll. Kunz wäre dann 34. Eigentlich nicht zu alt. Aber, sagt er: „Das kann ich keinem zumuten.“ Seiner Freundin nicht und auch nicht seinem Bruder, mit dem er ein Immobilien-Unternehmen betreibt. Schon jetzt hat er seinen Angestellten gegenüber manchmal ein schlechtes Gewissen, wenn er dauernd unterwegs ist. Dass er selbstständig ist, hat nämlich einen großen Vorteil: „Ich kann mir meinen Urlaub selbst bestätigen.“

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