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Alpine Ski-WM: Maria Riesch: Krank zu Hause

Eine Grippe verdirbt Maria Riesch die Heim-WM. Die Österreicherin Fenninger siegt in der Kombination, Olympiasiegerin Riesch landet nach Slalom und Abfahrt abgeschlagen auf dem elften Platz.

Bereits vor eineinhalb Wochen im Bayerischen Wald hat Maria Riesch eine Medaille in der Superkombination verloren. In einem Hotel in Zwiesel zog sich die deutsche Skirennläuferin mit zwei Teamkolleginnen einen hartnäckigen Grippevirus zu, dessen Folgen deutlich zu beobachten waren, als sie sich am Freitag über die Kandahar-Abfahrt und durch den Slalom auf dem Gudiberg quälte. Im Ziel öffnete sie enttäuscht die Arme, wie um zu verdeutlichen: Mehr war in diesem Zustand einfach nicht drin.

Nur Platz elf bleibt Maria Riesch bei der alpinen Skiweltmeisterschaft von Garmisch-Partenkirchen von jener Disziplin, in der sie als Olympiasiegerin und Goldfavoritin an den Start gegangen war. „Das muss man so akzeptieren“, sagte die 26 Jahre alte Skirennfahrerin, „ich wollte bei meinem Heimrennen unbedingt fahren.“ Immerhin bejubelten die Zuschauer im ausverkauften Stadion am Gudiberg ihre Slalomfahrt wie ein 100-Meter-Finale mit Usain Bolt. „Das Publikum war super“, sagte Riesch. Die Goldmedaille aber durfte sich die 21 Jahre alte Anna Fenninger um den Hals hängen. „Ich werde sicher noch ein paar Tage brauchen, bis ich gecheckt habe, was heute passiert ist“, sagte die junge Österreicherin.

Anna Fenninger hatte nach dem vierten Platz in der Abfahrt mit einem couragierten Slalom die Slowenin Tina Maze und die Schwedin Anja Pärson auf die Plätze zwei und drei verwiesen. Es war bereits die zweite Goldmedaille im zweiten Rennen für Österreichs Fahrerinnen. Mit ihrer Freundin Lara Gut ist sie eine Vertreterin der jungen Generation, die bei den Frauen die Hierarchien aufzubrechen versucht. Die Schweizerin lag am Freitag ebenfalls auf Medaillenkurs, ehe sie kurz vor dem Ziel einfädelte und mit einem spektakulären Salto ausschied. Das von vielen Experten erwartete Weltmeisterschaftsduell zwischen Lindsey Vonn und Maria Riesch hingegen scheint den gesundheitlichen Problemen beider zum Opfer zu fallen. Was Anna Fenninger durchaus gelegen kommt. „Mich kotzt es an, wenn ich Fragen über andere beantworten soll“, sagte sie, „ich will mich verkaufen, es geht um mich in diesem Sport.“

Maria Riesch hingegen hustete immer wieder in die Kamera, bevor sie sich auf die Kandahar-Strecke wagte. Damit gab sie auch jenen Zuschauern einen Hinweis, die noch nicht mitbekommen hatten, dass sie in den Tagen zuvor mit dem Grippevirus zu kämpfen hatte und auf zwei Trainingsfahrten verzichten musste. Bereits am 15. Platz nach der Abfahrt ließ sich erkennen, wie angeschlagen sie war. „Am Schluss ist mir die Kraft ausgegangen“, sagte Maria Riesch über die Abfahrt, „meine Hocke war nicht mehr so tief.“ Im Ziel stürzte sie sogar in den Schnee und blieb entkräftet einige Sekunden lang liegen.

Die Hoffnung auf eine Medaille wollte sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht fahren lassen. „Meine Chancen sind nicht die besten, aber man muss den Slalom auch erst mal runterfahren“, sagte sie. Ihn auszulassen und die Kräfte zu schonen, kam der Doppelolympiasiegerin nicht in den Sinn. „Das ist hier meine Heim-WM, da werde ich noch mal alles geben.“ Franz Beckenbauer, der unter den Zuschauern weilte, lobte den Kampfgeist seiner Bekannten. „Ich bewundere sie dafür, dass sie überhaupt gefahren ist“, sagte er, „da gehört schon Mut und Courage dazu.“

Für Lindsey Vonn hingegen ist es keine Heim-WM – und deshalb ließ die US-Amerikanerin den Slalom am Nachmittag aus. Nach einer verhaltenen Abfahrt landete sie mit Rang zwölf zunächst noch drei Plätze vor Maria Riesch. „Ich bin noch nicht hundertprozentig fit“, erklärte die US-Amerikanerin, „der Slalom ist zu gefährlich, ich habe noch keine Konzentration.“ Lindsey Vonn war vor eineinhalb Wochen im Training mit dem Kopf auf die Piste geschlagen, seitdem klagt sie über Kopfschmerzen und Konzentrationsschwierigkeiten. Die Kombinationsabfahrt diente ihr offenbar als Training vor der Spezialabfahrt am Sonntag. Andere aber sind längst genervt von den Malaisen der US-Amerikanerin, die zuletzt im Training mit einer dicken Winterjacke gefahren war. „Vonn kann von mir aus rückwärts runterfahren, das ist mir egal“, sagte der deutsche Alpindirektor Wolfgang Maier. Er will Riesch nun bis zur Spezialabfahrt am Sonntag (11 Uhr) wieder zu Kräften bringen. „Ausgerechnet zur Heim-WM bin ich krank“, sagte Riesch, „ich könnte mich unendlich ärgern.“

Der in Kitzbühel wohnende Franz Beckenbauer aber fand auch an der Überraschungssiegerin Gefallen. Bei der Blumenzeremonie küsste er sie gleich dreimal und verriet ihr, dass er sich über ihren Sieg besonders gefreut habe. „Er hat gesagt, dass er ein halber Österreicher sei“, berichtet Anna Fenninger, „das habe ich gar nicht gewusst.“

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