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Sport: Als Erster in der Spur

Die Münchner Bewerbung für die Winterspiele 2018 ist früh dran – und muss sich erst noch bewähren

Wenn es nach den Münchnern ginge, könnte das Internationale Olympische Komitee die Winterspiele 2018 wohl schon in ein paar Monaten vergeben. Denn sie sind früh dran: Schon jetzt haben sie ein ausgereiftes Konzept und damit einen Vorsprung vor den Mitbewerbern. Aus keinem anderen Land ist bislang bekannt, dass es definitiv einen Kandidaten für 2018 benennen wird. Und die Pläne der Münchner sind am Samstag auch nicht irgendwie durchgewinkt worden – einstimmig hat die Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in der Hamburger Handelskammer München als deutschen Bewerber ins Rennen geschickt.

Auf die Einstimmigkeit waren die Münchner besonders stolz, kein einziger Sportverband, keines der persönlichen Mitglieder des DOSB wollte der bayerischen Bewerbung mit einer Ablehnung oder wenigstens einer Enthaltung zeigen, dass noch längst nicht alles perfekt ist. „Alle wollen die Spiele“, fasste Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble zusammen, „es spricht eigentlich alles für München.“

Das wird DOSB-Präsident Thomas Bach auch heute dem Exekutivkomitee des IOC in Lausanne erzählen, dem er als Vizepräsident angehört und dabei sicher nicht weiter ausführen, dass die Ovationen der Delegierten in Hamburg auch ein wenig bestellt waren. Die Delegierten schauten sich das Neugeborene gleichermaßen mit Freude und Skepsis an, nicht wissend, was in den nächsten Monaten noch auf sie als Paten zukommt.

Die erste Bewährungsprobe hat die Bewerbung im ersten Halbjahr 2008 vor sich. Dann wird die Bewerbungsgesellschaft gegründet, und dabei geht es um zwei konfliktreiche Themen: Personal und Geld. Wer soll die Geschäfte führen? Wenig Streit dürfte es geben, wenn Wilfrid Spronk dafür ausgewählt würde. Er leitet derzeit den Olympiapark in München, das Herzstück der Bewerbung für 2018, gilt als einer der kompetentesten Sportmanager der Republik und hat auch künftig etwas mehr Zeit. 2009 soll er bei der Olympiapark GmbH auf eigenen Wunsch ausscheiden. Es wird jedenfalls eine bunte Koalition im Bewerbungskomitee mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein (CSU) und dem Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), dazu Ortsbürgermeistern und Landräten und vor allem noch mehreren Sportverbänden.

Für die erste Phase der Bewerbung benötigt München mit seinen beiden Partnern Garmisch-Partenkirchen und Schönau am Königssee etwa 30 bis 35 Millionen Euro. Der Münchner Oberbürgermeister Ude hat schon am Samstag den Eindruck vermittelt, dass ihm das Einwerben dieser Summe keine größeren Schwierigkeiten bereiten werde. „Acht Dax-Unternehmen haben ihren Sitz in München“, sagte Ude. Er könne sich auch schon auf einige Zusagen berufen.

Auf jeden Fall hat die deutsche Bewerbung ausreichend Zeit. Die Bewerbungsunterlagen in kleiner Form müssen erst 2009 abgegeben werden, die umfangreiche Form bis Anfang 2010. Voraussichtlich im Mai 2010 wird München dann Besuch bekommen, von der Evaluierungskommission des IOC. Und ein bis zwei Monate später trifft das IOC dann die erste Auswahl: Wer sich offiziell Kandidat nennen darf für die Olympischen Winterspiele 2018. Den Austragungsort kürt das IOC dann 2011 in einer Stadt, die noch nicht feststeht.

Der Zeitpunkt könnte für die Münchner Bewerbung großes Glück oder eine schwere Last werden. Denn wenige Monate vor der Entscheidung des IOC findet Anfang 2011 die alpine Ski-Weltmeisterschaft in Garmisch-Partenkirchen statt. Bilder von schneeweißen Bergen, lachenden Siegern und feiernden Zuschauern könnten der Bewerbung den letzten, entscheidenden Schub geben. Eine Weltmeisterschaft ohne viel Schnee mit möglichen Organisationspannen könnte dagegen alles über den Haufen werfen.

Worauf es ankommt, hat DOSB-Präsident Thomas Bach am Samstag in aller Kürze formuliert: „Geschlossenheit und Begeisterung“. Das heißt zunächst einmal, dass es am Konzept selbst wohl nicht scheitern wird. „Wir könnten kompakte Spiele der kurzen Wege erleben. Es ist doch toll, wenn Athleten vom olympischen Dorf zu Fuß zur Eröffnungs- und Schlussfeier oder zu ihren Wettkämpfen gehen können“, sagte Bach.

„Das Konzept ist intelligent und innovativ“, sagte auch Christa Thiel, die Präsidentin des Deutschen Schwimmverbands, die außerdem Sprecherin der Spitzenverbände ist. „Ich finde es sehr charmant, in der Olympiaschwimmhalle von 1972 die Curlingwettbewerbe auszutragen“, sagte Thiel. Bei so viel Geschlossenheit können die Münchner nur darauf hoffen, dass für das Internationale Olympische Komitee bei der Entscheidung 2011 auch noch der erste Eindruck dieser Bewerbung zählt.

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