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Sport: Alt-Herren-Riege des europäischen Tischtennis bleibt unangefochten

Der Generationswechsel war eigentlich schon für 1997 vorgesehen. Doch damals wie heute misslang es dem 23-Jährigen Weissrussen Vladimir Samsonov, der schon seit sechs Jahren in Düsseldorf an seiner Karriere feilt, sich an die Spitze der Tischtennis-Welt zu setzen.

Der Generationswechsel war eigentlich schon für 1997 vorgesehen. Doch damals wie heute misslang es dem 23-Jährigen Weissrussen Vladimir Samsonov, der schon seit sechs Jahren in Düsseldorf an seiner Karriere feilt, sich an die Spitze der Tischtennis-Welt zu setzen. l997 scheiterte er in Manchester im Weltmeisterschafts-Finale an Jan-Ove Waldner, jetzt bei der WM in Eindhoven war schon im Achtelfinale gegen den an Nummer neun gesetzten Chinesen Ma Lin Endstation.

Damit hat sich wieder bewahrheitet, dass sich die junge Generation bei den Männern äußerst schwer tut, die Alt-Herren-Riege des europäischen Tischtennis abzulösen. Alle Weltmeister der letzten zehn Jahre waren in Eindhoven am Start, alle erreichten das Achtelfinale, drei sogar das Viertelfinale. Und dort standen außer dem überraschend starken Österreicher Werner Schlager, der aber auch schon 27 ist, nur die üblichen Verdächtigen des Tischtennissports: die zwei Schweden Waldner und Persson, beide inzwischen 33 Jahre alt, und der Kroate Zoran Primorac, ebenfalls ein Dreißiger. Dass Jörg Roßkopf, der zur gleichen Generation gehört, diesmal chancenlos war, in diese Phalanx einzugreifen, kam nicht überraschend. Schließlich wurde der Deutsche erst im März an der Schulter operiert, die Ärzte hatten sechs Monate Pause prophezeit. Dass er hier überhaupt antreten konnte, war schon überraschend.

Genauso wie die Karriere des Jan-Ove Waldner: Der Schwede gehört schon seit 17 Jahren zur internationalen Spitze. Bereits als 16-Jähriger stand er in Budapest zum ersten Mal in einem Europameisterschaftsfinale. Und er war mit seinem genialen Händchen der Erste, der in Europa die Hoffnung weckte, dass es vielleicht doch einmal ein Rezept gegen die bis dahin als unbesiegbar geltenden Chinesen geben konnte. 1987 in Neu-Dehli stand er erstmals in einem Finale, unterlag dort noch dem Chinesen Jiang Jialiang. Zwei Jahre später in Dortmund war es soweit: Waldner besiegte im Finale seinen Landsmann Persson, im darauffolgenden WM-Endspiel ging es andersherum. In Barcelona holte Waldner dann sogar eine olympische Goldmedaille.

Da mögen zwar manche über ein paar Pfunde zu viel lästern, die Waldner mit sich herumschleppt. Die offizielle Presseinformation des WM-Veranstalters schreibt: "Schneller wird er nicht mehr." Doch in Europa und im WM-Viertelfinale beherrscht er seine Gegner letztlich immer noch. Mittlerweile bereitet es ihm auch Freude, die Gegner bei den Ballwechseln zu ärgern. Die bedauernswerten Gegner müssen sich manchmal vorgeführt vorkommen, wenn Jan-Ove Waldner ganz nah an der Tischkante steht und aus dem Stand spielerisch die Bälle verteilt.

Was allerdings aus dem europäischen Tischtennis werden soll, wenn die Waldner-Generation abtritt - das könnte bereits nach den Olympischen Spielen der Fall sein -, ist ungewiss. Denn der junge, talentierte Nachwuchs, der in Zukunft den Chinesen Paroli bieten könnte, ist dünn gesät. Neben Vladimir Samsonov verspricht nur noch Timo Boll, dass er in die europäische Spitze vorstoßen kann. Ob es aber für Weltspitze reicht, ist eine Frage.

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