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Sport: Alte Bekannte

DFB-Chef Mayer-Vorfelder bringt Christoph Daum als Bundestrainer ins Spiel – und erntet Protest

Berlin - Nach dem Rücktritt Rudi Völlers als Teamchef der Nationalmannschaft ist eine heftige Nachfolgedebatte entbrannt. Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Gerhard Mayer- Vorfelder, hat mit den Verhandlungen begonnen. Favorit ist der kürzlich bei Bayern München entlassene Coach Ottmar Hitzfeld – der hatte jedoch am Wochenende einen Rückzug ins Privatleben nicht ausgeschlossen. Nach Informationen aus Ligakreisen versucht Mayer-Vorfelder, auch den derzeit in der Türkei tätigen Christoph Daum ins Gespräch zu bringen, der Anfang 2001 wegen einer Kokain-Affäre das Amt des Bundestrainers nicht antrat. Schon damals war Daum der Favorit Mayer-Vorfelders.

In der Bundesliga wächst die Furcht, Mayer-Vorfelder regele Völlers Erbe ohne Rücksprache mit den Vereinen. Auf die Frage, ob der DFB-Präsident einen Alleingang plane, sagte der Chef der Deutschen Fußball-Liga, Werner Hackmann, am Sonntag: „Es sieht so aus.“ In den wichtigen Vereinen wird Hitzfeld favorisiert. „Er ist wie geschnitzt für das Amt des Bundestrainers“, sagte Dortmunds Manager Michael Meier dem Tagesspiegel. Zuvor hatte Franz Beckenbauer, Aufsichtsratschef des FC Bayern, Hitzfeld als beste Lösung bezeichnet.

Auch innerhalb des DFB wächst der Druck auf Mayer-Vorfelder, führende Fußballmanager einzubeziehen. „Ohne das Präsidium des DFB wird Mayer-Vorfelder sicher nicht entscheiden“, heißt es von Funktionären. Im Präsidium sitzen neben Hackmann und Beckenbauer der mächtige Generalsekretär Horst R. Schmidt und der aufstrebende Schatzmeister Theo Zwanziger. Eine Mehrheit für Daum ist nach Ansicht von Insidern in dem Gremium schwer zu bekommen. Daums Fußballkompetenz sei zwar unbestritten, heißt es, ihm fehle aber so etwas wie eine mehrjährige Rehabilitierungsphase in der Bundesliga. Ein deutscher Verein hat sich bislang nicht getraut, Daum einzustellen und ihn damit, wie sich ein Vereinschef ausdrückt, „wieder hoffähig zu machen“.

Doch auch Hitzfeld ist trotz seiner Erfolge nicht nur beliebt. Einige Vereinsvertreter fordern mehr Kreativität und Mut bei der Führung der Nationalmannschaft. Diese Eigenschaften würden aber weder Hitzfeld noch der von ihm favorisierte Assistent Michael Henke mitbringen. Einig sind sich viele Manager darin, dass die Trainersuche eine delikate Angelegenheit sei – auch für Mayer-Vorfelder, dem von Widersachern seine Nähe zu Daum vorgeworfen wird. Beide hatten in den Neunzigerjahren gemeinsam beim VfB Stuttgart Erfolge gefeiert.

Angesichts der schwierigen Lage gehen viele Fußballmanager davon aus, dass Mayer-Vorfelder die Vereine noch beteiligen wird. Dies könnte über den „Arbeitskreis Nationalmannschaft“ geschehen, in dem etwa Vertreter von Bayern, Dortmund, Leverkusen und Hertha BSC sitzen. Auch dort gilt eine Mehrheit für Daum als nahezu ausgeschlossen.

Eine Entscheidung in der Trainerfrage sei in den nächsten zwei Wochen zu erwarten, heißt es aus DFB-Kreisen. Im August, wenn die Nationalelf in Wien gegen Österreich antritt, soll der neue Trainer sein Debüt geben. Alles andere wäre eine Blamage – vor allem für Mayer-Vorfelder, der sich im Oktober dem DFB-Bundestag zur Wiederwahl stellen will.

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