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Sport: Alte Heimat, neuer Verein

Mit dem Stürmer Mark Kosick setzt Trainer Pierre Pagé die Verjüngung der Eisbären fort

Von Claus Vetter

Berlin. Der erste Arbeitstag in der vermeintlichen Heimat hält für Mark Kosick so seine Tücken bereit. Nach dem ersten Training mit seinem neuen Klub, dem EHC Eisbären, steht der 23-jährige Eishockey-Profi vor verschlossener Kabinentür. Was tun? Im Sportforum Hohenschönhausen kennt sich Kosick nicht aus, hinzu kommt, dass er seiner Muttersprache nicht mächtig ist. Kosick spricht nur Englisch und hat sein ganzes Leben trotz deutscher Staatsbürgerschaft in Nordamerika verbracht. Erst am Sonntag ist der Stürmer nach Berlin gekommen, einen Tag später steht er schon auf dem Eis. Zum ersten Mal in Deutschland? „Ich bin zum ersten Mal in Europa", sagt Kosick.

Irgendwann haben die Kollegen ein Erbarmen, die Kabinentür öffnet sich. Kosick verschwindet und stürmt kurz darauf wieder aufs Eis: Er muss die Pucks einsammeln. Die Hierarchie ist klar. Als Superstar ist Kosick nicht nach Berlin gekommen. Dabei eilt ihm ein ganz guter Ruf voraus. In der nordamerikanischen Profiliga NHL haben sich die Los Angeles Kings die Rechte an Kosick gesichert. Und zuletzt war er im Trainingscamp des NHL-Klubs St. Louis Blues. Pierre Pagé ist von seinem neuen Spieler überzeugt. „Mark war als Spieler der Universitätsmannschaft von Michigan in der College-Liga bester Neuling des Jahres“, sagt der Eisbären-Trainer.

Nun gut. College-Liga, das heißt noch nicht viel. Die Geschichte mit Kosick erinnert doch sehr an die Siebzigerjahre, als so viele kanadische Eishockeyspieler in die Bundesliga wechselten, dass mancher vermutete, als Nachweis für ihre deutsche Abstammung genüge bereits der Besitz eines deutschen Schäferhunds. Gibt es nicht genügend Talente in Deutschland? Oder ist nach dem 4:1 der Eisbären am Sonntag gegen Meister Köln der personelle Notstand ausgebrochen? Pagé beschwichtigt: „Wir wollen die Breite in der Mannschaft vergrößern. Das ist meine Philosophie und Kosick ist nicht der letzte junge Spieler, der eine Chance bekommt."

Florian Busch, ein 17-jähriger Stürmer aus Rießersee, könnte der nächste sein. Derzeitpielt der U-18-Nationalspieler für den Oberligisten Klostersee. Am Montag wurde Busch im Sportforum erwartet. „Er ist ein Riesentalent“, sagt Pagé. „Mal sehen, ob wir bald etwas machen können.“ Zunächst soll Kosick erst einmal etwas machen, am besten schon am Dienstag beim Spiel der zweiten Runde des Deutschen Eishockey-Pokals der Eisbären gegen die Mannheimer Adler (19.30 Uhr, Sportforum Hohenschönhausen).

Mannheim? Kosick schleppt den Kanister mit Pucks in die Kabine. Nein, die Stadt kennt er natürlich nicht. Die Großeltern stammen aus Pommern und sind 1960 nach Kanada ausgewandert. „Meine Familie wollte, dass ich nach Deutschland gehe.“ Natürlich zum Eishockeyspielen, aber auch wegen der Muttersprache. Die will der 23-Jährige möglichst schnell lernen. Dann klappt es bestimmt auch besser mit der Kabine.

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