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Sport: Alter, neuer Bekannter

Matthias Sammer wird Trainer in Stuttgart, van Marwijk soll nach Dortmund

Kurz nach zwei Uhr stieg der neue Mann in Anzug und Krawatte in der Frühlingssonne die Treppe des Hotels am Schlossgarten gegenüber dem Stuttgarter Hauptbahnhof hinab. Kurze Zeit später war Matthias Sammers schneller Wechsel von Borussia Dortmund zum Ligarivalen VfB Stuttgart perfekt. Er hatte eine Dreijahresvertrag bis 2007 unterschrieben. „Ich glaube, ich wäre so kurz nach der Vertragsauflösung in Dortmund zu keinem anderen Verein als dem VfB gegangen", sagte Sammer neben Platten voller Lachschnittchen und Kuchen.

„Ich kenne den Verein“ , sagte der Nachfolger von Felix Magath, der zum FC Bayern wechselte. Matthias Sammer spielte von 1990 bis 1992 für den VfB Stuttgart. „Das war damals meine erste Station im Westen“, sagte der neue Trainer, „ich bin damals nicht gerne aus Dresden weggegangen.“ Am Sonntagmittag hatte der 36 Jahre alte Sammer seinen bis 2006 laufenden Vertrag in Dortmund nach vier Jahren als Cheftrainer vorzeitig aufgelöst. „Ohne zusätzliche Zahlungen“, sagte Sammer.

Überraschend kam diese Entwicklung nicht. Das Vertrauen der Dortmunder Führung in Sammer war spätestens nach dem letzten Saisonspiel in Kaiserslautern verspielt. Das 1:1 auf dem Betzenberg bedeutete das unrühmliche Ende einer unrühmlichen Saison. Nach dem Ausscheiden in der Champions-League-Qualifikation reichte es nun noch nicht einmal zur Uefa-Pokal-Teilnahme. Sammer erklärte, mit dieser Mannschaft „sei nicht mehr drin gewesen“. Doch Präsident Gerd Niebaum sagte: „So geht’s nicht weiter.“ Die Kritik traf auch den Trainer.

Dabei hatte Niebaum immer wieder betont, Sammer könne die sportlichen Geschicke weiter leiten, der Sachse selbst sagte noch vor wenigen Tagen, „von mir aus bleibe ich bis 2026“ als Trainer in Dortmund. „Wir sind von der Realität eingeholt worden“, sagte Sportmanager Michael Zorc inzwischen. Unklar war am Ende nur, wie die Wege zu trennen seien. Schließlich gehörte Sammer mit einem Jahressalär von rund drei Millionen Euro in Dortmund zu den hoch bezahlten Angestellten. Da ergab sich die elegante Lösung, dass Stuttgart Interesse an einer Übernahme signalisierte. Auf diese Weise konnten sich Dortmund, Stuttgart und Sammer aus einer Zwangslage befreien. Sein Gehalt in Stuttgart liegt nun deutlich niedriger. „Aber Geld spielt im Leben nicht immer eine Rolle“, sagte der 51-malige Nationalspieler.

Anfang der Woche habe es den ersten Kontakt gegeben. Seitdem arbeite er praktisch für den VfB, sagte Sammer. „Ich will hier nicht im Mittelmaß herumkrebsen, und der VfB will sich gegenüber der vergangenen Saison nicht verschlechtern.“ Überhaupt habe er ja schon viel für den VfB getan. „Als wir damals mit Dortmund das letzte Spiel gegen Cottbus nicht gewonnen haben und der VfB dadurch in die Champions League kam.“ Stuttgarts Präsident Erwin Staudt freute sich. „Alle im Umfeld sind hoch zufrieden und glücklich mit unserer Wahl.“

Auch in Dortmund ist man froh über die Entwicklung. Sammers Nachfolger wird wohl Bert van Marwijk heißen. Der 52-jährige Holländer gewann 2002 mit Feyenoord Rotterdam im Finale gegen Sammers BVB den Uefa-Pokal. Marwijks Vertrag läuft aus, und Zorc räumt ein, dass es „einen Favoriten gibt, mit dem wir schon recht weit sind“. Dabei handelt es sich um den Mann aus Rotterdam, der holländischen Journalisten verraten hat, am Samstag mit der BVB-Führung in Dortmund verhandelt zu haben.

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