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Sport: Alter Regisseur mit neuer Energie

Braunschweig baut im Halbfinale um die Basketball-Meisterschaft gegen Alba Berlin auf den lange verletzten Demond Mallet

Braunschweig. Eigentlich hätte er lieber gegen die Skyliners gespielt. Mit dem Klub aus Frankfurt verbindet Demond Mallet die schlimmste Erinnerung seines Sportlerlebens, die hätte er gern mit einem glanzvollen Comeback ausgelöscht. Bei einem Bundesligaspiel in Frankfurt verletzte sich der amerikanische Basketball-Profi schwer. Nun aber muss sich der Aufbauspieler von TXU Energie Braunschweig in der Play-off-Halbfinalserie um die deutsche Basketball-Meisterschaft mit Alba Berlin auseinander setzen und könnte auch daran Gefallen finden – wenn sein Team gewinnt, am besten schon im ersten Spiel der nach dem Modus „Best of five“ gespielten Serie am Sonntag (15 Uhr, Max-Schmeling-Halle). Das hat das Überraschungsteam der Saison nämlich ohne ihn nicht geschafft, der Amerikaner würde zu gern den Unterschied ausmachen.

„Alba ist die einzige Mannschaft, die wir noch nicht geschlagen haben, das ist eine große Herausforderung für uns“, sagt Ken Scalabroni. Der Trainer aus Braunschweig hatte sein Team auf Platz drei der Bundesliga-Hauptrunde geführt. Auf ihren Star Demond Mallet musste die Mannschaft den Großteil der Saison verzichten. Vier Spiele lang wirbelte der 25-Jährige die Liga mit einer Leistung durcheinander, die ihn in der Statistik der Besten an die Spitze aller Bundesligakorbjäger katapultierte. Mallet führte Braunschweig an die Tabellenspitze. Doch dann passierte beim Auswärtsspiel in Frankfurt das Malheur, Mallet verletzte sich schwer: Kreuzbandriss lautete die Diagnose. Das war vor sechs Monaten. Normalerweise hakt ein Spieler nach solch einer schweren Verletzung die Saison ab. Nicht so Demond Mallet. Der kündigte nach der Operation noch aus dem Krankenbett heraus seinem Team seine Rückkehr aufs Feld an. „Ich habe nächtelang wach gelegen und mir gesagt: Jetzt musst du härter arbeiten als je zuvor. Denn ich wollte jedem zeigen, dass es sich auszahlt, wenn man hart arbeitet.“

Im letzten Spiel der Punktrunde in Gießen stand der Mann aus Louisiana dann schon wieder auf dem Parkett. „Ich bin einfach nur glücklich“, sagte Mallet. „Mit jedem Tag Training komme ich dem alten Demond ein Stück näher, meine Schnelligkeit, die Explosivität – alles kommt wieder.“ Dem Auftritt von Gießen folgten drei Viertelfinalspiele gegen Oldenburg, in denen er starke Szenen hatte, aber auch solche, in denen er zu viel wollte und scheiterte. Zwischendurch schwoll das Knie leicht an. Der junge Mann, der vor dem Spiel in Frankfurt sich noch nie zuvor eine schwere Verletzung zugezogen hatte, zauderte. Am Dienstag aber, in der vierten Play-off-Partie gegen Oldenburg, spielte Mallet 23 Minuten, machte 21 Punkte und übernahm erstmals nach seiner Pause wieder die Regie.

Es scheint, als hätten die Braunschweiger pünktlich zu ihrer bislang größten sportlichen Herausforderung ihren Star mit einem Großteil seiner Leistungskraft wieder. Mallet bringt Tempo ins Spiel und bildet damit den idealen Gegenpart zum Bosnier Gordan Firic, der als bester Vorlagengeber der Liga für den bedächtigen Spielaufbau zuständig ist. Zudem können die Niedersachsen durch die Rückkehr ihres besten Punktesammlers ihre einzige Schwäche abstellen: Die Verteidigung gegen kleine, schnelle Gegner wie den Berliner Mithat Demirel war ohne ihn ein Problem gewesen. Trotzdem kommen die Braunschweiger bescheiden zum Meister. „Alba hat so viel Play-off-Erfahrung, wir sind in jeder Hinsicht Lehrlinge“, sagt Trainer Scalabroni. „Aber wir sind bereit, einen guten Start in die Serie zu versuchen.“

Sosehr für den Braunschweiger Coach das funktionierende Teamspiel vor allem anderen Vorrang hat, er setzt auf Mallet. „Ob Demond unser entscheidendes Plus ist, kann ich nicht voraussagen“, sagt der zurückhaltende Amerikaner. Der Braunschweiger Spielmacher jedenfalls hat sich viel vorgenommen. Mit dem ersten Braunschweiger Sieg gegen Berlin ließe sich das Frankfurt-Trauma des Demond Mallet wohl auch besonders gut bewältigen.

Ute Berndt

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