zum Hauptinhalt
Die Wutmacher. In Stuttgart gibt es nicht nur Blockaden am Bahnhof. Foto: dpa

© dpa

Sport: Am Abgrund

In Stuttgart sind die Fans nach dem Debakel des VfB gegen den FC Bayern nicht zu besänftigen

Auch am Tag nach einem nachhallenden Fußballabend wusste man in Stuttgart nicht, was eigentlich schlimmer war. Die 3:5-Pleite des VfB gegen Bayern München zum Abschluss einer desaströsen Hinrunde oder die eskalierenden Proteste der gefrusteten Fans.

Lange sah es am Sonntagabend nach einem Debakel für den VfB Stuttgart und seinen neuen Trainer Bruno Labbadia aus. Die Stuttgarter kassierten beim 3:5 (0:3) die elfte Saisonniederlage; der Klassenerhalt bleibt eine Herausforderung bei nur zwölf Punkten nach der Hinrunde und fünf Punkten Abstand zu Rang 15. Aber das Duell gegen die Münchner hat wenigstens gezeigt, dass die Stuttgarter sich bemühen.

Als Bayern-Stürmer Mario Gomez nach seinem dritten Treffer zum 5:1 vom Feld ging, hatte Fredi Bobic entsetzt die Hände vors Gesicht geschlagen. Im Stadionmagazin hatte der Stuttgarter Manager noch gefordert, gemeinsam den „Super-Gau“ zu verhindern, womit er den drohenden Abstieg meinte. Doch durch die Arena hallten während des Spiels vor allem „Vorstand raus“-Rufe. An der Seitenlinie stand ein ratloser Bruno Labbadia, der die Stuttgarter erst vor einer Woche übernommen hatte. Der neue Trainer konnte später immerhin feststellen: „Obwohl wir 0:3 zurücklagen, haben wir Moral gezeigt, die Mannschaft hat keine Sekunde aufgegeben.“ Hunderte Fans sahen das Ergebnis nicht so positiv, sie belagerten den Stadionausgang und riefen immer wieder: „Vorstand raus.“

Nur in der ersten Hälfte bekam der neue VfB-Trainer zu sehen, was er während des neu eingeführten Acht-Stunden-Tages gefordert hatte. Stuttgart gewann viele Zweikämpfe und präsentierte sich als kompakte Mannschaft, die den Bayern wenig Räume ließ. Und man hatte die besseren Chancen. Die Stuttgarter waren im Abschluss allerdings wieder einmal ungefährlich und offenbarten erneut Schwächen in der Hintermannschaft. So fiel es den Münchnern leicht, das Spiel nach Stuttgarts engagierter erster Viertelstunde an sich zu reißen. Zur Pause stand es aus Sicht der Hausherren 0:3.

Vier Minuten nach der Pause gab der eingewechselte Martin Harnik dem VfB neue Hoffnung. Nach einem Pass von Pawel Pogrebnjak erzielte der Stürmer das 1:3, doch es half nicht viel. Die Bayern baute den Vorsprung gar auf vier Tore aus, bevor Harniks zweiter Treffer und Christians Gentners Schlusspunkt das Ergebnis aus Sicht des VfB etwas freundlichen gestalteten. Ein wenig Hoffnung bleibt also Labbadias Mannschaft vor der Neuauflage des Duells am Mittwoch im Achtelfinale des DFB-Pokals.

„Die Situation ist einmalig, die gilt es zu meistern“, sagte Labbadia. „Wir werden bis zum letzten Tag um den Klassenerhalt kämpfen.“

Die Fans scheinen diesen Worten allerdings nicht zu vertrauen. Schon als sich am Sonntag die Niederlage abzeichnete, drehten die Ultras in der Untertürkheimer Kurve den Spielern demonstrativ den Rücken zu und brüllten sie nach dem Abpfiff nieder: „Wir haben die Schnauze voll.“ Präsident Erwin Staudt und seine Vorstandskollegen bekamen später Wut und Hass zu spüren. „Vorstand raus, Vorstand raus“, brüllten etwa 300 Protestierer vor dem von einer Polizei-Hundertschaft geschützten Business Center. Staudts Besänftigungsversuche per Megafon stießen bloß auf Hohn. Erst nach einer Stunde zogen die Fans ab. (mit dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false