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Sport: Am Anspruch gescheitert

über die Fehlbesetzung im Amt des Eishockey-Bundestrainers Greg Poss ist ein freundlicher Mensch. Er kann charmant plaudern, auch über sportferne Themen – und vielleicht ist er gerade deshalb als Trainer der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft eine Fehlbesetzung.

über die Fehlbesetzung im Amt des Eishockey-Bundestrainers Greg Poss ist ein freundlicher Mensch. Er kann charmant plaudern, auch über sportferne Themen – und vielleicht ist er gerade deshalb als Trainer der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft eine Fehlbesetzung. Der US-Amerikaner wollte mit einer mittelmäßigen Mannschaft über eine neue Ästhetik zum Erfolg finden. Damit ist er gescheitert, unabhängig davon, ob die Deutschen bei der WM in Österreich nun in der A-Gruppe bleiben oder nicht. Poss hat versprochen, die Nationalmannschaft werde schöner und erfolgreicher spielen als zu Zeiten seines Vorgängers Hans Zach. Der ist nicht freundlich, drückt sich auch nicht besonders gewählt aus, hatte aber Erfolg. Die Dimension dieses Erfolgs wird erst dieser Tage in Wien ersichtlich. Zach wurde vor einem Jahr in Prag ein 0:1 gegen die Schweiz und das damit verbundene Verpassen des Viertelfinales zum Verhängnis. Glorreiche Zeiten.

Unter Zach spielten die Deutschen das, was sie können: defensiv, abwartend, diszipliniert. Unter Poss regiert das Chaos. Günstlinge wie der Nürnberger Verteidiger Stefan Schauer finden sich im Nationalteam wieder, der aufmüpfige Kölner Lüdemann wurde ohne Rücksprache aussortiert. Hinter der Bande redet Poss mit seinen Spielern so laut und erregt, dass die Grenze zur körperlichen Auseinandersetzung nicht fern ist. Aus der Mannschaft ist zu hören, dass die Reputation des Bundestrainers den Tiefpunkt erreicht hat. Poss’ neues Offensivsystem wird von seinen Spielern so interpretiert, dass jeder nach vorn laufen darf, wie er gerade Lust hat. Das sieht erstens nicht schön aus und ist zweitens nicht erfolgreich. Der Deutsche Eishockey-Bund hat Greg Poss „grenzenlos vertraut“ (Präsident Hans-Ulrich Esken) und wird nun die teuren Konsequenzen tragen müssen. Der Vertrag kann erst zum 31. Mai 2006 gekündigt werden. Schwieriger noch ist die Suche nach einem Nachfolger, denn die Betreuung der Nationalmannschaft ist in den Wiener Chaostagen nicht attraktiver geworden.

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