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Und ab dafür! Bis zur 88. Minute dauerte es, bis Jesus Navas das Siegtor für Spanien schoss – stilecht, nachdem der Torwart ausgespielt war. Foto: dpa

© dpa

Sport: Am Ende jubelt wieder Spanien

Der Europameister tut sich über weite Strecken schwer gegen Kroatien. Dann gewinnen die Spanier aber doch noch 1:0 und ziehen ins Viertelfinale ein.

Neulich hat Fernando Torres von seinen Tagträumen erzählt. Der blonde Stürmer der Spanier, der hier bei der Europameisterschaft bereits zwei Turniertore erzielt hat, sprach davon, dass er es erleben will, wie Iker Casillas die Trophäe entgegen nimmt. „Das sehe ich die ganze Zeit in meinem Kopf“, hat der 28-Jährige erzählt. Vielleicht sind es aber nur Erinnerungen an die EM 2008. Dort schoss Torres im Finale gegen Deutschland das Siegtor, ehe Kapitän und Torhüter Casillas den Pokal hochstemmte.

Nun, noch ist es nicht so weit. Ob es überhaupt dazu kommt, hängt davon ab, wie sehr sich die Spanier noch steigern können. Im Danziger EM-Stadion hatten sie gestern Abend bei ihrem 1:0 (0:0) über Kroatien viel mehr Mühe, als ihnen lieb sein konnte. Vor 39 076 Zuschauern erzielte der eingewechselte Jesus Navas wenige Minuten vor dem Ende den Siegtreffer. Damit steht Spanien ebenso im Viertelfinale wie Italien, das zeitgleich Irland schlug (2:0).

Nach fünf Minuten flog erst einmal eine Rakete aus dem kroatischen Block in den Innenraum. Ein paar Stunden zuvor hatte Michel Platini, der Uefa-Präsident, noch das Verhalten einiger kroatischer Fans bei diesem Turnier scharf kritisiert. Schon im Spiel gegen Irland in Posen hatten kroatische Fans Feuerwerkskörper auf das Spielfeld geworfen. Zu Beginn der zweiten Halbzeit wiederholte sich das Schauspiel, dieses Mal allerdings auch noch im Block der sonst so braven Spanier.

Das Spiel selbst konnte da lange nicht mithalten, wobei die Spanier ihr Übergewicht an Ballbesitz nicht wie so oft für vertikale Anspiele in die Spitze nutzten. Als David Silva mit einem Zuspiel auf Andres Iniesta nach gut zehn Minuten einmal so etwas gelang, konnte der kroatische Torwart Stipe Pletikosa klären.

Weit brenzliger wurde es für ihn, als plötzlich Torres vor ihm auftauchte, aber der Winkel zum Tor war zu spitz, als dass sich Pletikosa hätte überrumpeln lassen. Nein, es war nicht das übliche, das drangvolle und dominante Spiel der Spanier, die von den Kroaten immer wieder hartnäckig gestört wurden, bevor sie in die gefährliche Zone kamen.

Auf der anderen Seite hatten die Spanier großes Glück, als der insgesamt schwache deutsche Schiedsrichter Wolfgang Stark ein böses Foul von Sergio Ramos auf Höhe der Strafraumgrenze an Mario Mandzukic nicht ahndete, sondern lediglich auf Ecke entschied. Hier irrte Stark gewaltig.

Das alles war nicht so brillant wie erwartet, doch hatte es auch recht wenig mit einem abgekarteten Spiel zu tun, was die Italiener befürchteten. Was hatten sie für wilde Verschwörungstheorien aufgestellt? Ihre kickenden Kollegen aus Spanien und Kroatien könnten sich ja irgendwie arrangieren im abschließenden Spiel. Wenn es dumm gekommen wäre, hätte Italien trotz eines eigenen Sieges über Irland ausscheiden können. Weshalb man im Land des viermaligen Weltmeisters einen ähnlichen Nichtangriffsspakt in Danzig befürchtete wie zwischen Deutschland und Österreich bei der WM 1982 in Gijon.

Niemand der beiden Mannschaften wollte sich auf einen solches Spielchen auch nur im Entferntesten einlassen. Nach knapp einer Stunde hatte Ivan Rakitic sogar die Führung auf dem Kopf. Nach einem schlau vorgetragenen Konter und einer wunderschönen Flanke mit dem rechten Außenrist von Luka Modric kam der frühere Schalker Profi fünf Meter vor dem spanischen Tor frei zum Kopfball, doch Casillas parierte großartig.

Die Begegnung nun völlig offen. Kroatien wurde mutiger, Spanien umständlicher. Trainer del Bosque nahm einige Wechsel vor, Torres und David Silva raus, für sie kamen Jesus Navas und Cesc Fabregas ins Spiel. Und zehn Minuten vor dem Ende hatte Fabregas seine Chance, er verschluderte sie. Die Kroaten blieben durch Konter weiterhin gefährlich, aber auch den Spaniern boten sich Möglichkeiten zu Kontergegenstößen. So wie in der 88. Minute, als Fabregas Iniesta bediente und dieser quer legte auf Navas, der den Ball nur über die Linie drücken musste. Kroatien war bezwungen.

Kroatien wird in der ersten Hälfte ein Strafstoß verweigert

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