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Sport: Am Start verloren

Das Team Germany unterliegt den überraschenden Italienern und den souveränen Neuseeländern

Beim America’s Cup konnte man in diesen Tagen nicht nur lernen, dass das Segeln ohne Wind keinen Spaß macht. Man lernt auch, dass man eine positive Einstellung haben muss. Kurzum: Man wird zum Segel-Buddhist. Als dieser freut man sich über Niederlagen, die natürlich eigentlich Siege sind. Man muss nur in das Gesicht des Steuermanns Jesper Bank schauen. Er strahlt Ruhe und Gelassenheit aus. Das deutsche United Internet Team Germany hatte nach verspätetem Start eine ziemlich ordentliche Leistung gelandet, gegen die Überraschungs-Segler von Mascalzone Latino aus Italien. Gereicht hat es dennoch nicht. 24 Sekunden fehlten der Crew von Bank zur ersten großen Überraschung. Immerhin konnte die GER 89 auf dem letzten Vorwind-Kurs noch mal sieben Sekunden aufholen. Und deshalb sagte Bank: „Wir sind froh, dass wir so gut mitgesegelt sind. Das lässt hoffen.“ Allerdings erwähnte er nicht, dass es diesmal der schlechte Start war, der die Deutschen den echten Sieg kostete. Gerade die guten Starts aber waren in den letzten Rennen ein Hoffnungsschimmer gewesen.

Im zweiten Rennen war es etwas schwieriger, nach den kleinen Erfolgen zu suchen. Denn die Neuseeländer, die den America’s Cup 1995 und 2000 gewannen, demonstrierten bei stattlichen 17 Knoten all ihre Überlegenheit mit einer souveränen Gelassenheit gegenüber den deutschen Cup-Frischlingen (1:03 Minuten Rückstand). Diesmal musste man sogar von einem richtig verunglückten Start der deutschen Afterguard sprechen.

Eigentlich war es der Tag der Favoriten, denn auch Luna Rossa holte zwei Siege, und BMW Oracle schlug die Franzosen von Aréva sehr deutlich mit einer Distanz von 2:54 Minuten. Damit bleiben die Amerikaner auch im sechsten Rennen das bis dato einzig ungeschlagene Team unter den elf Herausforderern. Nach ihrem Überraschungssieg gegen Luna Rossa vor zwei Tagen konnten die Südafrikaner von Shosholoa ihr wichtiges Match Race gegen Desafio Espanol nicht gewinnen. Kämpften beide Teams zu Anfang noch auf Augenhöhe, zogen die Spanier mit ihrem polnischen Steuermann Karol Jablonski schließlich davon und gewannen überlegen.

Nicht nur auf dem Mittelmeer finden im Moment die großen Auseinandersetzungen statt, sondern auch an Land. Das ACM, das Management des 32. America’s Cup, ist aufgrund der Flautenhäufung seit Tagen heftiger Kritik ausgesetzt. Das Ausbleiben der für April erwarteten stabilen Seebrise hatte zu sechseinhalb Ausfalltagen geführt und dem Louis-Vuitton-Cup einen katastrophalen Start beschert. Mittlerweile weiß man, dass eine außerordentliche Wettersituation in Europa zu einem außerordentlich schlechten Segel-April in Valencia geführt hat. Auf einer außerordentlichen Pressekonferenz veröffentlichten Alinghis Wetterspezialisten gestern die April-Daten der vergangenen fünf Jahre. Und nach denen ist der April ein für das Segeln verlässlicher Monat. So lag die Windgarantie im April 2005 bei 93 Prozent, 2006 bei 90 Prozent.

Vor allem die englischsprachigen Medien kritisierten, dass die Serie zu früh anberaumt wurde. Hier scheint aber auch ein kulturelles Problem vorzuliegen. Schließlich findet der Cup erstmals in Europa statt. Und als Neuling, der sich zum Fernsehereignis aufschwingen will, hätte man ab dem 7. Juli einen überstarken Konkurrenten gehabt: die Tour de France. Für die englischsprachige Welt bedeutet das Rad-Rennen vielleicht nicht viel. Im Rest Europas aber hätte Segeln den Kampf um die Gunst der Fernsehzuschauer in diesem Fall unter Garantie verloren.

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