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Sport: Am Teebrett zieht’s

Die Formel 1 streitet über Ferraris Aerodynamik

Die Aerodynamiker von Ferrari tauchten ab in die Grauzonen des Reglements. Ein flexibles Endteil vorne am Unterboden des Formel-1-Rennwagens, das im Expertenjargon auch mal als „Lätzchen“ oder „Teebrett“ bezeichnet wird, hatte ihren Forscherdrang geweckt. Dieses Teil darf sich, laut Reglement bei einer Belastung durch 500 Newton nur um maximal fünf Millimeter verformen. Dass Ferraris Techniker in diesem Bereich bis an den Rand des Erlaubten und möglicherweise darüber hinaus herumgetüftelt haben sollen, erregt die Formel 1. Die Konkurrenz um McLaren begehrt auf. Und schon herrscht Empörung in der Rennszene vor dem Großen Preis von Malaysia am Wochenende in Kuala Lumpur.

Das aktuelle Schlagwort in der Formel 1 lautet „aerodynamische Effizienz“. Daher ergeben sich heute die größten Zeitunterschiede in der Formel 1. Der deutliche Vorsprung von Ferrari von einer Sekunde pro Runde erregte da vor und beim Großen Preis von Australien Aufmerksamkeit. Der Ferrari-Trick, so mutmaßte McLaren, soll so aussehen: Statt einer festen Strebe, um das Teil am Monocoque abzustützen, habe man bei Ferrari eine in einen Zylinder integrierte Feder erfunden. Zusammengedrückt verhindere sie eine zu schnelle und deutliche Verformung des Endbretts. Und das würde erlauben, das Auto vorne tiefer legen zu können: Aerodynamisch wäre das ein Vorteil.

Ob man ein solches System in Zukunft auch einsetzen dürfe, fragte McLaren-Technikchef Paddy Lowe in Australien bei Charlie Whiting, einem Delegierten des Weltverbandes Fia, nach – ohne den Namen Ferrari zu nennen, „nur so zur Klarstellung“. Die Antwort des Aufpassers fiel deutlich aus: „Das ist illegal.“

Auf die Anfrage von McLaren erklärte die Fia allerdings auch, dass ab dem Rennen in Malaysia der Belastungstest dieses Endstücks am Unterboden ohne jede Streben, Zylinder oder sonstige Hilfsteile vorgenommen wird. Außerdem behalte man sich weitere Tests vor. Einige, so verlautete es inoffiziell, interpretieren die neue Bestimmung schon so, dass man nach dem Test die Stützteile wieder einbauen dürfe.

Wenn alle anderen Teams die Erfindung übernehmen würden, dürfte interessant sein, ob die Konkurrenz näher an Ferrari heranrückt. In der Vergangenheit haben solche Systeme schon mal bis zu 0,7 Sekunden pro Runde gebracht – heute ist es, dank der restlichen komplizierten Aerodynamik, etwas weniger, sagen erfahrene Ingenieure wie Frank Dernie, bis vor kurzen Williams-Berater. „Ich habe so etwas schon 1992 für Benetton entworfen“, sagte Dernie und lachte.

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