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Ezekiel Elliott (links) und Dak Prescott.

© imago/ZUMA Press

American Football: Die Dallas Cowboys mischen die NFL auf

Zwei Neulinge machen Dallas wieder zum Favoriten in der NFL: Dak Prescott und Ezekiel Elliott tragen die Cowboys auch gegen Tampa Bay zum Sieg.

Natürlich hat Ezekiel Elliott längst sein eigenes Markenzeichen. Wenn der junge Mann von den Dallas Cowboys jubelt, ist das stets mit einer Geste verbunden: Elliott führt dann einen imaginären Löffel Richtung Mund und tut so, als würde er bergeweise Nahrung in sich hineinschaufeln. „Keep feeding me the ball“, hat er neulich nach einem Touchdown in die Fernsehkameras gebrüllt. Füttert mich ruhig weiter mit dem Ball, dann kann nicht viel schiefgehen.

Bislang ist diese Taktik aufgegangen für Ezekiel Elliott und seinen Klub aus der US-amerikanischen National Football League (NFL): Die Cowboys haben ihre Gegner im Verlauf der Spielzeit – um im Bilde zu bleiben – fast ausnahmslos verschlungen, mit einer Bilanz von 12:2-Siegen sind sie die Story der NFL-Saison und einer der am höchsten gehandelten Anwärter auf die Super-Bowl-Teilnahme im Februar. Als erstes Team haben sich die Texaner vorzeitig für die Play-offs qualifiziert. An diesem Sonntag gewannen die Cowboys das Topspiel gegen die Tampa Bay Buccaneers 26:20. Am kommenden Montag kann sich Dallas mit einem Sieg gegen die Detroit Lions die Position als bestes Team der National Football Conference (NFC) und damit den Heimvorteil in der K.-o.-Runde sichern.

Die sportliche Situation passt zum Selbstverständnis des Vereins, bei dem das Maximum lediglich der normale Anspruch ist. Einer Studie des Wirtschaftsmagazins „Forbes“ zufolge sind die Dallas Cowboys mit 4,2 Milliarden US-Dollar der wertvollste Sportklub der Welt, noch vor Real Madrid (3,7) und dem FC Barcelona (3,6). Sie spielen im teuersten Stadion der NFL, es hat Baukosten in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro verursacht und beheimatet den größten Videowürfel der Welt. Darüber hinaus trägt der Klub, von der amerikanischen Öffentlichkeit stets besonders beäugt, einen Beinamen, der im Grunde alles sagt über seinen Markenwert und Markenkern: „America’s Team“. Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass sie in Dallas nun schon eine gefühlte Ewigkeit, nämlich genau 20 Jahre, auf den nächsten Meistertitel warten, es wäre der sechste.

In dieser Saison, darüber herrscht Einigkeit bei den Experten, könnte es endlich so weit sein – und das liegt vor allem an zwei Spielern: eben an Running Back Ezekiel Elliott und Quarterback Dak Prescott. Ballträger Elliott seziert die gegnerischen Abwehrreihen seit Wochen und gilt als Kandidat für die Auszeichnung zum wertvollsten Spieler der Saison, und Spielgestalter Prescott steht ihm in nichts nach. Prescott hat zuletzt einen Rookie-Rekord nach dem anderen aufgestellt, und das ist das eigentlich Verrückte an der Geschichte: In einer Liga stahlharter Menschenschränke, die für gewöhnlich ein paar Jahre Eingewöhnungszeit erfordert, werden die Cowboys von zwei Neulingen getragen, die gerade ihre erste Profi-Saison spielen. Elliott lief in der letzten Saison noch für die Ohio State University, am College war der 23-Jährige ein Superstar, entsprechend früh sicherten sich die Cowboys beim Draft Elliotts Dienste. Sie zogen ihn an vierter Stelle und sind bisher nicht enttäuscht worden. Elliott hat die hohen Erwartungen an seine Person sogar übertroffen. Kein anderer Running Back in der NFL hat in dieser Saison mehr Yards erlaufen.

Bei Prescott verhält es sich ähnlich, allerdings bei einer anderen Vorgeschichte. Im Draft ging Prescott erst in der vierten Runde von einem Klub zum anderen, vor ihm waren 134 andere Spieler an der Reihe. Mittlerweile ist jedem Scout und NFL-Fan klar: Mit Prescott haben die Cowboys einen Glücksgriff gelandet. Eigentlich, so der Plan, sollte Prescott ein paar Jahre im Windschatten von Star-Quarterback Tony Romo wachsen und Erfahrungen sammeln, um eines Tages die Starter-Rolle zu übernehmen. Dann aber passierte etwas, was Romo in seiner Karriere immer wieder passiert ist: Er verletzte sich, Prescott sprang ein und spielte so stark, dass er nun gesetzt ist. Mittlerweile gilt Romos Abschied aus Dallas nach der Saison als sicher, kürzlich hat er eine hochemotionale Pressekonferenz abgehalten, und Cowboys-Besitzer Jerry Jones erklärte vielsagend in bestem Poker-Sprech: „Man muss die Karten spielen, die man zugeteilt bekommt.“ Prescott und Elliott sind quasi die Asse. Das ist auch schon so manchem alten Helden der Dallas Cowboys aufgefallen. Kürzlich etwa hat sich Emmitt Smith zu Wort gemeldet, der beste Running Back der NFL-Geschichte. „Ich liebe, was ich im Moment von meinen Cowboys sehe“, sagte Smith, „dieses Team hat eine große Zukunft vor sich.“ Jedenfalls so lange, wie sie Ezekiel Elliott weiter fleißig füttern.

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