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Drin ist drin. Dirk Kuyt verwandelt einen Abpraller zum glücklichen 2:0

© REUTERS

Sport: An der Sensation vorbei geflogen

Es ist nicht die WM der Torhüter: Paraguay ist dem Sieg gegen den Weltmeister nahe – doch dann greift Torwart Villar daneben und Italien erzielt das 1:1

Es ist diese 19. Fußball-Weltmeisterschaft bisher keine Erfolgsgeschichte der Torhüter. Englands Robert Green verschenkte einen Punkt an die USA, der Australier Mark Schwarzer therapierte Miroslav Klose, und am Sonntag war es Señor Justo Villar aus Paraguay anzulasten, dass seine Mannschaft eine Sensation verpasste. Sein Fehler ermöglichte dem schon nur noch verzweifelt anrennenden Weltmeister Italien noch ein 1:1 (0:1) im Eröffnungsspiel der Gruppe F. Vor 62 869 Zuschauern im Dauerregen von Kapstadt flog der Mann von Real Valladolid an einem harmlosen Eckball vorbei und ermöglichte Daniele de Rossi in der 63. Minute noch den Ausgleich. Antolin Alcaraz hatte zuvor zum 1:0 getroffen für das Team der Namenlosen, dessen prominenteste Spieler die Dortmunder Stürmer Lucas Barrios und Nelson Valdez und der späte eingewechselte Ex-Münchner Roque Santa Cruz (Manchester City) sind. „Wir haben eine Sekunde geschlafen, das kann man sich gegen ein solches Team nicht leisten“, sagte Valdez, und ergänzte: „Wir müssen den Punkt wie einen Sieg ansehen.“

Villars Pech war Italiens Glück, aber das wird dem Weltmeister nicht reichen auf dem Weg zur Verteidigung des 2006 in Deutschland gewonnenen Titels. Das italienische Spiel krankte an den Extremitäten, ganz vorn und ganz hinten. Alberto Gilardino war als zunächst einziger Stürmer eine Fehlbesetzung. Das größere Problem aber könnte die dramatische Schwäche in jenem Mannschaftsteil sein, der italienischen Nationalteams noch immer zur Ehre gereicht hat.

Vor allem wegen der perfekten Defensive hatte Italien vor vier Jahren die WM in Deutschland gewonnen. Doch der einst weltbeste Torhüter Gianluigi Buffon ist ebenso über seinen Zenit hinaus wie Außenverteidiger Gianluca Zambrotta und Mannschaftskapitän Fabio Cannavaro im Zentrum. Wie verletzlich die italienische Defensive geworden ist, das deckten die Paraguayer beim 1:0 auf. Aureliano Torres’ Freistoß segelte lange durch die Luft, doch Cannavaro zog den Kopf ein, de Rossi sprang zu spät hoch und Buffon verharrte reglos am Fünfmeterraum. Zu dritt schauten sie mit an, wie Alcaraz den Ball mit der Schläfe in die rechte Ecke des Tores drückte. Paraguay lag in Führung, und Italien fiel kurzzeitig in eine Schockstarre.

Es dürfte nicht zur Beruhigung der italienischen Nerven beigetragen haben, dass Buffon zur zweiten Halbzeit nicht mehr auf den Platz zurückkehrte, mutmaßlich wegen Problemen mit dem Ischiasnerv, der ihm im nasskalten Wetter zu schaffen machte. Für ihn hütete fortan Federico Marchetti das Tor. Der Mann aus Cagliari war noch gar nicht richtig warm, da hätte er um ein Haar das zweite Gegentor seiner Mannschaft hinnehmen müssen. Wieder irrlichterte der italienische Defensivverband mit selten erlebter Desorientierung umher. Barrios’ Schuss konnte zwar noch abgeblockt werden, aber nur um den Preis, dass Enrique Vera zum Schuss kam. Der schoss aus spitzem Winkel hart und gar nicht so unplatziert, aber knapp vorbei.

Der Außenseiter hatte den Weltmeister am Rand einer Niederlage. Es war denn auch kein durchdachter Spielzug, sondern ein brutaler Fehler des paraguayischen Torhüters, der Italien zurück ins Spiel brachte, als Justo Villar ins Leere langte. „Es ist sehr bedauerlich, dass wir nur einen Punkt geholt haben“, sagte Italiens Trainer Marcello Lippi, der sich nach dem Spiel mit italienischen Journalisten anlegte und ihnen wegen ihrer „dummen Fragen“ das Niveau für eine WM absprach. Seine Mannschaft aber habe „Moral bewiesen, das macht mich zuversichtlich für die nächsten Spiele“. Dort wird Italien jedoch mehr benötigen, als einen irrlichternden Torwart des Gegners.

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