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Sport: An der Vision gescheitert

Der MSV Duisburg tritt den Weg zurück in die Zweite Liga an

Das Spiel gegen Werder Bremen, das einen langen Leidensweg beendete, war das unterhaltsamste, das der MSV Duisburg seit langem zu bieten hatte, schon der Zahl der Tore wegen: 3:5. Zum zweiten Mal in dieser Saison trafen die Duisburger dreimal in einer Partie, aber auch das reichte nicht. Gegen Werder hatte es eine halbe Stunde lang sogar danach ausgesehen, als sollte der Absteiger sich überaus unehrenhaft aus der Fußball-Bundesliga verabschieden. Erst nach dem 0:3 begannen die Duisburger, verhöhnt von den eigenen Fans, am Spiel teilzunehmen, ohne es noch wenden zu können. Der Aufschwung kam zu spät und zu schwach, um diesen strukturschwachen Bundesligastandort zu sichern. Insofern spiegelte diese Partie eine ganze Saison.

Wenn das unmöglich Scheinende gelingen soll, bedarf es mindestens eines Trainers, der wirtschaftlichen Wettbewerbsnachteilen kreativ und kundig zu trotzen vermag; der neben taktischem Geschick einen Blick für Talente besitzt, die andere nicht sehen. Nach so einem Mann hat Walter Hellmich, der mächtige, vielleicht zu mächtige Klubchef, vergeblich gefahndet. Norbert Meier, der Aufstiegstrainer, hat den sportlichen Mangel leidlich verwaltet, bis er der Quälerei mit einem Stoß gegen den Kopf des Kölner Profis Albert Streit ein Ende setzte. Erst war er nur erfolglos, dann auch noch gesperrt.

Hellmich zeigte Mut und versuchte es mit einem vermeintlich starken Trainer. Jürgen Kohler brachte, außer seiner Vergangenheit als Spieler, allerdings nicht viel ein in den schon zur Halbzeit aussichtslos erscheinenden Abstiegskampf. Seine Phrasen von der ruhrgebietstypischen Maloche wirkten wie auswendig gelernt. Kohler überwarf sich erst mit Mannschaftskapitän Georg Koch und wenig später mit Hellmich. Als die Lage prekär wurde, verzichtete der Trainer, dessen Vertrag auch für die Zweite Liga gegolten hätte, auf ein Bekenntnis zum Klub. Es kam zur Trennung. „Kohler und der MSV, Kohler und Hellmich, das hat einfach nicht gepasst“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Kohlers Nachfolger wurde Heiko Scholz, der Kotrainer, der schon nach Meiers Beurlaubung eingesprungen war. Er wird bleiben, aber als Assistent, nicht als Chef.

Zum ersten Mal, seit Walter Hellmich die Geschicke des Vereins bestimmt, musste er einen schweren Rückschlag einräumen. „Wir haben viel erreicht und innerhalb von drei Jahren einen neuen MSV gebaut, dieser MSV ist nun abgestiegen“, sagt er, um sogleich wieder Zuversicht zu äußern. „Das ist bitter, aber es wirft uns nicht um.“ Sportlich werde der Klub abermals renoviert. Zwar sei kein radikaler Neuaufbau geplant, aber die Mannschaft werde ein neues Gesicht und viele neue Gesichter bekommen. Vor allem braucht sie einen Trainer, der aus wenig viel zu machen vermag.

Als Favorit für den Chefposten gilt Rudi Bommer, der am Mittwoch abend vom abstiegsbedrohten Zweitligaklub 1. FC Saarbrücken entlassen wurde. „Bommer ist ein guter Mann“, sagt Hellmich. In der engeren Wahl seien aber noch zwei weitere Kandidaten. Der neue Trainer werde vermutlich in der kommenden Woche vorgestellt und könne dann den Neuaufbau vorantreiben. Mit zwei Spielern steht der Klub offenbar kurz vor einem Vertragsabschluss, ohne dass der neue Mann darauf Einfluss nehmen kann. Es handele sich um Profis, die jeder Trainer gerne hätte, behauptet Hellmich. Auf weitere Transfers werde der neue Fußball-Lehrer maßgeblichen Einfluss haben. Es gibt viel zu tun in Duisburg. Die Frage ist nur: von wem? Auch ein Sportdirektor wird noch gesucht - sagt Hellmich jedenfalls.

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