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Vancouver 2010 - Bob

© dpa

André Lange: "Jeder Olympiasieg hat seine eigene Geschichte"

Nach dem Gewinn seiner vierten olympischen Goldmedaille spricht Bobpilot André Lange über die Bedeutung des Erfolges, die große Überlegenheit der deutschen Bobs und die Gefährlichkeit der Bahn in Whistler.

Herr Lange, Sie sind am Sonntag in Vancouver im Zweierbob zum vierten Mal Olympiasieger geworden, wie ist dieser Erfolg einzuordnen?

Jeder Olympiasieg hat seine eigene Geschichte. 2002 waren wir unbeschwerte Neulinge und wollten die Welt erobern. Das haben wir geschafft. In Turin hatten wir schon viele Vorschusslorbeeren, die ihre Krönung mit dem Doppelsieg gefunden haben. Und der Sieg hier war umso schwerer, weil die Erwartungshaltung der Medienwelt so hoch war. 

Sie haben mit Kevin Kuske Gold, Thomas Florschütz hat mit Richard Adjei Silber gewonnen -  warum sind die deutschen Bobfahrer so überlegen? 

Entscheidend war, dass Thomas Florschütz und ich Bobs von der FES haben, die sich einfach richtig lenken lassen. Die sind verdammt schnell und lassen sich trotz der Schnelligkeit dahin lenken, wohin es wir wollen. Bei vielen Kollegen hingegen ist das eher ein Glücksspiel gewesen. Wir konnten mit unseren Bobs eine sehr saubere Fahrspur fahren, was den großen Zeitvorsprung vor den Konkurrenten erklärt.

Aber muss man nicht auch den Bob gut fahren können?

Wir sind in unsere Ausbildung ab einem gewissen Alter drangsaliert worden mit Bobfahren, Bobfahren, Bobfahren. Da sind gewisse Instinkte und Reaktionen geschult worden. Das hat man in den letzten zwei Tagen auf der Bahn gesehen. 

Stimmt es, dass Sie zu Saisonbeginn auf der Bahn in Whistler gestürzt sind?

Das stimmt, aber der wesentliche Unterschied ist, dass wir jetzt im Matchbox, im Zweier, unterwegs waren. Der Sturz passierte im Viererbob, deshalb wird das Training ab Dienstag eine besondere Herausforderung werden. Man will jetzt noch am Profil der Bahn arbeiten, so dass man uns Fahrern mehr Chancen gibt, damit wir im Falle eines Fehlers noch eine Knautschzone haben.

Was wird an der Bahn gemacht?

Die Bahn wächst durch das aufgespritzte Wasser, sie hat teilweise eine Eishöhe von 15 Zentimetern. Jetzt fängt man an, das Eis, das man dort reingemacht hat, wieder rauszuhobeln. 

Was macht die Bahn so gefährlich?

Der böse Unfall vor den Spielen, hat eine gewisse Sensibilität hervorgerufen. Wir haben Bahnen in Lake Placid oder Altenberg, die auch gefährlich sind. Bei der WM 2008 hatten wir auch im Training acht oder zehn Stürze. Die Bahn in Whistler ist sehr schnell, es ist schon ein besonderes Gefühl für uns Piloten, jenseits der 150 Stundenkilometer im Vierer den Berg runter zu rutschen. Weil die Bahn für alle neu ist, braucht man darauf mehr Training. Man hat uns auch mehr Möglichkeiten dazu eröffnet, als das normalerweise vor Olympia der Fall ist. 

Wie feiern Sie jetzt noch?

Es wird keine Exzesse geben. Ab Freitag kommt noch das Viererbob-Rennen und diese Bahn verzeiht es nicht, unkonzentriert zu sein. Wir verzichten aber auf das freie Training am Montag aufgrund unserer schönen Situation. 


Aufgezeichnet von Benedikt Voigt

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