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Andrea Petkovic, 23, ist die beste deutsche Tennisspielerin. Nach Überraschungserfolgen beim Turnier in Miami schied die Darmstädterin erst im Halbfinale durch ein 6:3, 0:6, 2:6 gegen Maria Scharapowa aus. Künftig gehört sie zu den Top 20 der Welt.

© AFP

Andrea Petkovic: "Das ist erst der Anfang"

Andrea Petkovic spricht im Interview über ihre Erfolge in Miami, Trainingseinheiten für den Kopf und strenge Tennis-Eltern.

Frau Petkovic, Sie haben in Miami mit Caroline Wozniacki die beste Tennisspielerin der Welt geschlagen, ebenso die ehemalige Weltranglistenerste Jelena Jankovic. Was haben Sie in dieser Woche gelernt?

Im Moment bin ich noch ein bisschen enttäuscht über die Halbfinalniederlage gegen Maria Scharapowa, wahrscheinlich werde ich mich die nächsten Tage noch sehr leer fühlen. Aber danach denke ich, kann ich aus dieser Woche sehr viel Selbstvertrauen mitnehmen. Ich will unbedingt auf dem hohen Niveau von Miami weiterspielen, mein nächstes Ziel sind die Top Ten.

Schon als Sie Anfang des Jahres im Viertelfinale der Australian Open scheiterten, sagten Sie, Sie seien erst am Beginn Ihrer Reise. Hält diese Euphorie an?

Auf jeden Fall. Mein Ziel ist es nicht, bei Grand-Slam-Turnieren nur im Viertelfinale zu spielen. Dann wäre ich in meinem Sport auch falsch. Ich will mehr erreichen und bleibe dabei: Das ist erst der Anfang.

Gehen Sie auch mit Misserfolgen so selbstbewusst um?

Ich bin da sehr selbstkritisch. Viele Tennisspieler sagen nach Niederlagen immer: Ich hatte eben einen schlechten Tag. Aber schlechte Tage haben meistens Gründe. Ich kann zugeben, wenn ich nervlich überfordert war wie zuletzt beim Fed Cup. In einem so schnelllebigen Sport wie Tennis ist es wichtig, auch schnell aus seinen Fehlern zu lernen.

Arbeiten Sie mit einem speziellen Coach an Ihrer mentalen Stabilität?

Ich arbeite mit Holger Fischer zusammen, der auch Fußballspieler betreut. Vermeintliche Tennisexperten sagen gern, dass man mentale Stärke entweder hat oder nicht. Das ist aber falsch, denn mentale Stärke kann man genauso trainieren wie eine Vorhand, eine Rückhand oder die Beinarbeit. Den Kopf muss man trainieren wie alles andere auch.

Der Druck, unter dem die Spielerinnen stehen, kommt oft nicht nur von außen. Tennis ist für viele ein Familienunternehmen, das von ehrgeizigen Eltern geführt wird. Es heißt, auch Sie seien über Ihren Vater, den ehemaligen Davis-Cup-Spieler Zoran Petkoviv, zum Tennis gekommen.

Mein Vater wollte nur, dass ich einen Sport betreibe, der mir Spaß macht. Als es später darum ging, ob ich Profi werde, wollte er eigentlich, dass ich eine akademische Laufbahn einschlage. Wir sind einen Kompromiss eingegangen: Wenn ich nach zwei Jahren nicht in den Top 50 lande, höre ich auf und studiere. Ich habe es Gott sei Dank geschafft.

Ihr Vater ist bis heute Ihr Manager. Sind noch weitere Familienmitglieder an Ihrer Karriere beteiligt?

Meine Schwester studiert Hotelmanagement und sucht immer nach den passenden Hotels für mich. Außerdem verschickt sie meine Autogrammkarten. Und meine Mutter bucht meine Flüge.

Sind die Tennis-Eltern heute weniger verbissen als in der Ära von Steffi Graf?

Das ist für mich schwierig zu beurteilen, weil ich nur die heutige Tenniswelt kenne. Aber ich würde behaupten, dass heute alles etwas gesitteter abläuft. Maria Scharapowa ist zum Beispiel die letzte Spielerin gewesen, die im Alter von 17 Jahren einen Grand-Slam-Titel gewonnen hat. Früher haben reihenweise Teenager die Titel geholt, das gibt es heute nicht mehr. Der Druck der Öffentlichkeit ist von Teenagern heute einfach nicht mehr zu handhaben – außer vielleicht von einer Scharapowa.

Es fällt dennoch auf, dass Eltern wie die der berühmten Williams-Schwestern weiterhin mit strengen Augen auf der Tribüne sitzen und ihre Töchter beobachten.

Im Tennis spielen Eltern einfach eine größere Rolle als in anderen Sportarten. Das hat etwas damit zu tun, dass diese Einzelsportart einem sehr viel abverlangt. Ohne den Rückhalt der Eltern kann man das alles nur sehr schwer meistern. Bei den Herren ist es anders, aber alle erfolgreichen Tennisdamen hatten starken elterlichen Rückhalt – sei es der Vater von Steffi Graf, die Mutter von Martina Hingis oder der Vater von der Williams-Schwestern. Für Außenstehende wirkt dieser Rückhalt vielleicht extrem. Ohne ihn ist es aber nur schwer zu schaffen.

Prüft der Deutsche Tennis-Bund manchmal den Alltag der Spielerinnen?

Nein, wir sind selbstbestimmt. Tennis ist ja auch nicht wie Fußball, wo alles vom Verein aus geprägt wird. Im Fußball bezahlt der Verein alles – Trainer, Fitness-Trainer, Koordinations-Trainer, Mental-Trainer. Dadurch hat der Verein auch mehr Kontrolle über die Spieler. Wir hingegen zahlen alles selbst – die Trainer genauso wie die Flüge und Hotels. Deshalb sollten wir auch das Hoheitsrecht über uns haben.

Das Gespräch führte Erik Brandt-Höge.

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