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Sport: Andreas Schmidt setzt auf Erfolg im Fußball und an der Börse

"Der Plastikstuhl machts auch", sagt Andreas Schmidt, setzt sich und verfolgt das Treiben seiner Kollegen auf dem portugiesischen Übungsgelände. Trainer Jürgen Röber lässt interessierte Hertha-Profis Fußballtennis spielen.

"Der Plastikstuhl machts auch", sagt Andreas Schmidt, setzt sich und verfolgt das Treiben seiner Kollegen auf dem portugiesischen Übungsgelände. Trainer Jürgen Röber lässt interessierte Hertha-Profis Fußballtennis spielen. Es wird viel gelacht. Schmidt selbst gibt vor, von "beherrschter Natur" zu sein. "Dieses Spielchen macht Spaß, bringt aber nicht viel." So ist Schmidt - zweckhinterfragend und abwägend. Nicht typisch für einen 26-jährigen Profi, der es zum Millionär gebracht hat.

Beim Thema Geld hört für gewöhnlich die Liebe auf, doch bei ihm ist man genau richtig. Schmidt führt die Mannschaftskasse. Ein unbequemer Job, sagt er. "Selbst bei uns, die wir nun wirklich viel Geld verdienen, wird um 20 Mark gefeilscht. Schlimm, aber was will man machen. Jedenfalls bin ich dadurch immer auf der Höhe des Geschehens." Straffällig wird Schmidt eher selten. Er bevorzugt die pünktliche Gangart. Und das schon, seit er bei Hertha BSC ist. Fast zehn Jahre. "Stellen Sie sich mal vor", erzählt er, "bei uns gab es sogar mal einen Vergnügungsausschuss, der hatte sich um Geburtstagsgeschenke der Spieler zu kümmern." Mittlerweile kümmern sich eher die Profis um Börsenkurse. Einen ersten Schub habe es im November 1996 gegeben. "Die Telekom-Aktie. Das haben die flinkesten von uns begriffen. Jetzt spekuliert fast jeder." Seine Eltern hatten ihn früh auf diese Spur gebracht. "Sie hielten Anleihen und Rentenpapiere und wollten unsere Ausbildung finanzieren. Konnte ja keiner ahnen, dass mein Bruder und ich Fußballprofi werden würden." Oliver Schmidt, früher ebenfalls bei Hertha, verdient sein Geld inzwischen bei Greuther Fürth. Andreas Schmidt studiert BWL, zehntes Semester, hat das Vordiplom in der Tasche. Während andere auf Reisen mit dem Gameboy spielen, liest Schmidt "Capital". Und sagt: "Wer nach zehn Jahren Profifußball nicht unabhängig ist, hat viel falsch gemacht."

Schmidt weiß, dass das Gehaltsgefüge bei Hertha nach Millionentransfers "ein wenig durcheinandergeraten ist". Neidisch aber müsse niemand sein. Schmidt fährt Golf und besitzt auch ein Mobiltelefon. "Ich verstehe nicht, wie Eltern ihren 12-jährigen Kindern ein Handy kaufen und die Kids dann für 300 Mark im Monat telefonieren. Wo soll das hinführen?" Schmidt lebt Bescheidenheit. "Ich führe ein normales Leben, mit der Ausnahme, dass ich etwas mehr in der Öffentlichkeit stehe als meine Freunde. Aber ich bin nicht auf dem Platz und sage nach einem Spiel: Jetzt habe ich wieder eine Menge Geld verdient." Vielmehr bestehe die Gefahr, "dass beim Geldverdienen dessen Wert verloren geht. Ich brauche keine Uhr für 10 000 Mark. Das ist zunächst eine Erziehungs- und später wohl eine Einstellungsfrage. Neulich wurden meine Eltern gefragt: Mensch, euer Sohn verdient doch so viel Geld, warum setzt ihr euch nicht zur Ruhe? Was haben manche Leute nur für Vorstellungen. Sollen sich etwa meine Eltern auf die Terrasse setzen und genüsslich auf ihren Tod warten?"

"Unsereins hat doch das Glück, eine bestimmte Fähigkeit zu besitzen, und dafür viel Geld zu verdienen. Anderen mag das reichen, mir nicht", sagt Schmidt und schaut rüber zu Röber. "Fußballtrainer werde ich mit Sicherheit nicht. Was die Presse mit dem machte, war schon unmenschlich. Ich werde in die Wirtschaft gehen." Auch wenns da nicht so lustig ist wie beim Fußballtennis.

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