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Sport: Anfang und Ende

Arne Friedrich soll länger an Hertha BSC gebunden werden, Rob Maas muss nach der Saison wohl gehen

Berlin. Bei Arne Friedrich klingelte gestern oft das Telefon, öfter als sonst. Ob es denn stimme, dass sein Arbeitgeber mit ihm schon jetzt bis zum Jahr 2007 verlängern und seine Bezüge von derzeit 900 000 Euro auf dann 2 Millionen Euro pro Jahr erhöhen wolle, wurde Friedrich gefragt. Friedrich, der noch vor kurzem in Bielefeld ein bescheidenes Salär kassierte, blieb gelassen. „Man soll nicht alles so ernst nehmen, was die Zeitungen schreiben. Mit mir hat noch keiner gesprochen. Mein Vertrag läuft bis 2005, und weiter denke ich zurzeit nicht“, sagte Friedrich. Es ist nicht seine Art, seine Person zu erhöhen oder gar zu pokern. Arne Friedrich, erst seit Saisonbeginn bei Hertha BSC, kennt jedoch seinen Wert. Er weiß, dass er unter Trainer Huub Stevens der große Gewinner ist. So wie Rob Maas weiß, dass er zu den Verlierern zählt. Der eine hat in dieser Saison alle 1080 Bundesliga-Minuten mitgemacht, der andere gerade mal 19.

Dass Friedrich, der nach lediglich zwei Bundesligaspielen von Teamchef Rudi Völler in der Nationalmannschaft eingesetzt wurde, auch bei anderen Vereinen begehrt ist, liegt auf der Hand. Ein 23-Jähriger mit dieser Blitzkarriere, der zudem als Abwehrspieler schon drei Tore erzielt hat, steht im Notizbuch vieler Manager und Trainer. Das weiß natürlich auch Dieter Hoeneß. „Selbstverständlich wollen wir ihn über das Jahr 2005 an uns binden. Es gibt aber keine konkreten Gespräche. Wir haben lediglich seinem Berater signalisiert, dass wir an einer Verlängerung interessiert sind“, sagt Dieter Hoeneß, Manager des Berliner Fußball-Bundesligisten. Mit Marcelinho, dessen Vertrag auch bis 2005 lief, wurde kürzlich um weitere zwei Jahre verlängert.

„Haben Sie gesehen, wie der gecoacht und anderen Spielern geholfen hat?“, fragte Huub Stevens gestern nach dem Training die umstehenden Journalisten. Es klang fast euphorisch. Die die Rede war nicht von Arne Friedrich, sondern von Rob Maas. Der, ehrgeizig wie kaum ein anderer, hatte sich voll reingekniet und damit Pluspunkte gesammelt. „Rob ist ein enorm wichtiger Teil der Mannschaft, beim Training und auch in der Kabine“, sagt Stevens. Nur – Maas wäre es auch gern bei den Bundesligaspielen.

Gegen den Hamburger SV stand er drei Minuten auf dem Rasen, gegen Cottbus und zuletzt gegen Rostock jeweils acht. Das kann nicht befriedigen. „Wenn ich nicht spielen darf, bin ich halb tot“, gesteht Maas. In der vergangenen Woche führte er mit seinem niederländischen Landsmann Stevens ein längeres Gespräch. Über das Ergebnis schweigen beide Seiten.

Eigentlich ist Maas eine Frohnatur. Doch in den letzten Jahren sah man ihn immer seltener lachen. Monatelang quälte er sich mit Verletzungen herum, war mehr bei Ärzten und in der Rehabilitation als beim Training. Als er dann endlich das Vertrauen von Jürgen Röber gewonnen hatte, durfte er nach 22 Monaten im Januar des vergangenen Jahres erstmals von Anfang an mitmachen, sogar als Libero. Es war ein bitteres Comeback. In Hamburg hechtete Maas in einer brenzligen Situation nach dem Ball, verhinderte per Hand das Gegentor, verursachte damit einen Elfmeter und sah zudem die Rote Karte. Noch ehe es so recht begonnen hatte, war schon wieder alles vorbei.

Allen Versprechungen zum Trotz bekam Maas kaum noch Chancen, sich zu beweisen. Schon gar nicht unter Röbers Nachfolger Falko Götz. Der machte kein Hehl daraus, was er von dem Holländer hielt: nichts. Maas war wieder einmal der große Verlierer.

So wie beim Pokern um den Vertrag für die laufende Saison. Hertha soll ihm zuvor einen Zweijahresvertrag angeboten haben. Als es in die Verhandlungen ging, war nur noch von einem Jahr die Rede. So sehr sein Manager Karel van Burik, der Vater von Dick van Burik, auch kämpfte, es kam nicht viel dabei heraus. Auch nicht, was den Inhalt des Vertrags angeht. Nur wenn Maas mindestens 25 Bundesligaspiele bestreitet, heißt es, verlängert er sich automatisch. Drei Spiele mit zusammen 19 Minuten sind es bislang. Keine rosigen Aussichten. Es sieht also danach aus, als würde Rob Maas am Saisonende mit 33 Jahren am Ende seiner fußballerischen Karriere sein. Bis dahin wird er noch viel Lob einheimsen. Für sein Engagement im Training und in der Kabine.

Klaus Rocca

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