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Hier bin ich! Thorsten Fink will dem HSV eine neue Spielweise einimpfen. Foto: Reuters

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Sport: Anflug einer Handschrift

In Ansätzen ist schon erkennbar, was der neue Hamburger Trainer Thorsten Fink will

Grundsätzlich geht es im Fußballbetrieb ungeduldig zu. Insofern waren die Erwartungen der Fans des Hamburger SV schon verständlich, der neue westfälische Wunschtrainer würde in seiner ersten Woche des Wirkens gleich dergestalt auf seine Akteure einwirken, dass sie im Stile einer Spitzenmannschaft gegen den VfL Wolfsburg antreten würden. Thorsten Fink selbst hatte durch vollmundige Ankündigungen bei seiner Vorstellung am Montag das Seine dazu getan. Aber mancher hatte doch etwas zu viel aus den ersten 92 Minuten Thorsten Fink herausgelesen, fand Thorsten Fink: „Nach vier Tagen Training kann man nicht sagen, dass heute meine Handschrift zu sehen war.“

Etwas mehr Einsatz und Leidenschaft als unter Finks Vorgänger Michael Oenning gab es beim 1:1 gegen den VfL Wolfsburg und als Versprechen für die Zukunft auch ein paar mutige Kombinationen, vor allem über die Außenbahnen. Ein sichtbares Bemühen, das Spiel zu machen, nichts zu vertändeln, sondern gleich zu schießen: entschlussfreudiger und dominanter Fußball (20:7 Torschüsse). In etwa das also, was Fink von seinem HSV sehen möchte. Der Hamburger Torschütze des Abends, Mladen Petric, versicherte, beim HSV gebe es nun einen großen Plan à la Fink, der schon nach wenigen Tagen aufgeblitzt sei: „Er hat in den vier, fünf Tagen genau rübergebracht, was er will. Das noch nicht alles so läuft, wie er will, ist normal.“

Zum Wollen des Trainers gehörte eine Aufstellung, die in Marcell Jansen, Gojko Kacar und Paolo Guerrero drei Profis vorsah, die Finks Vorgänger kaum noch auf der Rechnung hatten. Sie alle spielten in der insgesamt besseren Hamburger Halbzeit (der zweiten) ordentlich bis gut. Das galt auch für Kapitän Heiko Westermann, der erst als rechter Verteidiger, dann in der Mitte der Defensive zeigte, dass er die schlechte Form der ersten Saisonphase abgelegt haben könnte. Auch Problemtorwart Jaroslav Drobny bewies Bundesligaformat – vor allem bei seiner Parade nach Mario Mandzukics Schlenzer.

Dass es bei Finks erstem Bundesligaspiel als Trainer nicht mehr wurde als ein Punkt, lag an der Fehlerverkettung in der zweiten Spielminute, als Dennis Aogo, Slobodan Rajkovic und auch Drobny mehr oder weniger patzten und dem starken Mandzukic den Weg zum Wolfsburger 1:0 freimachten. Allerdings war danach wenig von erwartbarer Verunsicherung zu sehen; der HSV spielte jederzeit besser als sein Tabellenrang und schaffte durch Petrics schönen Heber den Ausgleich. Danach fiel die Mannschaft kurz in ihre alte Lethargie zurück. Normal, fand Fink: „Keine Mannschaft kann 90 Minuten Gas geben.“ Ab der 75. Minute fand der HSV wieder zurück ins Spiel und bedrängte den VfL – ohne Torerfolg, weil Diego Benaglio im Wolfsburger Tor jede Chance des HSV gekonnt abwehrte.

Der 43 Jahre alte Fink kam mit dem Ruf aus Basel, ein Förderer der Jugend zu sein. In Hamburg besinnt er sich nun erst einmal auf anderes. Er ließ die jungen Zhi-Gin Lam und Heung-Min Son draußen. „In unserer Situation braucht man Erfahrung“, sagte Fink. Er wirkt wie jemand, der auf der Klaviatur der Möglichkeiten eines Trainers spielen kann, denn im Nachsatz kündigte er mögliche Veränderungen für das Pokalspiel am Dienstag in Trier an.

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