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Sport: Angekommen in Europa

Maccabi Haifa gewinnt mit dem 3:0 gegen Piräus als erstes israelisches Team ein Spiel der Champions League

Von Erik Eggers

Köln. Noch vor wenigen Wochen spielte der Fußball in Israel, der eigentlich dort am populärsten ist, selbst bei den fanatischsten Sportfans kaum eine Rolle. Der Mann der Stunde hieß Alexander Averbukh, ein russischer Immigrant, der bei den Leichtathletik-Europameisterschaften vor den Deutschen Börgeling und Lobinger die Goldmedaille im Stabhochspringen gewann. Was diesen Sieg so bedeutsam machte: Er fand statt an jenem Ort, mit dem ganz Israel eine kollektive Erinnerung verbindet: München. Dort, wo eine palästinensische Terrorgruppe 30 Jahre zuvor während der Olympischen Spiele israelische Sportler und Funktionäre als Geiseln genommen hatte. Es ist nachvollziehbar, wenn die Kommentare in Israel zu Averbukhs Erfolg pathetisch gerieten.

Nun aber ist Fußball wieder en vogue, denn ganz Israel feierte Dienstagabend eine neue sporthistorische Tat: den ersten Sieg einer israelischen Fußballmannschaft in der höchsten europäischen Liga. Es war bereits als Überraschung gewertet worden, als sich mit Maccabi Haifa in der Qualifikation erstmals eine israelische Mannschaft für die Champions League durchgesetzt hatte (3:3 und 2:0 gegen Sturm Graz). Nun gewann der israelische Meister sensationell sein erstes Heimspiel gegen Olympiakos Piräus mit 3:0, jenen Gegner also, der letzte Woche noch Bayer Leverkusen vor dem staunenden europäischen Publikum mit 6:2 abgefrühstückt hatte. Die Zeitungen formulierten wahre Hymnen; die „Jerusalem Post“ und die konservativ-liberale „Ha’aretz“ schrieben übereinstimmend nicht nur von einem historischen Erfolg, sondern von einem „schockierenden Sieg“, der sich auf neutralem Boden in Nikosia abgespielt hätte. „Wir haben gekämpft wie die Löwen“, wird Haifas Trainer Yitzhak Shum zitiert, „ich bin einfach nur stolz.“ Die drei Tore für Haifa schoss ein junger Nigerianer ns Yakoubu, der bei der 2:5-Niederlage bei Manchester United gefehlt hatte. Eigentlich sollte der Torjäger längst in der Premier League spielen, aber weil er dort keine Arbeitserlaubnis bekam, spielt er nun bei den Israelis.

Der Erfolg ist umso höher zu bewerten, weil Maccabi Haifa – wie alle anderen israelischen Mannschaften auch – laut Uefa-Beschluss seine Heimspiele nicht in Israel austragen darf. Zu unsicher erscheint dem europäischen Fußballverband dort die politische Lage. Selbstverständlich ist das ein enormer Nachteil, aber ebenfalls einer, der historisch fast zwangsläufig wirkt. Seit Gründung des Staates im Jahre 1948 wurde der Sportverkehr des Landes stark von den politischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten beeinträchtigt, es kam seitens vieler asiatischer Nationen zu Boykotten. Das führte zeitweise sogar dazu, dass die israelische Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation in der Ozeaniengruppe, gegen Australien und Neuseeland anzutreten hatte. Auch weil sich der Deutsche Fußball-Bund bei der Uefa dafür verwandte, durften Anfang der 90er Jahre zunächst israelische Junioren-Nationalmannschaften bei Europameisterschaften mitspielen, und nach diesen ersten erfolgreichen Tests integrierte die Uefa auch israelische Vereine in ihre Wettbewerbe.

Mit dem ersten Sieg einer israelischen Mannschaft in der Champions League ist der israelische Fußball nun endgültig in Europa angekommen. Maccabi Haifa tat am Dienstagabend den letzten Schritt.

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