zum Hauptinhalt

Sport: Angst schlägt Leidenschaft

Lauterns Abstieg wird immer wahrscheinlicher – jetzt trauen sich die Spieler nicht mal mehr zu kämpfen

Kaiserslautern . Die Stimmung ist gereizt. Die Anweisungen von Erik Gerets beim Training kommen schärfer als sonst. Die Nacht zwischen Niederlage und dem neuen Hoffen brachte keine Erlösung. Für viele Fans sind die Sätze der Kaiserslauterer Profis Durchhalteparolen. Die Schlagzeilen in den Zeitungen trafen die Spieler beim Frühstück schmerzhaft. Hoffnungslosigkeit ist die schlimmste alle Ängste. Beim Training interviewen Reporter ein paar Zuschauer. Von Wende und Aufholjagd sprechen die wenigsten der Befragten. Nicht nach dieser 1:2-Niederlage gegen Stuttgart. Nicht nach diesem Spiel „ohne Leidenschaft“, wie es Mario Basler nannte. „Die einen können nicht, die anderen wollen nicht“, sagte René C. Jäggi, der Vorstandsvorsitzende. „Wenn wir so weiter spielen, wissen wir in drei Wochen, in welcher Liga wir spielen. Es wird nicht die Erste sein.“

Vielleicht ist es sogar die Amateurliga, wenn die Pfälzer Funktionäre die Finanzprobleme nicht in den Griff kriegen und die Lizenz verweigert wird. Es sind viele Wunder, die sie in der Pfalz brauchen. Und Basler schimpfte wie eine beleidigte Leberwurst über seinen Trainer: „Warum er mich auswechselt? Fragen Sie den Trainer.“ Gerets hatte nach 74 Minuten einfach genug von seinem Spaziergänger Basler, der sich als Führungsspieler sieht. Führungsspieler legen sich anders ins Zeug. Das spürten auch die 36 500 Fans im Fritz- Walter-Stadion.

Mario Basler erschien zum Plausch im Anzug und weißen Hemd und erzählte von einer Familienfeier. Von Selbstkritik war er weit entfernt. Der andere Pfälzer Führungsspieler tauchte gar nicht auf – Ciriaco Sforza. „Alle waren schlecht, sie lagen 30, 40 Prozent unter ihrem Niveau“, sagte Gerets. „Die Enttäuschung ist riesengroß.“

Was überhaupt noch Hoffnung mache, haben die Reporter Basler gefragt. „Dass ich jede Wette, die ich in meinem Leben gemacht habe, fast immer gewonnen habe“, sagte Basler. Er hatte in „Sportbild“ 10 000 Euro gegen den Abstieg gesetzt. Es ist nicht viel, an dem man sich festhalten kann, wenn die Angst regiert. Gerade weil Basler und Sforza nicht in Form kommen, fehlt der Mannschaft Führung. Darunter leidet auch Mittelstürmer Miroslav Klose. Er mühte sich, steckt aber weiter in der Krise. Im Sommer wird er wohl in München oder Dortmund einen neuen Arbeitsplatz finden. Sein Transfererlös soll dem Klub helfen.

Anders die Angestellten des 1. FCK in den Büros. Sie haben Angst um ihre Jobs. Jetzt, da der Klub der insolventen Baufirma Holzmann kündigte, die das Stadion für die WM umbaut, ist noch weniger Geld da. Unklar ist, ob das Land Rheinland-Pfalz und die Stadt die 20 Millionen Eigenanteil des Klubs an den Baukosten von insgesamt 50 Millionen Euro übernehmen werden.

Gerets wirkte im Chaos wie ein einsamer Rufer. „Ich werde zeigen, dass ich nicht aufgebe“, sagte er. „Nächste Woche spielen wir auf Schalke.“ Hinter den Kulissen wird über den Trainer gesprochen. Ob er noch der richtige Mann sei oder, ob er nicht schon am Anfang der Rückrunde sein Pulver verschossen habe. Gerets schaut ratlos und traurig. Eine Niederlage in Schalke, ein schlechtes Heimspiel gegen Gladbach, und er wird der Hauptschuldige sein. Ein Retter, der nicht retten konnte, was schon tief im Sumpf steckte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false