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Sport: Anmutige Schlusspose statt hartem Schlussstrich

Das Eistanz-Paar Gazsi/Schiganschina stand nach viel Frust vor dem Aus – jetzt gewinnt es souverän bei der deutschen Meisterschaft.

Oberstdorf - Die letzten Töne der Musik vermischten sich mit dem Applaus der Zuschauer. Als Nelli Schiganschina und Alexander Gazsi in der Schlusspose verharrten, da feierten die Fans diese Kür und diese Leistung. Souverän hatte das Paar den Titel bei der deutschen Eiskunstlauf-Meisterschaft in Oberstdorf gewonnen, nach einer guten Leistung. Und sie hatten ihren Titel verteidigt.

Dabei hatten Gazsi/Schiganschina schon kurz vor dem Aus gestanden, sie wollten ihr Karriere bereits beenden, zu viel Frust hatten sie erlebt. Drei Jahre lang trainierten sie in Moskau und hatten im deutschen Verband Anlaufschwierigkeiten, weil Schiganschina als Russin bei den Olympischen Spielen nicht für die Bundesrepublik starten darf. Mit wenig Motivation trainierten die Beiden weiter und mussten sich 2010 noch mit dem zweiten Platz bei der deutschen Meisterschaft begnügen. Dann zogen sie nach Oberstdorf und machten in der Saison 2010/2011 gewaltige Fortschritte, nicht zuletzt dank des Weltklasse-Trainers Martin Skotnicky, der mit sehr viel Einfühlungsvermögen mit dem Paar arbeitet.

Erstmals seit zehn Jahren wieder schaffte es 2011 ein deutsches Eistanzpaar bei einer EM unter die besten Zehn (7.) und bei einer WM unter die Top 15 (11.). Für die EM Ende Januar in Sheffield aber bleibt der 27 Jahre alte Gazsi realistisch: „Auch mit weiteren Leistungssteigerungen ist kaum ein Schritt nach vorne möglich. Die gleichen Paare wie im letzten Jahr sind noch da, alle sind gut, und alles scheint so zementiert.“ Der Blick des Paars richtet sich deshalb zu den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi. Mittlerweile läuft das Einbürgerungsverfahren für Schiganschina. „Ich habe eine Deutschprüfung bestanden und bin zuversichtlich, dass es bis 2014 klappt“, sagt die 24-Jährige.

Gazsi ist freilich auch verärgert über die aus seiner Sicht starren Strukturen im Eistanz, die auch auf Kosten der Popularität des Sports gingen. „Manche Weltspitzenpaare haben langweilige Programme, weil sie nur nach den Regeln und nicht mehr für das Publikum laufen“, sagt der deutsche Athletensprecher. „Die Regeln machen manchmal keinen Sinn. Zum Beispiel darf ein Tanzpaar nicht länger als drei Sekunden getrennt sein. Also fassen wir uns bei bestimmten Passagen alle drei Sekunden kurz an der Hand und laufen dann wieder getrennt. Das sieht doof aus, entspricht aber den Regeln.“

Doch die Funktionäre im Eiskunstlauf sind konservativ, bis es zu Änderungen bei solchen Regeln kommt, dauert es ziemlich lange. dapd

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