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Sport: Anonyme Beschuldigungen gegen Bernd Schubert ärgern DLV-Generalsekretär Frank Hensel

Der Dopingfall Dieter Baumann ist um eine weiteres, fragwürdiges Kapitel ergänzt worden. Gestern wurde bekannt, wer mit dem früheren DDR-Trainer gemeint ist, der jetzt als Angestellter des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) arbeitet und in einem anonymen Brief als der Drahtzieher in der Zahnpasta-Affäre beschuldigt wird.

Der Dopingfall Dieter Baumann ist um eine weiteres, fragwürdiges Kapitel ergänzt worden. Gestern wurde bekannt, wer mit dem früheren DDR-Trainer gemeint ist, der jetzt als Angestellter des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) arbeitet und in einem anonymen Brief als der Drahtzieher in der Zahnpasta-Affäre beschuldigt wird. Bernd Schubert, der als Leitender Bundestrainer für Leistungsförderung beim DLV tätig ist, bestätigte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", dass er von dem Schreiber des Briefes der Manipulation bezichtigt wird und von der Staatsanwaltschaft Tübingen angehört werden wird. Das klingt spektakulär, doch eine Lösung in der Zahnpasta-Affäre zeichnet sich deswegen nicht ab.

Bereits am Montag hatte der Leitende Oberstaatsanwalt, Hans Ellinger, erklärt, man werde den beschuldigten Trainer befragen. Eine Wende in dem Fall erwarte man jedoch nicht. "Dem sehe ich ganz gelassen entgegen, denn ich habe absolut nichts zu verbergen", erklärte Bernd Schubert gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Der 54-Jährige frühere DDR-Trainer war nach der Wende Cheftrainer des Deutschen Verbandes für Leichtathletik (DVfL) und arbeitete früher in Karl-Marx-Stadt als Trainer. Ihm wurde nachgewiesen, in das Dopingsystem der DDR eingebunden gewesen zu sein. Seine Anstellung beim DLV wurde nach der Verschmelzung der beiden Verbände kritisiert, allerdings überzeugte er in den letzten Jahren mit erfolgreicher Arbeit. Schubert war gestern für eine weitere Stellungnahme nicht zu erreichen, weil er sich auf dem Weg zu den morgen beginnenden Hallen-Europameisterschaften in Gent befand. "Diese Konstruktion halte ich für vollkommen daneben", sagte DLV-Generalsekretär Frank Hensel dem Tagesspiegel zu den anonymen Verdächtigungen gegenüber Bernd Schubert. Wie Hensel, der parallel auch als Leistungssportdirektor für den DLV tätig ist, weiter erklärte, wurde auch er von der Staatsanwaltschaft Tübingen aufgrund seiner Position bei dem Verband befragt. Zum Fall Baumann selbst wollte Hensel sich nicht äußern. Allerdings fragt sich der frühere Berliner Verbandstrainer: "Wie können derartige anonyme Beschuldigungen überhaupt in die Öffentlichkeit kommen? Das passiert ja nicht durch die Polizei. Da fragt man sich, wer hier Akteneinsicht hat. Denn in meinen Augen haben diese Beschuldigungen rufschädigenden Charakter."

Dieter Baumann war bei zwei Dopingproben im Herbst 1999 ein deutlich zu hoher Nandrolonwert im Urin nachgewiesen worden. Nach umfangreichen Untersuchungen seiner Lebensmittel, wurde im Kölner Dopinglabor von Wilhelm Schänzer herausgefunden, dass der Inhalt einer Zahnpastatube aus dem Hause Baumann mit dem anabolen Steroid Norandrostendion versetzt worden war. Da Baumann jedoch bisher nicht nachweisen konnte, dass er Opfer einer Manipulation ist, beantragte das Präsidium des Deutschen Leichtathletik-Verbandes am 22. Januar eine Zweijahressperre gegen den Langstreckenläufer. "Wir nehmen nicht mehr Stellung, weil der Fall Baumann durch unser Präsidium, dem höchsten DLV-Gremium, abgeschlossen wurde und nun beim Rechtsausschuss des DLV liegt", erklärte der Pressesprecher des Verbandes, Stefan Volknant. Der Rechtsausschuss hatte Baumann am 14. Februar angehört und wird vielleicht schon in den nächsten Tagen über den Antrag des Läufers entscheiden, die Suspendierung aufzuheben. Nach der derzeit in der Öffentlichkeit bekannten Faktenlage dürfte Baumann mit diesem Antrag jedoch kaum zum Erfolg kommen. Ein abschließendes Urteil des Rechtsausschusses ist noch nicht abzusehen. Das Verfahren dürfte sich über mehrere Monate hinziehen. Parallel hatte Dieter Baumann nach der Analyse der Zahnpasta eine Anzeige gestellt. Seitdem ermittelt die Staatsanwaltschaft, der schon bald erste Ergebnisse wissenschaftlicher Analysen vorliegen dürften.

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