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Sport: Anschwellender Theaterdonner

Birgit Fischers Comeback-Pläne lösen nicht nur Begeisterung aus

Berlin. Manuela Mucke hat die Arme verschränkt, ihr Blick ist trotzig, und dann sagte sie auf der Terrasse der Sportschule Kienbaum patzig: „Soll sie doch kommen.“ Drei Meter weiter sitzt Katrin Wagner, und bei diesem Satz lächelt sie höhnisch. Soll Birgit Fischer, die erfolgreichste Kanutin aller Zeiten, doch ein Comeback starten mit ihren 41 Jahren. Bitte, die Weltklasse-Kanutinnen Manuela Mucke und Katrin Wagner stört das nicht. Jedenfalls soll es so klingen.

In Wirklichkeit fürchten sie kaum etwas mehr, als die Rückkehr der siebenmaligen Olympiasiegerin. Die hat sich zwar noch nicht entschieden, aber man weiß ja nie. Birgit Fischer ist eine Reizfigur für Mucke und Wagner. Fischer hatte sie jahrelang mit ihrem Leistungsanspruch genervt. Im Training fuhr die Legende selbst als 38-Jährige den viel jüngeren Mucke und Wagner davon. Und immer ließ Fischer die anderen schmallippig wissen, sie seien zu weich. Zudem hatte sie eine Beziehung mit Chef-Bundestrainer Josef Capousek. Als es den üblichen Streit um die Boots-Besetzungen ging, Fischer aber stets quasi gesetzt war, knurrten die anderen: „Ihr Freund bevorzugt sie.“ Andererseits profitierten Mucke und Wagner von dem Profi Fischer. In Sydney wurde Wagner mit Fischer Zweier-Olympiasiegerin, Mucke gewann mit Fischer am Schlag Gold im Vierer. Direkt vor Mucke saß Wagner.

Aber jetzt würde Fischer zu einer echten Gefahr, vor allem für Mucke. Der droht eine Verbannung aus dem Olympiakader, wenn Fischer in Form ist. „Sie ist derzeit der größte Wackelkandidat“, sagt Frauen-Bundestrainer Detlev Hummelt. Denn Talente drängen nach und Mucke „arbeitet im Training nicht profihaft genug“. Und „auch Katrin Wagner muss mehr tun“, sagt Hummelt. Vor der WM in den USA gab es den rituellen Streit um die Bootsbesetzungen. Wagner behauptete, Hummelt habe keine Ahnung, Mucke empfand ihre Verbannung aus dem Vierer als „entwürdigend“. Außerdem sei die „Kommunikation im gesamten Frauenlager gestört“. Wenn Birgit Fischer auftaucht, dürfte es noch mehr Theater geben.

Aber da ist ja auch noch Katrin Borchert. Die wechselte vor Jahren nach Australien, aus Protest gegen eine angebliche Bevorzugung von Fischer. Seit Mai paddelt sie wieder für Deutschland. Fischer könnte auch ihre Position gefährden. Im Moment ist Borchert in Australien, aber im Mai hatte sie noch erklärt: „Ich habe meinen Frieden mit Birgit geschlossen.“ Da war allerdings von einem Comeback noch keine Rede.

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