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Silbermedaillengewinnerin Lisa Unruh bei den Olympischen Spielen 2016.

© dpa/Sebastian Kahnert

Archery World Cup 2018: In Berlin trifft sich die Elite der Bogenschützen

In Europa Randsportart, in Ostasien Massenphänomen: Bogenschießen. Doch bei der Weltcup-Station in der Hauptstadt haben auch deutsche Schützinnen eine Chance auf den Finaleeinzug.

Von Markus Lücker

Als Schiedsrichter Néstor Pitana das WM-Finale abpfiff, war es in Südkoreas Hauptstadt Seoul bereits weit nach Mitternacht. Sechs Stunden Zeitverschiebung liegen zwischen dem Land und Moskau. Es scheint, als könne die Fifa auf das wenige Publikum in Ostasien verzichten. Denn gerade in Südkorea ist nicht Fußball, sondern Bogenschießen der Nationalsport.

Die Schützen dominieren bei den Olympischen Spielen, in den Weltranglisten und auch bei den verschiedenen Stationen des Archery World Cup 2018, der zwischen Dienstag und Sonntag in Berlin halt macht – zunächst für die Vorrunde in der Nähe des Olympiastadions, dann für die Entscheidungskämpfe im Stadtzentrum am Anhalter-Bahnhof.

Der Weltcup läuft über fünf Stationen, drei davon haben die Athleten bereits absolviert: Shanghai, Antalya und Salt Lake City. Berlin ist die letzte Möglichkeit, sich für das Finale in Samsun an der Nordküste der Türkei zu qualifizieren. Für elf Schützen steht die Reise bereits fest, allein vier davon stammen aus Südkorea. Darunter sind auch die Weltranglistenführenden Kim Woojin und Chang Hye Jin.

Für die Deutschen ist Teilnahme noch unsicher. Beste Chancen hat aktuell Michelle Kroppen. Die dreimalige Siegerin bei den Deutschen Meisterschaften sicherte sich bei der Station in den USA den zweiten Platz und kann es dadurch auch noch über die Punktewertung ins Finale schaffen.

Eine neue Generation

Kroppens Disziplin ist der Recurvebogen: 70 Meter Distanz, ein Zuggewicht an der Bogensehne zwischen16 und 25 Kilogramm und eine Zielscheibe, dessen innerer Ring nur einen Durchmesser von 12,2 Zentimetern hat. Das entspricht etwa dem Versuch sich auf einem Fußballfeld ein paar Schritte vor den Strafraum zu stellen, sich umzudrehen und aus dieser Entfernung, quer über den Rasen, ein etwa handgroßes Tor zu treffen.

Ebenfalls noch Chancen hat die in Berlin lebende Lisa Unruh. Die Silbergewinnerin bei den Olympischen Spielen 2016 steht für die letzte Qualifikationsrunde jedoch unter Druck. Auch die Dreißigjährige schießt mit einem Recurvebogen. Aktuell ist sie Elfte in der Weltcupwertung, sie muss also noch mindestens drei Plätze aufholen, um am Finale in Samsun teilnehmen zu dürfen.

Die acht Jahre Jüngere Kroppen ist ihre direkte Konkurrenten. Für Unruh könnte der Weltcup damit auch zur Generationenfragen werden. Denn im Bogenschießen ist es ähnlich wie in vielen anderen Sportarten: Zwar finden sich in der Weltspitze auch Athleten über 30, doch von hinten drängen die Jungen. Sportler wie Unruh und Chang Hye Jin, der die Deutsche bei den Spielen in Rio im Finale unterlag, sind eher selten.

Michelle Kroppen hofft derweil auf Tokio 2020 und ihre ersten Olympischen Spiele. Für Berlin will sie jedoch erstmal an ihre Leistungen aus Salt Lake City anschließen. „Dabei rede ich nicht von einer Medaille, sondern ich möchte zufrieden sein, mit dem, was ich mache“, sagte Kroppen kürzlich in einem Interview mit dem Deutschen Schützenbund. Was ihre Chancen für Berlin angeht, ist sie bescheiden: Die Qualifikation für das Finale sei für sie nicht das primäre Ziel.

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