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Fliegen kann so schön sein. Markus Richwien beim Wurf steuerte fünf Treffer zum Sieg der Berliner bei. Neuzugang Konstantin Igropulo (rechts) blieb ein Tor verwehrt. Foto: dpa

© dpa

Sport: Arhythmische Sportgymnastik

Zum Auftakt der neuen Handball-Saison gewinnen die Füchse glanzlos 29:25 gegen Aufsteiger Minden.

Berlin - Die Anzahl von Zeitstrafen ist ein recht verlässlicher Indikator für den Spannungsfaktor eines Handballspiels. Wenn es knapp zugeht, dann verteidigen Teams häufiger mal am Rande der Legalität – und umgekehrt. Um die Geschichte des Bundesliga-Spiels zwischen den Füchsen Berlin und GWD Minden zu erzählen, genügte auch gestern wieder der Blick auf die Hinausstellungs-Statistik. Sie wies exakt eine Zwei-Minuten-Strafe aus, erteilt in der 55. Minute – und sie bewies: Zum Start in die Spielzeit 2012/13 packten sich die Teams aus Berlin und Minden nicht zuletzt in Anbetracht der klaren Rollenverteilung sehr verhalten an. Am Ende einer höchst durchschnittlichen Begegnung sahen die meisten der 8435 Zuschauer in der Max-Schmeling-Halle das, wofür sie gekommen waren: einen Auftaktsieg der Füchse gegen den Aufsteiger aus Ostwestfalen. Mit 29:25 setzte sich das Team von Trainer Dagur Sigurdsson durch. Zufrieden war der Isländer trotzdem nicht. „Die Mannschaft hat kaum zu ihrem Rhythmus gefunden. Vor uns liegt noch eine Menge Arbeit“, befand Sigurdsson. Bob Hanning betrachtete das Ganze ein wenig pragmatischer. „Dass wir Schwierigkeiten hatten, ins Spiel zu finden, halte ich für normal“, sagte der Manager der Berliner.

Zumal sich zunächst ohnehin ganz andere Fragen stellten, zum Beispiel: Wo war eigentlich Silvio Heinevetter? Der deutsche Nationalkeeper, der bereits während der Vorbereitung über Schmerzen im rechten Knie geklagt hatte, wurde für das Auftaktspiel nicht von Sigurdsson berücksichtigt. Der Trainer stufte die Entscheidung, auf seine Nummer eins verzichtet zu haben, allerdings als reine Vorsichtsmaßnahme ein. „Silvio ist immer geil darauf zu spielen. Wir wollten einfach kein Risiko eingehen, weil er leicht angeschlagen ist.“ Und weil Sigurdsson natürlich weiß, dass er mit Petr Stochl über einen zweiten Keeper verfügt, der bei vielen anderen Bundesligisten gesetzt wäre. Der Tscheche zählte gestern neben der Flügelzange Markus Richwien/Ivan Nincevic zu den auffälligsten Berlinern. Anderen war die lange Punktspielpause dagegen anzumerken. „Wir haben viele leichte Fehler gemacht“, sagte Sigurdsson. Vor allem aus dem Rückraum strahlten die Füchse zu wenig Gefahr aus. Stellvertretend sei Konstantin Igropulo genannt. Der russische Neuzugang war von der ersten Minute an bemüht, das Spiel an sich zu reißen, seine Mitspieler setzten ihn gut in Szene – allein im Abschluss fehlte Präzision und Konzentration.

Die Berliner konnten sich bis kurz vor der Pause aber auch deshalb nicht absetzen, weil auf der Gegenseite ein Rückraumspieler aus nahezu jeder Position traf: Nenad Bilbija hielt die Mindener zumindest bis zur 25. Minute (10:9) im Spiel. „Dann hat meine Mannschaft fünf Minuten zu naiv gespielt, da hatten wir zu großen Respekt“, sagte GWD-Coach Ulf Schefvert. Diese Phase genügte wiederum den Berlinern, um mit einfachen Gegenstoßtoren eine Vorentscheidung herbeizuführen. Zur Pause stand es 15:10.

Im zweiten Durchgang erwiesen sich die Mindener als hartnäckiger Gegner, der sich keineswegs seinem Schicksal hingab. Keeper Jens Vortmann, einst in Diensten der Füchse, rüttelte seine Mannschaft nach spektakulärer Parade mit einem Urschrei auf, wie man ihn sonst bestenfalls im Berliner Zoo vernimmt. „Minden hat gekämpft, sie waren kein angenehmer Gegner“, sagte Sigurdsson. Die individuelle Klasse seiner Mannschaft genügte jedoch, um in kritischen Situationen die richtige Lösung zu finden. Sven-Sören Christophersen erzielte nach der Pause einige wichtige Treffer, ebenso Richwien und Nincevic, der sich mit sieben Treffern als erfolgreichster Werfer der Berliner hervortat.

Als der Heimsieg schließlich beim Stand von 25:20 (54.) besiegelt war, begann der Abend für zwei ehemalige A-Junioren erst so richtig. Fabian Wiede durfte sich ebenso beweisen wie Maximilian Kroll, der für Stochl ins Tor kam. Zumindest für den 19-Jährigen hatte die verordnete Pause für Silvio Heinevetter einen positiven Aspekt. Beim Spiel gegen Aufsteiger Neuhausen am Dienstag könnte Heinevetter aber schon wieder dabei sein.

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