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Sport: Arm und gut

Galatasaray Istanbul spielt erfolgreich, hat aber 150 Millionen Euro Schulden

Nicht einmal für die Stromrechnung reicht das Geld. Die Elektrizitätswerke in Istanbul ließen kürzlich bei den Liegenschaften des Spitzenklubs Galatasaray die Lichter ausgehen, weil der Verein mit den Überweisungen im Rückstand ist. Die Stromrechnung ist aber nur das kleinste Problem des 15-maligen türkischen Meisters und Uefa-Cup-Siegers 2000. Schon seit Monaten werden die Spieler des Profiklubs nicht mehr bezahlt, mit rund 150 Millionen Euro stehen die Schulden zu Buche. Als ob dies nicht genug wäre, gibt es vor der Mitgliederversammlung in einem Monat Krach im Vorstand. Nur sportlich läuft es merkwürdigerweise nicht schlecht: Mit dem zweiten Tabellenplatz nur einen Punkt hinter dem von Christoph Daum trainierten Meister Fenerbahce Istanbul steht Galatasaray besser da als angesichts der Finanznot erwartet.

Immer neue teure Spielereinkäufe seien der Hauptgrund für die Probleme, sagt der Sportjournalist Sürat Akyüz von der Zeitung „Sabah“: „Das türmte sich immer mehr auf, dann kamen noch Kreditzinsen hinzu.“ Der umstrittene Vereinschef Özhan Canaydin wird von Gegnern als der Hauptschuldige ausgemacht. Bei Canaydins Amtsübernahme 2002 habe der Klub nur 35 Millionen Euro Schulden gehabt. Canaydin solle abdanken und bei der Mitgliederversammlung nicht wieder kandidieren, fordert Ex-Präsident Faruk Süren. Doch Canaydin will nicht aufgeben. Nach Presseberichten hat der Vereinschef, der nach einem Schwächeanfall ärztlich behandelt werden musste, vom Krankenbett aus seine Bemühungen um die Wiederwahl eingeleitet.

Während sich Spitzenfunktionäre streiten, droht Galatasaray der Kollaps. Anfang des Monats rief die Mannschaft einen vorübergehenden Spielerstreik aus, weil der Verein seit langem keine Gehälter mehr bezahlt. Funktionäre versuchten zuerst noch, die ausgefallenen Trainingseinheiten mit schlechtem Wetter zu erklären, doch die Spieler gingen an die Öffentlichkeit. Nur die ausländischen Profis hätten Geld bekommen, beschwerte sich Stürmer Necati Ates.

Nun mobilisierte Galatasaray seine Fans. Mit einer Spendenaktion konnten zumindest die Schulden des Vereins beim Welt-Fußballverband Fifa bezahlt und damit als Strafe drohende Punktabzüge verhindert werden. Auch wohlhabende Geschäftsleute sollen zu großzügigen Überweisungen bewegt werden. Präsident Canaydin will mehrere hundert Luxusvillen auf einem Klubgelände außerhalb von Istanbul bauen lassen und mit dem Immobilienprojekt den Verein sanieren. Beobachter nehmen an, dass auch der Verkauf anderer Immobilien ansteht.

Die Galatasaray-Profis immerhin zeigen sich nach ihrem Trainingsstreik motiviert, auch ohne Geld in der Süperlig vorne mitzuspielen. Trainer Erik Gerets peilt nach wie vor den Titel an. „Wenn die Stimmung besser wird, werden wir zu unserem alten Fußball zurückkehren“, sagt Gerets. Vorerst aber bekommt auch das Team die Finanznot zu spüren. So hatten die Funktionäre von Galatasaray vor kurzem Mühe, für ein Auswärtsspiel des Vereins im zentralanatolischen Sivas ein Charterflugzeug für die Mannschaft aufzutreiben. Das Geld fehlte.

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