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© dpa

Arminia Bielefeld: Raubauz am Rand

Ernst Middendorp ist Bielefelds schillernde Figur. Der Trainer ist der eindeutige Chef auf der "Alm".

Was hat sich verbessert?

In der letzten Saison war die Arminia zwischendurch in Abstiegsgefahr, nach dem erneuten Klassenerhalt gehört sie aber nun langsam zu den etablierten Bundesligaklubs. Drei Jahre hintereinander waren die Bielefelder seit 1985 nicht mehr erstklassig. Diese Konstanz ist ein Fortschritt, der sich positiv auf das Umfeld und den Kader auswirkt, der im Wesentlichen derselbe ist wie in der Vorsaison. Die Spieler kennen die Liga und ihre Anforderungen, auch wenn starke Nerven bei einer Negativserie gefordert sein sollten.

Wer sind die Stars? Trainer Ernst Middendorp ist auf dem Weg, zur schillernden Figur in Ostwestfalen zu werden. Neben einigen Boulevardgeschichten wie der seiner Alkoholfahrt in der Vorsaison wird er nach seiner Rückkehr aus Südafrika auch als Leiter der Mannschaft seinem alten Ruf als Raubauz wieder gerecht. Von seinen Spielern taugt keiner zum Star. Auffälligste Figur auf dem Platz ist zurzeit der neue Stürmer Leonidas Kampantais, mit seiner Einsatzfreude könnte er zumindest zum Publikumsliebling werden.

Wie sicher ist der Job des Trainers? Middendorp ist zum dritten Mal Coach in Bielefeld, die Fans hatten ihn schon zu ihrem „Jahrhunderttrainer“ gewählt, bevor er die Mannschaft mit seinen radikalen Maßnahmen im vergangenen Jahr vor dem Abstieg rettete. Sein Rückhalt in der Vereinsführung ist groß – so lange, bis er in einer Krise mit seinen radikalen Maßnahmen und Ansichten schnell ein schlechtes Bild in der Öffentlichkeit abgeben wird.



Welche Taktik ist zu erwarten?
Zu erwarten ist ein herkömmliches 4-4-2-System, in dem Ioannis Masmanidis hinter zwei Spitzen die Offensive lenken soll. Denkbar ist – durchaus auch gegen stärkere Gegner – aber auch eine Variante mit zwei offensiven Außenspielern und nur einer zentralen Spitze. Der in der Offensive verstärkte Kader bietet Middendorp diese Variationsmöglichkeiten.

Wer hat das Sagen im Verein? In den vergangenen Jahren hatten die Trainer Uwe Rapolder und Thomas von Heesen Probleme mit dem Finanzgeschäftsführer Roland Kentsch und Sportdirektor Reinhard Saftig. Kentsch hat großen Einfluss, er hat den Verein entschuldet. Gegen ihn ist in Bielefeld wenig durchzusetzen.

Wie ist die Stimmung im Stadion? Jahrelang hieß die Antwort auf diese Frage: abwartend und zurückhaltend. Doch der eigenartige Dauerchor „Allez, allez, Deutscher Sport-Club allez“ hallt neuerdings mit mehr Begeisterung durch die Alm. Die Haupttribüne wird ein wenig erweitert, mehr als zehntausend Dauerkarten wurden schon verkauft – für Bielefelder Verhältnisse ist fast von einer Euphorie zu sprechen.

Welche Platzierung ist zu erwarten? Nur ein wichtiger Spieler wurde abgegeben, Heiko Westermann spielt jetzt für Schalke. Ein Verlust, den André Mijatovic von Greuther Fürth kompensieren soll. Die Mannschaft ist eingespielt, als Ziel wurde eine Verbesserung des zwölften Platzes aus der Vorsaison ausgegeben. Mehr als die dritte Gruppe der Bundesliga anzuführen – jene Teams, die wie Rostock, Cottbus, Duisburg und Karlsruhe hinter den anderen um den Klassenerhalt kämpfen – erscheint aber noch nicht möglich. Dazu sind noch einige weitere Jahre in der Bundesliga nötig.


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