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© dpa-Zentralbild

Artur Wichniarek: Herzlich willkommen?

Artur Wichniarek rätselt noch, wie ihn Herthas Fans bei seiner Rückkehr ins Olympiastadion aufnehmen werden.

Berlin - Der Start einer neuen Fußballsaison ist immer ein guter Anlass für ein paar Neuerungen. Auch bei Hertha BSC. Besucher des Vereinsgeländes werden jetzt mit einem riesigen blau-weißen Plakat „herzlich willkommen“ geheißen. Hertha macht sich freundlich. Aber das mit dem herzlichen Willkommen ist so eine Sache, zumindest für Artur Wichniarek. Wenn die Berliner am Samstag gegen Hannover 96 in die neue Bundesliga-Spielzeit starten, kehrt der Pole zum ersten Mal nach dreieinhalb Jahren im Hertha-Trikot ins Olympiastadion zurück. „Ich hoffe, dass die Fans mir eine Chance geben“, sagt er. Richtig sicher ist er sich nach knapp fünf Wochen in Berlin noch nicht, aber die Zeichen stehen nicht schlecht.

Wichniarek, Herthas neuer alter Stürmer, hat die ersten Wochen bei Hertha auch zu einer Art Imagekampagne in eigener Sache genutzt. Es hieß, er habe einen Teil der Ablöse selbst bezahlt, um überhaupt zu Hertha kommen zu können. Im Trainingslager stellte er sich den kritischen Fans, war jederzeit offen und zugänglich, und dass er gestern nach dem Training die Wünsche nach Autogrammen nur dosiert befriedigte, hatte ausschließlich gesundheitliche Gründe. Weil Wichniarek einen Schlag gegen das Schienbein bekommen hatte, musste er die Einheit eine knappe Viertelstunde vor Schluss abbrechen.

Die Verletzung stellte sich als unbedenklich heraus. Wichniarek kann gegen Hannover spielen – und er wird spielen. Als einziger der drei Zugänge bei Hertha hat er seinen Platz in der Anfangself sicher. Es ist Ausdruck einer immensen Wertschätzung, die der 32-Jährige bei seinem Trainer Lucien Favre genießt. Nach der Berliner Vorgeschichte, die der Pole mit sich herumschleppt, ist das keineswegs selbstverständlich. Als Wichniarek zwischen 2003 und Anfang 2006 zum ersten Mal für Hertha spielte, gelangen ihm in 44 Bundesligaspielen ganze vier Tore – eine mickrige Bilanz, vor allem angesichts der Erwartungen, die damals mit Wichniareks Verpflichtung verbunden waren.

Für Favre hat das alles keine Rolle gespielt, für ihn hat Wichniarek erst im Sommer 2007, mit seinem Amtsantritt in der Bundesliga, zu existieren begonnen. Und die positiven Eindrücke, die er vom bisherigen Stürmer der Bielefelder hatte, sah Herthas Trainer nach einem DVD-Studium sämtlicher Spiele der vergangenen beiden Jahre objektiv bestätigt. „Artur ist ein sehr guter Fußballspieler, der genau in mein System passt“, sagt Favre. Das ist anders als beim ersten Mal, als Wichniarek bei Hertha in ein ihm fremdes System gezwängt wurde. Favre hat sich nicht in die gute Torquote des Polen verguckt, sondern in dessen Spiel, und genau das gibt Wichniarek die Gewissheit, dass er bei Hertha diesmal so eingesetzt wird, wie es seinen Stärken am meisten zuträglich ist.

Nach fünf Wochen in Berlin gibt es längst eine beiderseitige Wertschätzung zwischen Spieler und Trainer. Wichniarek lobt Favres professionelle Arbeitsweise und dessen Faible für alles Taktische. „Ich will nicht sagen, dass das einmalig ist, aber so etwas habe ich noch bei keinem anderen Trainer erlebt“, sagt er. Auch deshalb fühle er sich bestens vorbereitet auf alles, was da kommen kann.

Nur die Reaktion der Fans bleibt bis zum Samstag eine letzte Unbekannte. „Ich habe Hochachtung davor, dass er den Mut hatte, noch ein zweites Mal nach Berlin zu kommen“, sagt Favre. „Das verdient doch Respekt.“ Ein frühes Tor würde den Annäherungsprozess vermutlich erheblich beschleunigen. „Was nutzt das, wenn ich ein Tor gegen Hannover schieße und wir 1:3 verlieren?“, sagt Wichniarek. Auf lange Sicht möglicherweise eine ganze Menge. In seiner ersten Saison bei Hertha traf der Pole am 30. Spieltag zum ersten Mal. Für eine erfolgreiche Integration in Berlin kam dieses Tor viel zu spät.

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