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Tief unten in Down Under. Die Australier Mark Bresciano, Robbie Kruse und Tim Cahill (von links) starten an diesem Freitag gegen Kuwait in das Turnier.

© AFP

Asien-Cup in Australien: Erben der goldenen Generation

Bereits seit 2005 gibt es in Australien eine recht erfolgreiche Fußball-Profiliga, nun richtet das Land den Asien-Cup 2015 aus - und möchte sich als Fußball-Nation der Zukunft präsentieren.

Ja, das Wetter kann was in Australien: Sydney jedenfalls grüßt mit 28 Grad und Sonnenschein. Der Asien-Cup steht an – die alle vier Jahre ausgespielte Kontinentalmeisterschaft findet diesmal vom 9. bis 31. Januar in Australien statt. 16 Mannschaften suchen ihren Meister und den Nachfolger Japans, das 2011 bei der letzten Auflage in Katar den Titel gewonnen hatte.

Australien? Asien? Das passt deshalb zusammen, weil Australien Ende 2005 dem asiatischen Fußballverband beigetreten ist. Es ging dabei um größere Chancen in puncto WM-Teilnahme. Hat ja auch funktioniert. 2010 und 2014 qualifizierten sich die Australier als Vertreter Asiens relativ problemlos für die Fußball-Weltmeisterschaften in Südafrika und Brasilien. Das war keineswegs selbstverständlich für eine Nation, die sich in erster Linie für Rugby und Australian Football begeistert. In seinem Buch „Sheilas, wogs and poofters“ beschreibt Johnny Warren, wie er und seine wenigen Gesinnungsgenossen aufgrund ihrer Fußball-Leidenschaft von der übrigen Gesellschaft quasi systematisch diskriminiert wurden: „Wer in Australien etwas auf sich hielt, spielte Rugby, Football oder Cricket. Wir Fußballer wurden regelrecht als Asoziale ausgegrenzt.“

Mittlerweile ist Fußball gesellschaftsfähig geworden. Der entscheidende Sinneswandel soll 2006 stattgefunden haben, als eine goldene Generation um Tim Cahill, John Aloisi und Harry Kewell bei der WM in Deutschland furios aufspielte und völlig überraschend bis ins Achtelfinale vorstieß. Um dort aufgrund eines äußerst zweifelhaften Elfmeters in der Schlussminute gegen den späteren Weltmeister Italien auszuscheiden. „Seither interessieren sich Australier für Fußball", sagt Ray Gatt, Fußball-Reporter der Tageszeitung „The Australian“.

Seit 2005 gibt es eine recht erfolgreiche Profiliga in Australien

Gatt bekommt jetzt in seiner Zeitung wenigstens hin und wieder mal einen Platz für seine Texte, zumindest auf der zweiten Sportseite. Seit 2005 gibt es eine recht erfolgreiche Profiliga im Land, die von einer Handvoll Sponsoren im Franchise-Format unterstützt wird. Es gibt keinen Auf- und Abstieg, nur eine Qualifikation nach finanziellen Gesichtspunkten. Für diese Liga spielten immerhin schon ehemalige Weltstars wie Alessandro del Piero, David Villa und Robbie Fowler, die durchaus beträchtliche Zuschauerzahlen anzogen.

Für Gatt ist der nun bevorstehende Asien-Cup auch eine Art Barometer, wie weit sein Lieblingssport im Land denn nun wirklich gekommen ist: „Der Verband erwartet bei den 32 Spielen insgesamt rund 500 000 Zuschauer in den Stadien. Daran wird man sich messen lassen müssen.“

Der Asien-Cup ist das mit Abstand größte Fußball-Event, das jemals in dem 24-Millionen-Einwohner-Land stattgefunden hat. Und es ist so eine Art kleine Kompensation für die große Enttäuschung, was die WM 2022 betrifft. Australien hatte sich als Ausrichter beworben und galt im Vorfeld der Vergabe bei vielen als Topfavorit. Dass Katar am Ende den Zuschlag erhielt, war eine schlimme Niederlage. Als weitaus schlimmer betrachten es die australischen Funktionäre aber noch heute, dass sie von der Fifa-Exekutive nur eine einzige Stimme erhielten. So verheerend ist vielleicht noch nie ein Bewerber durchgerasselt.

In den Straßen von Sydney hängt kein einziges Plakat, das auf den Asien-Cup hinweist

Entschuldigungen wurden gesucht. Zum Beispiel der Zeitunterschied, denn der europäische Werbemarkt habe mit Spielen früh morgens oder spät in der Nacht nichts anfangen können. Später kam auch noch heraus, dass nicht nur Katar möglicherweise falsch gespielt hatte. Auch Australien habe mit einer halben Million Dollar Investitionshilfe versucht, Funktionär Jack Warner aus Trinidad und Tobago auf seine Seite zu ziehen. Wahrscheinlicher ist es, dass Australiens Weg zum Fußball-Land doch beschwerlicher ist, als es sich Enthusiasten wie der Reporter Ray Gatt ausmalen. In den Straßen von Sydney hängt kein einziges Plakat, das auf die Veranstaltung hinweist. Im Fernsehen gibt es keinerlei Vorberichterstattung.

Ohnehin geraten die Organisatoren bei all ihren Bemühungen an natürliche Grenzen. So ließ die usbekische Mannschaft dieser Tage entrüstet eine Trainingseinheit ausfallen, weil auf dem zugewiesenen Trainingsgelände keine Fußballtore zur Verfügung standen. Im „Kogarak Oval“ im Norden Sydneys hätten die Usbeken schon auf Rugby-Tore schießen müssen.

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