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Du bist doch gar kein Arzt! Shannon Briggs geht aufgrund der seiner Meinung nach ungerechtfertigten Ferndiagnose seines Kontrahenten Witali Klitschko an die Decke. Foto: dpa

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Sport: Asthma-Patient will Doktor vermöbeln

Vor dem Duell zweier Box-Oldies teilt Herausforderer Shannon Briggs verbal gegen Witali Klitschko aus

Berlin - Witali Klitschko hat es sich längst abgewöhnt, tiefer als nötig in seine Zukunft als Berufsboxer zu blicken. Das verbietet ihm schon sein Alter von beinahe 40 Jahren. Und außerdem: Im Boxen weiß man nie. Am Samstag stellt sich ihm, dem Weltmeister im Schwergewicht nach WBC-Version, Shannon Briggs in den Weg. Doch der Kampf in Hamburg (22.10 Uhr, live bei RTL) sollte bei normalem Verlauf einer Fortsetzung der Karriere des Ukrainers nicht im Wege stehen. Noch nicht. „Ich fühle mich wie 25 – nur wenn ich in den Pass schaue, sehe ich, dass ich bald 40 werde“, sagte Klitschko unlängst.

Den einen oder anderen interessanten Kampf gäbe es da noch. Für den 17. Dezember ist ein WM-Ausscheidungskampf zwischen Odlanier Solis (Kuba) und Ray Austin (USA) in Miami geplant. Der Sieger aus diesem Duell wird Pflichtherausforderer von Witali Klitschko. Dessen Manager Bernd Bönte hatte vor Kurzem bestätigt, dass der nächste Kampf seines Mandanten eine Pflichtverteidigung werden soll.

Zunächst aber probiert sich Shannon Briggs am älteren der Klitschko-Brüder. Briggs ist ein in der Szene bekannter Puncher, Lautsprecher und Dopingsünder. Vor vier Jahren hatte Briggs den Weißrussen Sergei Liachowitsch als WBO-Weltmeister entthront. Bei seiner ersten Titelverteidigung sieben Monate später verlor er den Titel an den Russen Sultan Ibragimow. Daraufhin wollte Briggs seine Karriere beenden. Allerdings kehrte er im Dezember vorigen Jahres in den Boxring zurück. Sein K.-o.-Sieg gegen Marcus McGee (USA) wurde im Nachhinein als wertungslos erklärt, da dem an Asthma leidenden Briggs die Einnahme verbotener Substanzen nachgewiesen wurde. Er erhielt daraufhin eine Sperre von 90 Tagen.

Briggs aus dem New Yorker Stadtteil Brooklyn ist wie Klitschko in die Jahre gekommen. Umso nötiger erscheint es dem 39-Jährigen, im Vorfeld verbal zuzuschlagen. Nachdem Klitschko die Asthma-Krankheit seines Kontrahenten als „gute Ausrede für eine Niederlage“ bezeichnet hatte, polterte Briggs zurück. Anfang der Woche in Hamburg beschimpfte der Amerikaner den Weltmeister wüst. „Du bist ein Lügner, du bist gar kein Doktor, du hast von Asthma keine Ahnung“, maulte Briggs. Und tönte: „Es tut mir leid, es war die falsche Wahl. Du wirst auf einen Kämpfer treffen, wie du ihn noch nicht kennst. Ich kann schlagen, boxen und einstecken.“

Zuletzt stand Briggs im Mai 2010 im Ring und feierte gegen seinen Landsmann Rob Calloway einen vorzeitigen Sieg. Von seinen 58 Profikämpfen hat Briggs 51 gewonnen (bei insgesamt 45 Knockouts). 27 seiner Kämpfe gewann er durch Knockout in der ersten Runde. Hinter ihm liegt ein fast achtwöchiges Trainingslager. „Ich war noch nie so gut vorbereitet wie für diesen Kampf“, sagte Briggs: „Wenn ich mit Witali am Samstag fertig bin, kann man mir im Anschluss gleich Wladimir bringen.“

Witali Klitschko ist zu lange im Geschäft als sich von solchen Sätzen provozieren zu lassen. „Ich bin in Spitzenform“, sagte er nur und blickte gelassen in die Runde. Offensiver äußerte sich sein Trainer Fritz Sdunek. Man sei zwar gewarnt durch die Bilanz von Briggs, aber eine Frage, wer diesen Kampf gewinnt, gebe es für ihn nicht. „Briggs ist in den ersten Runden sehr gefährlich, aber ab der fünften oder sechsten Runde hat Witali dank seiner besseren Kondition enorme Vorteile“, sagte Sdunek. „Es ist dann eine Frage der Zeit, bis er den K.o. erzielt.“

Witali Klitschko hat bislang 42 Profikämpfe bestritten und davon hat er 40 gewonnen (38 durch Knockout). Alles andere als eine Verbesserung dieser Bilanz wäre ein Überraschung.

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