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Sport: ASVEL Villeurbanne - Alba Berlin: Wenn der Held das Spiel verliert

Als Ulrike aus Oberhausen vor 24 Jahren nach Frankreich kam, ahnte sie noch nicht, dass der Basketballsport in ihrem Leben bald eine wichtige Rolle spielen würde. Nun steht die blonde Frau um Mitternacht neben Greg Beugnot in einem Nebenraum der Basketballhalle "Astroballe" in Lyon und hilft dem Coach von ASVEL Villeurbanne, wenn ihn mal wieder seine Deutschkenntnisse verlassen.

Als Ulrike aus Oberhausen vor 24 Jahren nach Frankreich kam, ahnte sie noch nicht, dass der Basketballsport in ihrem Leben bald eine wichtige Rolle spielen würde. Nun steht die blonde Frau um Mitternacht neben Greg Beugnot in einem Nebenraum der Basketballhalle "Astroballe" in Lyon und hilft dem Coach von ASVEL Villeurbanne, wenn ihn mal wieder seine Deutschkenntnisse verlassen. "Wir hatten viel, äh Schatz, comment a dire?", fragt Greg Beugnot. "Glück", erklärt Ulrike aus Oberhausen. Sie ist inzwischen mit dem Basketballtrainer verheiratet und hat zwei Kinder, die zweisprachig aufwachsen. Ihr Ehemann kann inzwischen auch ganz ordentlich auf Deutsch parlieren. Greg Beugnot steht neben dem Tresen, an dem erstmals in diesem Jahr der Beaujolais ausgeschenkt wird, und analysiert in breitem Deutsch-Französisch: "Eine Aktion hat das Spiel entschieden."

Teoman Öztürk wird das nur ungern hören. Der Centerspieler von Alba Berlin war in der angesprochenen Szene Hauptdarsteller. Elf Sekunden vor der Schlusssirene (71:72) hatte der 32-Jährige nach einem verworfenen Freiwurf des Franzosen Jim Bilba für den Bruchteil einer Sekunde nicht aufgepasst und seinen Gegenspieler Art Long nicht mit dem Körper aus der Zone unter dem Korb herausgehalten. Villeurbannes Centerspieler schnappte sich den Ball und dunkte ihn zum Endstand von 74:71 in den Korb. "Da lief alles schief, was schief laufen kann", ärgerte sich Öztürk. Noch ein schnelles Foul an Derrick Phelps, schon war Albas dritte Auswärtsniederlage in Serie besiegelt. "Nicht Villeurbanne hat das Spiel gewonnen", sagt Mutapcic, "wir haben das Spiel verloren." Dabei hatten die Berliner im letzten Viertel mit einer kraftraubenden Serie einen Rückstand von 14 Punkten in einen Vorsprung von drei Punkten umgewandelt. Vergeblich.

"Immer liegt es an Kleinigkeiten", ärgerte sich Mutapcic. In Villeurbanne hatte sich Marko Pesic im Abschlusstraining an seiner linken Wurfhand verletzt. Im Spiel kam der Aufbauspieler dann in 32 Minuten auf lediglich zwei Punkte. Henrik Rödl und Drazan Tomic blieben in der Offensive mit insgesamt zwei Punkten ebenfalls schwach. Da nutzte auch die vorzügliche Leistung von Derrick Phelps (27 Punkte) wenig. Den Berlinern fehlte in der entscheidenden Phase Selbstbewusstsein und Abgeklärtheit. Obwohl Mutapcic so abgeklärte Spieler wie den 36-jährigen Wendell Alexis in den Reihen hat, mangelt es Alba auch an Erfahrung im Umgang mit knappen Situationen. Schließlich sagt der Trainer: "Mit Tomic und Sokoup haben wir wieder eine neue Mannschaft."

Mutapcic hatte in der Endphase eigens Öztürk eingewechselt, damit dieser das Spiel mit dem letzten Wurf entscheiden kann. "Damit hatte ich nicht gerechnet", gibt Villeurbannes Trainer zu. Öztürk sollte zum Helden werden - und verlor das Spiel.

"Wir haben die Qualität, Auswärtsspiele zu gewinnen, aber wir brauchen auch mal Glück", sagt Mutapcic. Mit zwei Siegen und drei Niederlagen rutschten die Berliner in der Gruppe A auf den sechsten Platz zurück. Nach dem frustrierenden Erlebnis von Lyon muss Albas Trainer sein Team schnell wieder aufrichten, denn schon heute (Max-Schmeling-Halle, 15.30 Uhr) treten die Berliner gegen die Opel Skyliners aus Frankfurt an. "Ein schweres Programm", stöhnt Öztürk, "aber da müssen wir durch." Danach wartet immerhin eine zweiwöchige Länderspielpause auf die gestressten Spieler.

Vielleicht trösten Alba auch die Worte von Villeurbannes Trainer. "Die Mannschaft ist besser als ihr Tabellenplatz", findet Beugnot, "Alba kann um Platz zwei bis drei mitspielen." Der Franzose könnte sich sogar vorstellen, eines Tages ein deutsches Team zu trainieren. "Die Spieler dort sind disziplinierter als in Frankreich." Überhaupt hört man beim Thema Deutschland nur Gutes aus seinem Mund. Was allerdings auch an einer gewissen Ulrike aus Oberhausen liegen dürfte.

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