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Uns hält keiner auf. Yuki Nagasato (vorn) und Turbine Potsdam werden am Montag wohl mal wieder Meister.Foto: dpa

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Sport: Auch durch Risse nicht zu stoppen

Turbine Potsdam steht vor dem vierten Titel in Folge.

Berlin - Gut zehn Monate sind vergangenen seit dem Ende der Fußball-WM der Frauen. Viel sollte das Turnier verändern, besonders in der Bundesliga. Vor dem letzten Spieltag der Saison lässt sich sagen, dass zumindest sportlich fast alles beim Alten geblieben ist: Der 1. FFC Frankfurt hat den nominell stärksten und teuersten Kader, die Meisterschaft dürfte aber zum vierten Mal in Folge an Potsdam gehen. Turbine führt die Tabelle an, den ersten Platz dürfte die Mannschaft von Trainer Bernd Schröder gegen Schlusslicht Lok Leipzig am Pfingstmontag im Karl-Liebknecht-Stadion, (14 Uhr, live im RBB) kaum mehr verspielen.

„Es ist ganz erstaunlich, wie es Turbine immer wieder schafft, nach vielen Abgängen wieder eine erfolgreiche Mannschaft aufzubauen“, sagt Hannelore Ratzeburg, für den Frauenfußball zuständige Vizepräsidentin des Deutschen Fußball-Bunds. Nicht nur für Ratzeburg ist Potsdams voraussichtlicher Triumph „eine Überraschung“. Turbine lag zwar den größten Teil der Saison vorne, allerdings herrschte zwischenzeitlich Unruhe in Bernd Schröders Mannschaft. Ende Februar wurde bekannt, dass die drei Nationalspielerinnen Viola Odebrecht (nach Wolfsburg) sowie Bianca Schmidt und Babett Peter (beide nach Frankfurt) Potsdam in diesem Sommer verlassen werden. „Das gab einen Riss in der Mannschaft“, sagt Schröder. Erst ein Schlussspurt mit fünf Siegen hintereinander brachte das Team des 69-Jährigen zurück auf Titelkurs. Allerdings sieht Schröder den Schlüssel für den Erfolg auch in der Schwäche der Konkurrenz: „Wenn man vier Jahre hintereinander mit jeweils völlig unterschiedlichen Mannschaften Meister wird, müssen die anderen ganz schön blind sein.“

Folgt man Schröders Sichtweise, dann sind die Spielerinnen des VfL Wolfsburg die Einäugigen unter den Blinden. Gerade einmal ein Punkt trennt den VfL nach 21 von 22 Spieltagen von Turbine. Der für Frauenfußball zuständige Wolfsburger Geschäftsführer Thomas Röttgermann glaubt trotzdem nicht an eine Sensation am letzten Spieltag: „Es ist extrem unwahrscheinlich, dass sich Turbine das noch nehmen lassen wird. Wir gratulieren dem verdienten Meister.“ Auch wenn es am Ende wohl nur zu Platz zwei reicht, darf sich der VfL als einer der Gewinner der Saison fühlen. Die höher eingeschätzte Konkurrenz aus Frankfurt und Duisburg konnte der Klub hinter sich lassen, am vergangenen Spieltag stellten die Wolfsburgerinnen beim 1:0 gegen 1. FFC Frankfurt mit 8689 Zuschauern einen Bundesligarekord auf. „Da sieht man, was Frauenfußball mit den richtigen Rahmenbedingungen bewegen kann“, sagt Röttgermann, der aber die „Nicht-Aufmerksamkeit“ beklagt, die dem Frauenfußball nach den hervorragenden WM-Einschaltquoten im Fernsehen zuteil wird. „Hätte man da eine Brücke gebaut, hätte man Zuschauer rüberziehen können“, sagt Röttgermann.

In den Stadien verzeichnet die Liga im Vergleich zur Vorsaison eine Steigerung der Zuschauerzahlen um rund 26 Prozent – was Bernd Schröder allerdings nicht sehr beeindruckt. „Wissen Sie, woran wir in der DDR gescheitert sind? An Prozenten“, sagt Schröder. „Wenn jemand erst 100 Zuschauer hat und dann 200, ist das eine Steigerung um 100 Prozent. Solche Rechnungen sind kontraproduktiv.“ Besonders die Frauenteams der Männerbundesligisten Bayer Leverkusen, Bayern München, SC Freiburg oder Hamburger SV ziehen nur wenige Zuschauer an. Kürzlich gab der HSV bekannt, er werde seine Frauen aus der Bundesliga zurückziehen. Auch in puncto finanzieller Sicherheit hat sich also nicht allzu viel verändert.

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