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Sport: Auch ohne Oscar der Größte

Der Größte war gerührt. Assistiert von Mariah Carey und Schauspielstar Will Smith schlurfte Muhammad Ali unter einem Konfettiregen zum finalen Höhepunkt auf die Bühne, wandte sein zittriges Haupt dem gebannten Auditorium zu und hauchte leise hörbar ins Mikrofon: "Ich danke euch allen fürs Kommen.

Der Größte war gerührt. Assistiert von Mariah Carey und Schauspielstar Will Smith schlurfte Muhammad Ali unter einem Konfettiregen zum finalen Höhepunkt auf die Bühne, wandte sein zittriges Haupt dem gebannten Auditorium zu und hauchte leise hörbar ins Mikrofon: "Ich danke euch allen fürs Kommen." 3300 geladene Gäste erhoben sich noch einmal ehrfurchtsvoll aus ihren weichen Sesseln, erwiderten sein Dankeschön mit warmherzigem Beifall und verließen nicht weniger gerührt den gigantischen Grand Ballroom des nagelneuen Kodak Theater, vor dem am Samstag das erste Mal der rote Teppich ausgerollt worden war.

Der 60. Geburtstag des einstigen Box-Weltmeisters im Schwergewicht jährt sich zwar erst am nächsten Donnerstag. Da jedoch TV-Sender CBS die Gala am Vortag als Aufzeichnung ausstrahlen will, lud Hollywood schon fünf Tage eher zur glamourösen Birthday Celebration. Weniger der Sport, als vielmehr das Musik- und Filmbusiness gaben sich dabei neben zahlreichen Freunden, Verwandten und Bekannten die Ehre. Von Alis früheren Herausforderern im Boxring hatte keiner eine Einladung erhalten. Repräsentiert wurde die Königsklasse des Berufsboxens durch Wladimir Klitschko. Doch bestimmt nicht nur deswegen war der Weltmeister nach Version der WBO überwältigt von dem glanzvollen Abend, den er aus der sechsten Reihe hautnah miterlebte.

"Ich bin restlos fasziniert und glücklich, hier dabei gewesen zu sein. Das war die beste Show, die ich jemals erlebt habe", schwärmte der promovierte Sportwissenschaftler aus dem Hamburger Universum Boxstall, der nach dem Festakt mit seinem Idol noch einige Minuten unter vier Augen plauderte. "Du bist auf dem richtigen Weg zu einem ganz Großen. Deine Zeit wird kommen", versicherte ihm Ali und versprach, bei einem seiner nächsten Kämpfe am Ring zu sitzen.

"Ali, Ali, Ali" riefen die Partygäste wie damals seine Anhänger in den Arenen bei seinen legendären Kämpfen, als der von der Parkinsonschen Krankheit gezeichnete ehemalige Champion mit seiner Frau den Saal betrat, in dem am 24. März erstmals auch die Oscar-Verleihung zelebriert werden wird.

Rechts von der Bühne allein mit Lonnie sitzend, verfolgte Ali wachen Auges mit wechselnder Mimik und Heiterkeit erregenden Gesten das 80-minütige Programm aus Musik, filmischen Reminiszenzen und Huldigungen. Jede Einlage reflektierte einen Abschnitt seines unvergleichlichen Lebens. Dass zugleich der seit vier Wochen in den US-amerikanischen Kinos nur mit mäßigem Erfolg laufende Ali-Film, der am 9. Februar auf der Berlinale seine Deutschland-Premiere erlebt, einen Promotionsschub erhalten sollte, war bei den Auftritten von Ali-Darsteller Smith oder von Jamie Foxx und Jon Voight niemand entgangen.

Paul Simon hatte den Sangesreigen mit einer eigenen Ali-Hymne eröffnet, Soul-Diva Nathalie Cole begeisterte wie Mariah Carey mit ihrem neu interpretierten Happy Birthday Song. Ob US-Außenminister Colin Powell, John Travolta, Sidney Poitier oder Sylvester Stallone - sie alle verneigten sich vor dem "populärsten Bewohner der Erde". Ali sei ein Mensch der Liebe, der Hoffnung und des Verständnisses, sagte Portier in seiner Laudatio. Für Stallone bleibt Ali auch ohne Oscar für immer der Größte. Und Smith behauptete gar: "Ali ist der einzige Amerikaner, der weltweit in jedem Wohnzimmer willkommen ist."

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