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Sport: „Auch ohne Training spiele ich gut“

Thomas Haas über sein Verletzungspech, seine Saison und die letzte Chance zur Masters-Qualifikation

Herr Haas, morgen beginnt das Turnier in Paris-Bercy, in dem sich entscheidet, wer noch beim Masters-Cup vom 11. bis 18. November in Schanghai dabei sein wird. Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein?

Paris spiele ich immer ganz gerne. Die Spannung ist extrem groß: Sieben oder acht Spieler haben noch eine realistische Chance sich zu qualifizieren. Ich fühle mich gut, aber mein Körper hat in der letzten Woche auch viel verkraften müssen. Da muss ich mental stark bleiben.

Stimmt es, dass Sie zurzeit wegen der Schulterverletzung kaum trainieren können?

Ich gehe eigentlich nur für die Spiele auf den Platz, fünf Minuten vorher zum Einspielen. Ich kann höchstens eine halbe Stunde am Tag trainieren. Nach langen Matches ist die Schulter oft müde. Der Daviscup hat der Schulter nicht gutgetan. Es war auf Sand, die Bälle waren schwer. Aber dann in Stockholm habe ich wieder ohne Training super gespielt.

Beeinträchtigt Sie das beim Spiel?

Sobald ich auf den Platz gehe, blende ich das eigentlich aus. Da bin ich voll da. Erst hinterher merke ich wieder die Probleme. Ich muss jetzt das Ende der Saison abwarten, um die Ursachen herauszufinden. Wenn ich das Masters erreichen würde, hieße das natürlich auch eine kürzere Winterpause und weniger Vorbereitung für die Australien Open.

Aber das Masters-Finale ist trotzdem eines ihrer großen Ziele?

Es ist nach wie vor mein großes Ziel mal ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. Das hat schon noch einen höheren Rang. Aber das Masters ist eine schöne Bestätigung zum Ende des Jahres. Es zeigt dir, dass es wirklich ein gutes Jahr war.

Und war es das für Sie?

Wenn ich heute zurückblicke, hat sich fast alles, was ich mir vor einem Jahr vorgenommen hatte, erfüllt. Das Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers gleich zu Beginn des Jahres in Australien, die Titelverteidigung in Memphis. Dann das Achtelfinale in Wimbledon, als ich dann leider nicht antreten konnte. Der Davis-Cup lief insgesamt auch super. Und jetzt noch das Viertelfinale in New York. Es war ein sehr gutes Jahr.

Wenn sie fit sind, können sie auch vorn mithalten. Fällt es Ihnen schwer, nach den zahlreichen Verletzungen immer wieder zurückzukommen?

Ich bin das ja inzwischen gewohnt. Es sticht mir nicht mehr ins Herz, wenn ich mal vier oder sechs Wochen aussetzen muss. Ich kenne meinen Körper sehr gut und weiß genau wie ich mit ihm umgehen muss, um wieder fit zu werden.

Finden Sie es nicht ungerecht, dann einen Roger Federer zu sehen, der wie in jeder Hinsicht auch körperlich überlegen scheint und noch nie ernsthaft verletzt war?

Ich bin da nicht neidisch. Andere sind nie verletzt und schaffen es trotzdem nicht unter die Besten der Welt. Man muss das immer wieder relativieren. Taylor Dent zum Beispiel, ein guter Freund von mir, wurde gerade wieder am Rücken operiert und weiß nicht, ob er je wieder Tennis spielen wird. Wenn man so etwas sieht, dann wirken die eigenen Probleme nicht mehr so schlimm.

Werden Sie im nächsten Jahr wieder Davis-Cup spielen?

Die Entscheidung halte ich mir offen. Es ist immer wieder eine große Ehre für mein Land anzutreten. Dieses Jahr hatte ich die beste Zeit beim Davis-Cup, die Jungs haben unmenschliche Leistungen gebracht. Leider war es am Ende auch meine Schuld, dass wir im Halbfinale gegen Russland ausgeschieden sind. Trotzdem sind wir als Mannschaft gewachsen und haben mit Südkorea eine gute Auslosung für das nächste Jahr. Ich muss mir das noch mal durch den Kopf gehen lassen.

Das Gespräch führte Anke Myrrhe

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